Der Zauberer von Oz/Das zauberhafte Land – OT: The Wizard of Oz (1939)

Gestern Abend habe ich einmal wieder eine filmhistorische Lücke geschlossen. Ich habe „Der Zauberer von Oz“ gesehen. Ausschließen, dass irgendwann in meiner Kindheit bereits eine Sichtung erfolgt ist, kann ich allerdings nicht. Wie sollte ich das auch? Die Geschichte um Dorothy ist bereits so im kollektiven popkulturellen Bewusstsein verankert, dass ich nicht mehr sagen könnte, wo und wann ich bestimmte Ausdrücke, Musikstücke, Szenen, Figuren etc. schon einmal gesehen habe.

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Oft sieht man sich sogenannte Klassiker an und denkt: Schön und gut. Ist ja alles ganz nett, aber wenn dies kein Klassiker wäre, dann hätte ich mich da niemals durchgequält. Dann wiederum gibt es Klassiker, in denen man sich sofort zu Hause fühlt. Man versteht instinktiv, warum sich dieser spezielle Film im Bewusstsein der Zuschauer festgesetzt hat. Zu dieser Art von Film gehört „Der Zauberer von Oz“. Ein naives, unglaublich charmantes und grandios inszeniertes Märchen.

Allein im filmhistorischen Kontext ist der Film höchst interessant. Ein Technicolor-Film, dessen kompletter erster Akt in Sepia gehalten wird. Damals bestimmt eine gewagte Entscheidung, die das Betreten der zauberhaften Welt von Oz für Millionen von Zuschauern unvergesslich gemacht hat – eine Szene, die ihre Entsprechung in Mamoru Oshiis „Avalon“ (2001) fand. Der Einsatz von leinwandfüllenden Matte Paintings und anderen tricktechnische Meisterleistungen (z.B. der Tornado) macht den Film heute für SFX/VFX-Interessierte zu einem wahren Fundus an umgesetzten Innovationen. Von Masken, Kostümen, Kamerafahrten und und und einmal gar nicht zu reden. Allein diese Aspekte machen „Der Zauberer von Oz“ – zumindest filmhistorisch gesehen – zu einem Klassiker.

Die erzählte Geschichte ist inzwischen so in unserem Bewusstsein verankert, dass sie sich nicht mehr so leicht objektiv beurteilen lässt. Aber das muss sie auch nicht werden. Die Bilder und die Musik sprechen direkt unsere Emotionen an. Man taucht ein in dieses fremde, bunte Land und lässt die Eindrücke auf sich einwirken. Man betritt die Yellow Brick Road und begibt sich auf die Reise in das fremde und doch so bekannte Oz. Eine zauberhafte Reise mit zauberhafter Musik. Mit Witz und viel naivem Charme, der dem Film aber zugute kommt.

Ob ich nun bereits in Oz gewesen bin oder nicht. Für mich war die gestrige Sichtung ein echtes Erlebnis und ich kann jedem, der nun neugierig geworden ist, nur die grandios restaurierte Warner Special Edition empfehlen. Ein Klassiker, der diese Bezeichnung wirklich verdient hat: 10/10 Punkte.