Die Anstalt (John Katzenbach)

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Nach über vier Monaten habe ich nun endlich meinen aktuellen Lesestoff – John Katzenbachs „Die Anstalt“ – beendet. Ich glaube damit habe ich einen neuen Nekativrekord erreicht. Aber was soll man auch machen, wenn man nur abends zum Lesen kommt und das Spannendste am Buch das Cover ist?

Die Geschichte um den Geisteskranken Francis „C-Bird“ Petrel, der in einen Mordfall verstrickt wird, ist interessant und stimmig erzählt. Leider verliert sich der Autor in unzähligen Einzelheiten und Beschreibungen, die die Geschichte um keinen Deut voranbringen. Somit wird die Handlung auf 750 Seiten gestreckt, was sich oftmals leider in ziemlicher Langeweile äußert. Auf 400 Seiten – und das ist für die Geschichte noch hoch gegriffen – komprimiert, wäre bestimmt eine spannende Sache daraus geworden. So habe ich mich leider über viele Seiten weiterquälen müssen.

Hervorheben muss man klar den Schreibstil. Dieser ist ungewöhnlich gut. Die Sätze ziehen sich teils über eine halbe Seite und entsprechen irgendwie dem verworrenen Klinikleben, das die Hauptfiguren durchleben müssen. Auch die Struktur des Romans (Francis erzählt die Geschichte und wird in der Gegenwart von den Geistern seiner Vergangenheit gequält) kann man durchaus als gelungen bezeichnen.

Gegen Ende habe ich einen großen Knall erwartet. Es wird soviel mit Geisteskrankheit und Wahrnehmung gespielt, zudem heißt das erste Kapitel „Der unzuverlässige Erzähler“ – ich hätte schwören können, dass letztendlich die Hauptperson selbst – oder zumindest ein Teil seiner schizophrenen Persönlichkeit – der Killer ist. Die eigentliche Auflösung ist dagegen unendlich schwach und langweilig. Schade, denn hier wurde wirklich Potential verschenkt.

Insgesamt ist „Die Anstalt“ ein gut geschriebener Roman, dessen Inhalt es leider nicht mit der Form aufnehmen kann. Mit viel gutem Willen vergebe ich 6/10 Punkte. Ob ich noch einmal etwas von John Katzenbach lesen werde: Ich wage es zu bezweifeln.

4 Gedanken zu “Die Anstalt (John Katzenbach)

  1. ich denke das buch ist ein gutes obwohl ich zuustimmen muss das das buch sehr zäh zu lesen ist …
    schade.
    Man erhofft sich so viel und immerwieder unterbrechen die kursivgeschriebenen Seiten indenen Francis wieder in der wirklichkeit ist die spannung… sie sind sehr langweilig zu lesen

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  2. Schlecht ist es sicher nicht. Dafür ist es zu gut geschrieben. Allerdings kann die Geschichte ihre Versprechen nicht einlösen. Wie schon gesagt hätte eine Kürzung dem Roman wirklich geholfen… so bleibt leider ein fader Nachgeschmack.

    Schön aber, dass ich mit meiner Meinung nicht alleine dastehe! 🙂

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  3. sehr schöne rezension. nur leider weiß ich jetzt immernoch nicht so recht, ob ich das buch lesen möchte oder nicht. zumindest bin ich zu einem schluss gekommen: es eilt nicht.
    einen blog ganz nach meinem geschmack hast du hier!
    vll schafft es meiner ja auch irgendwann so weit… aber dafür habe ich wohl noch einiges an rezensionen vor mir. ich nehme deinen fleiß über jahre zum vorbild.
    liebe grüße,
    http://etwasungewiss.wordpress.com/

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  4. Danke! Freut mich die Rezension deinen Geschmack trifft – ich bin im Nachhinein etwas unzufrieden damit, da ich mit dem Roman doch härter ins Gericht hätte gehen müssen. Insofern liegst du wohl nicht ganz falsch, wenn du dir mit dem Lesen etwas Zeit lässt.

    Dein Blog sieht übrigens auch interessant aus und ich werde bestimmt etwas darin stöbern! Abonniert ist dein Feed auf jeden Fall schon einmal… 🙂

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