Mad Max: Fury Road (2015)

Unglaublich, ich habe es tatsächlich einmal wieder ins Kino geschafft! Dabei hatte ich es beinahe schon aufgegeben „Mad Max: Fury Road“ noch auf der großen Leinwand zu sehen. Zur Wahl stand die synchronisierte Fassung ganz pompös in IMAX und 3D – oder die Originalversion im kleinen Fremdsprachenkino (der Saal fasst 25 Zuschauer) in 2D. Da fiel die Wahl nicht schwer! Ob sich der audiovisuell bombastische Film trotz der technischen Beschränkungen in mein filmisches Herz spielen konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Was für ein Brett von einem Film! Bereits während des Prologs fühlte ich mich in meinen Sitz gepresst und war beinahe nicht imstande die Flut an audiovisuellen Informationen zu verarbeiten. Man kann den unbedingten Überlebenswillen Max Rockatanskys beinahe körperlich spüren. Der Film schert sich nicht um Konventionen und wirft uns ohne Vorgeplänkel ins Geschehen – und es soll eine weitere Stunde vollgepackt mit knallharter Action vergehen, bis wir erstmals eine Verschnaufpause bekommen. Glücklicherweise baut Regie-Veteran George Miller auch in die Actionszenen ausreichend charakterdefinierende Momente ein, um uns emotional zu involvieren und mit auf diese epische Reise zu nehmen: What a lovely day!

Im Gesamtkontext der „Mad Max“-Saga reiht sich der Film überall und nirgendwo ein. Es gibt keinen kausalen Zusammenhang und doch fühlt sich der jüngste Teil der postapokalyptischen Reihe nicht so an, als seien seit dem umstrittenen „Mad Max: Beyond Thunderdome“ bereits 30 Jahre vergangen. Der Film atmet den Geist der 80er Jahre und schaut sich exakt so, wie sich „The Road Warrior“ in meiner Erinnerung anfühlt. Auch inhaltlich liegen die beiden Filme wohl am engsten zusammen, wenngleich der Hauptcharakter in „Mad Max: Fury Road“ noch mehr wie der Mythos des Road Warriors wirkt als wie ein echter Charakter. Ein einsamer Westernheld, der nachdem er die Planwagen sicher ans Ziel gebracht hat, wieder im Sonnenuntergang verschwindet.

In der ursprünglichen Trilogie noch von Mel Gibson gespielt, verkommt der titelgebende Max im jüngsten Teil der Saga beinahe schon zur Nebenfigur – und dennoch kann Tom Hardy als vom Wahnsinn gezeichneter Überlebenskünstler überzeugen, wenngleich sein Gegrunze manchmal schon etwas zuviel des Guten war. Der eigentliche Star des Films ist zweifellos Charlize Theron, welche mit Imperator Furiosa einen der imposantesten Actionhelden (egal ob männlich oder weiblich) der jüngeren Kinogeschichte verkörpert. Ihr starker Wille kommt so glaubhaft rüber, dass es eine wahre Freude ist mitzuerleben, wie sie über sich selbst hinaus wächst. Neben Theron ist mir besonders Nicholas Hoult (genau, der kleine Junge aus „About a Boy“) aufgefallen, dessen Charakter Nux wohl die größte Entwicklung durchmacht. Einzig die Bösewichte bleiben im Action-Getümmel ein wenig blass und klischeehaft – allerdings im besten Sinne der 80er Jahre.

„Mad Max: Fury Road“ nun qualitativ im Vergleich zu den Vorgängern einzuordnen, fällt mir nicht leicht und ich werde mir die Filme in naher Zukunft, spätestens jedoch zur Veröffentlichung der Blu-ray des vierten Teils, noch einmal komplett ansehen müssen. Deshalb gibt es zu diesem Zeitpunkt eine Liste, die nach Erscheinungsdatum und nicht nach Qualität sortiert ist:

  1. „Mad Max“ (8 Punkte)
  2. „Mad Max 2: Der Vollstrecker“ (8 Punkte)
  3. „Mad Max 3: Jenseits der Donnerkuppel“ (7 Punkte)
  4. „Mad Max: Fury Road“ (8 Punkte)

Wenn ich mir meine bisherigen Bewertungen so ansehen, dann fühlt es sich an als hätte ich die „Mad Max“-Saga bisher eher zu streng bewertet. Auch der neueste Teil hat großen Eindruck auf mich gemacht, jedoch nicht so viel, als dass ich ihn über die klassische Trilogie hinausheben würde. Potential zur Steigerung ist auf jeden Fall vorhanden – und das nicht nur für diesen Film, sondern die gesamte Reihe. Es ist wohl das beste Zeichen, dass ich mir „Mad Max: Fury Road“ am liebsten jetzt gleich noch einmal anschauen würde: 8/10 Punkte.

