Die Verurteilten – OT: The Shawshank Redemption

Es gibt einige hochkarätige Filme da draußen, die sich nicht so wirklich ins kollektive Gedächtnis der Zuschauer gebrannt haben. Zu diesen gehört Frank Darabonts „Die Verurteilten“ – und spätestens jetzt höre ich erste Protestschreie. Man darf jedoch nicht vergessen, dass ihr – die Leser dieses Beitrags – echte Filmfreunde seid. Ihr beschäftigt euch mit der Materie und setzt euch mit dem Medium auseinander. Spricht man jedoch den Einmal-im-Jahr-Kinobesucher auf „Die Verurteilten“ an, dann erntet man meist nur einen fragenden Blick.

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Unter Filmfreunden wird „The Shawshank Redemption“ dagegen schon seit Jahren zurecht gefeiert. Auch bei der gestrigen Sichtung – endlich auf einer dem Film gerecht werdenden DVD – war ich wieder verblüfft, wie perfekt Darabont den Film umgesetzt hat. Das fängt schon beim Drehbuch an, das eine unglaublich gut funktionierende Dramaturgie besitzt. Selbst die Zeitsprünge – immerhin über einen Zeitraum von 20 Jahren – werden elegant und beinahe schon nebenbei in die Geschichte eingeflochten. Hier merkt man das Zusammenspiel mit der Inszenierung. Wieder perfekt. Keine Spielereien, keine aufgesetzten Effekte. Altmodisches Erzählkino im allerbesten Sinne.

Die Geschichte nach Steven King entwickelt eine unglaubliche Sogwirkung, was klar den wunderbar gezeichneten und gespielten Figuren zu verdanken ist. Tim Robbins und Morgan Freeman erweisen sich als perfekte Besetzung. Da ist es wieder. Das kleine Wörtchen pefekt. Es gibt meiner Meinung nach wirklich nur wenige Filme, die man in allen Kategorien als fehlerfrei bezeichnen kann – eben als perfekt.

Selbst die anscheinend nicht sonderlich originelle Handlung hat sich zum Archetypen des Gefängnisfilms entwickelt. Sieht man sich heute thematisch verwandte Geschichten an, dann wird man schnell feststellen, dass „Die Verurteilten“ Pate stand. Man nehme nur einmal „Prison Break“ – die Kameraflüge über das Gefängnis, die archetypischen Charaktere, selbst der Fluchtversuch. Ohne Darabonts Meisterwerk wäre die Serie in dieser Form wohl nicht denkbar gewesen.

„Die Verurteilten“ sei allein Filmfreunden – und solchen, die es werden wollen – wirklich ans Herz gelegt. Wunderbar gespieltes und inszeniertes Erzählkino der alten Schule. Ein perfektes Filmerlebnis mit magischen Szenen: 10/10 Punkte.

Vier Hochzeiten und ein Todesfall – OT: Four Weddings and a Funeral (1994)

Mike Newells „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ habe ich zum ersten Mal mit 14 Jahren im Kino gesehen. Der Auslöser war die Rolle von Rowan „Mr. Bean“ Atkinson, den ich damals ganz toll fand. Nach dieser ersten Sichtung war ich einerseits enttäuscht, dass der Part des Komikers so klein ausgefallen ist, andererseits fand ich den restlichen Film überraschend gut gelungen. Zumindest für eine romantische Komödie, mit denen ich in diesem Alter noch recht wenig anzufangen wusste.

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In den folgenden Jahren habe ich „Vier Hochzeiten und ein Todesfall“ erstaunlich oft gesehen, wobei mir besonders die Figuren und die Atmosphäre des Films ans Herz gewachsen sind. Inzwischen sind seit der letzten Sichtung einige Jahre vergangen. Doch da ich die Nachfolger aus der Feder von Richard Curtis („Notting Hill“ und „Tatsächlich… Liebe“) recht gelungen fand, wurde es meiner Meinung nach einmal wieder Zeit für eine Auffrischung der Erinnerungen. Umso passender, dass es den Film zurzeit für gerade einmal 2,99 € bei Weltbild (auch in den Ladengeschäften) gibt.

Auch heute noch kann mich der Beziehungsreigen um die Gruppe von sympathischen Hochzeitsgängern begeistern. Der Aufbau ist geschickt: Aller Figuren werden über einen Zeitraum von ca. 18 Monaten begleitet. Allerdings werden nur Hochzeiten (und eine Beerdingung) gezeigt. Die Charakterisierung bleibt deswegen gerade so oberflächlich, dass man der Handlung einige Logikfehler verzeihen kann, und geht doch so tief, dass einem die Figuren ans Herz wachsen. Meiner Meinung nach sehr schön gelöst.

Die Geschichte ist eigentlich ziemlich simpel und fast schon vernachlässigbar. Der Film lebt von den Figuren und der Atmosphäre auf den Feiern. Dort stolpern die Charaktere teils etwas unbeholfen herum, was Erinnerungen an eigene Erlebnisse mit großen Festen dieser Art aufkommen lässt. Allerdings sieht die Bilanz bei mir etwas anders aus: Ich war schon auf mehr Beerdigungen als Hochzeiten. Sollte mir das zu denken geben?

Zwar merkt man dem Film sein Alter von inzwischen 13 Jahren in manchen Szenen schon an, doch gefällt er mir heute immer noch sehr gut. Damals war Hugh Grants trottelig charmante Art eben noch eine echte Neuerung. Insofern kann man den Film durchaus als Klassiker unter den RomComs bezeichnen: 8/10 Punkte.