Tatort: Der Himmel ist ein Platz auf Erden (2015)

Normalerweise geht der überall grassierende „Tatort“-Hype völlig an mir vorüber. Ich versuche es alle paar Jahre, doch der Funke will nie überspringen. Gestern war es schließlich einmal wieder soweit: Ein neues Ermittlerteam betritt die Bühne – und als Nürnberger muss man den ersten Franken-Tatort natürlich gesehen haben. Ob denn „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ meine Meinung zur erfolgreichen Krimireihe revidieren konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Ich komme gleich zum Punkt: Nein, auch der Franken-Tatort konnte mich nicht bekehren. Ich bin mir sogar sicher, dass ich „Der Himmel ist ein Platz auf Erden“ ohne den Schauplatz Nürnberg nicht zu Ende geschaut hätte. Vielleicht bin ich gerade einfach zu verwöhnt von „The Wire“, doch das was ich gestern über 90 Minuten verfolgt habe, war einfach biederste Krimikost ohne jeglichen Kniff – dabei wären durchaus spannende Ansätze vorhanden gewesen und Nürnberg als Setting hat mir naturgemäß auch sehr gut gefallen. Leider war die Identifikation der einzelnen Schauplätze dann auch das Interessanteste an der ganzen Geschichte.

Mit Felix Voss (Fabian Hinrichs) hätte man die perfekte Gelegenheit gehabt, Elemente einer Culture-Clash-Komödie in die Handlung zu integrieren. Immerhin kommt der Kriminalhauptkommissar aus dem fernen Hamburg in die Frankenmetropole. Leider wird diese Möglichkeit nahezu komplett außer Acht gelassen. Einzig durch das fränkische Urgestein Mathias Egersdörfer, der den Leiter der Spurensicherung spielt, zeigt sich ein wenig fränkisch-herber Charme auf dem Bildschirm. Auch die Figur von Kriminalhauptkommissarin Paula Ringelhahn (Dagmar Manzel) besitzt Potential und ist, was man von einigen Nebenfiguren nicht behaupten kann, wirklich gut gespielt. Leider jedoch bleibt auch dieser Charakter größenteils blass.

Was den Fall selbst angeht, so macht dieser wahrlich keine Freude. Nach einer nur zu offensichtlich gelegten falschen Fährte ist die tatsächliche Auflösung – wenn man sie nicht ohnehin schon nach den ersten Minuten erahnt hat – so trivial und bereits unzählige Male dagewesen, dass die aufgesetzt wirkende pseudokünstlerische Inszenierung gleich doppelt plump wirkt. Man hat hier 90 Minuten zur Verfügung und macht nicht mehr daraus, als zweitklassige US-Krimiserien à la „The Mentalist“ oder „Bones“ in der Hälfte der Spielzeit schaffen. Wirklich enttäuschend. Die Verwendung von Elementen des „Mulholland Drive“-Soundtracks ist mir zudem übel aufgestoßen, könnten die beiden Filme inhaltlich, stilistisch und qualitativ doch nicht weiter auseinander liegen.

Insgesamt hat sich mein Vorurteil dem „Tatort“ gegenüber leider bestätigt. Ich werde mit dieser Art der abgehangenen Krimiunterhaltung einfach nicht warm. Wenn ich dann lese, dass unser tolles Feuilleton diesen 08/15-Fernsehfilm mit der Nouvelle Vague eines François Truffaut vergleicht, dann spricht auch das Bände. Letztendlich bleibt ein nett gefilmter Krimi mit langweiligem Plot und ausbaufähigen Charakteren. Ziemlich durchschnittlich eben – und nur Nürnberg als Drehort wird mir im Gedächtnis bleiben: Es war schon toll die Straßen, auf denen man nahezu täglich unterwegs ist, als Schauplatz in einem Fernsehfilm zu sehen. Aufgrund der lokalpatriotischen Umstände will ich gnädig sein: 5/10 Punkte.