Squid Game – Staffel 1

Nachdem ich mit „The Mandalorian“ eine Serie nachgeholt hatte, deren Hype momentan bereits am Abklingen ist, erwische ich „Squid Game“ noch auf dem Höhepunkt der Popularität. Wie ich den Hype einschätze und ob dieser gerechtfertigt ist, lest ihr in der folgenden Besprechung… 🦑

Squid Game | © Netflix

Squid Game | © Netflix

Der ungewöhnliche Hype um „Squid Game“

Ich wurde tatsächlich erst durch den Hype auf „Squid Game“ aufmerksam. Ein ungewöhnlicher Hype, den ich mir auch noch nicht so richtig erklären kann. Zwar gab es in den letzten Jahren durchaus ein paar südkoreanische Filmproduktionen, die auch bei uns ein größeres Publikum erreicht haben (das prominenteste Beispiel dürfte wohl „Parasite“ sein), doch ein Massenphänomen wie „Squid Game“ waren auch diese Filme nicht. Hinzu kommt, dass die Serie sozialkritisches Drama und Genrekino kombiniert und mit extremer Gewalt paart. Also auch eher Nischenthemen. Woher kommt also der Hype? Extremer Push durch den Netflix-Algorithmus? Hat die Berichterstattung den Hype befeuert oder ihn sogar entfacht? Alles daran wirkt kurios. Auch dass „Squid Game“ nun als alltagstaugliche Hype-Serie wahrgenommen wird. Dabei bietet sie neben dem Unterhaltungsaspekt auch Raum für schwere Themen und erinnert dabei deutlich mehr an „Parasite“ als an die „The Hunger Games“-Reihe, mit der die Serie auch häufiger verglichen wird. Wenn ich Artikel lese, dass die Serie nun selbst von jüngeren Schulkindern geschaut wird, dann hoffe ich, dass dies nur Teil der PR-Maschinerie von Netflix ist. Zumal einige der thematisierten Spiele ja auch bei uns bekannt sind und auch ohne Serienbezug auf dem Schulhof gespielt werden.

Lasset die Spiele beginnen!

Lässt man den Hype außen vor, dann wurde ich von der Serie bestens unterhalten. Und zwar was alle Emotionen angeht: Ich habe gelacht, mitgefühlt und gelitten. Teils konnte ich gar nicht hinschauen, so brutal sie die Tötungsszenen inszeniert. Liest man „Squid Game“ wörtlich, dann ist es eine hochspannende und perfide Serie, rund um verlorene Figuren, die um ihr Leben kämpfen. Richtig spannend wird es jedoch erst, wenn man die wenig subtile Parabel in das Seherlebnis einfließen lässt: Unsere kapitalistische Welt, in der das eine Prozent direkt und indirekt Einfluss auf die Existenz aller Untergeordneten in unserer Gesellschaft nimmt. Samt Zwischenschichten und im Keim erstickter Ausbrechversuche. Letztendlich kann ein(e) einzelne(r) Spieler*in nicht darüber entscheiden, aus dem System auszusteigen. Auch der Fakt, dass Kinderspiele im Fokus stehen, ist spannend. Nicht nur weil diese wunderbar einfach zu erklären sind, sondern auch weil Kinder diese oft ebenso verbissen spielen, als würde es um Leben oder Tod gehen.

Die Beziehungen der einzelnen Spieler*innen untereinander sind ebenfalls spannend. Da wird sich, wie in unserer Gesellschaft, aneinander abgearbeitet und das System selbst, von ein paar fruchtlosen Versuchen abgesehen, nicht weiter in Frage gestellt. Es steckt also mehr in der Serie, als man unter der Oberfläche aus grünen Jogging-Anzügen, pinken Uniformen, Blut und Gedärmen erwarten würde. Einzig der Handlungsstrang um den Polizisten fand ich ein wenig unnötig. An sich durchaus spannend und gelungen in Szene gesetzt, andererseits hätte man diesen jedoch auch komplett weglassen können. In der Parabel funktioniert er zwar als einer der wenigen Aufrechten, die das System zu bekämpfen versuchen, deren Scheitern am Ende jedoch unausweichlich ist. Zudem wird uns durch ihn ein Blick hinter die Kulissen des „Squid Game“ gewährt.

Fazit

Ich war zu Beginn der Serie wirklich skeptisch. Auch aufgrund des großen Hypes, den ich immer noch nicht nachvollziehen kann. Davon abgesehen hat mich „Squid Game“ aber wirklich begeistert. Die plakative Gesellschaftskritik erinnert an „Snowpiercer“, so manche Wendungen haben mich an „Die Taschendiebin“ denken lassen. Am meisten jedoch hat mich die Serie jedoch an „Parasite“ erinnert, auch wenn das Setting in großen Teilen ein ganz anderes ist. Was auch immer der Grund für den Hype ist, ich finde diesen bemerkenswert und die Entwicklung kann, neben all den reißerischen Schlagzeilen, nur positiv für internationale Serienformate sein. Auch davon abgesehen definitiv eine Serie, die mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird: 9/10 (8.6) Punkte.

19 Gedanken zu “Squid Game – Staffel 1

  1. Ha, da knalle ich doch direkt mein Review aus dem neuen Seriencheck drunter…

    Südkorea. Gegenwart. Alles scheiße. Zumindest für Seong Gi-Hun, der bei seiner Mutter lebt und ihr auf der Tasche liegt, prächtige Wettschulden angehäuft hat und seiner Tochter aus der geschiedenen Ehe nicht mal anständiges Spielzeugs zum Geburtstag kaufen kann. Da kommt die Rettung in Form einer Einladung zu einem zünftigen Ausscheidungswettbewerb mit 456 anderen Verzweifelten und der Aussicht auf einen Millionengewinn gerade richtig. Masken, Kinderspiele, klassische Musik, grellfarbene Anzüge, jeder hat seine eigene Nummer, Tötung bei Versagen – was will man mehr? Moment, Tötung bei Versagen???

    „Squid Game“ ist die erfolgreichste Serie auf Netflix, wird gehypt ohne Ende und von US-Late Night Talker Jimmy Fallon sklavisch verehrt – gleich drei Punkte, die einen kritisch stimmen müssen. Ist das nun supermegakrassgeil, vollkommen überbewertet oder quietschibunter Müll?

    Letzteres kann ich umgehend verneinen, denn sonst hätte ich sicher nicht alle neun Folgen durchgesehen. Die Show hat ihre Stärken und Schwächen, die Gewichtung sorgte bei mir denn letztlich deutlich eher für Wohlwollen als Enttäuschung. So ist die Inszenierung der Spiele das klare Highlight, welches mich auch am stärksten gefesselt hat. Die Beziehungen der Figuren untereinander, das Schmieden und Zusammenhalten von Grüppchen, die Versuche, den Gegner auszuschalten und manch unerwartete Wendung wissen ebenfalls zu überzeugen und zu unterhalten. Mit der Folge „Gganbu“ vermag die Show sogar ein emotionales Ausrufezeichen zu setzen. Der Nebenplot mit dem Polizisten, der dem ganzen Treiben auf die Schliche kommen will, lief hingegen bei mir eher so nebenbei und störte zumindest nicht.

    Aufgestöhnt habe ich bei manchen Figuren, die einfach over the top angelegt sind (ich lasse nur unter stillem Seufzen die Nummer 212 fallen), diverse Overacting-Momente, die für mich den Reiz von Ramen ohne Würzmischung und -öl hatten und die ganz, ganz üble Präsentation der ausländischen VIPs in der gleichnamigen siebten Episode, deren Dialoge ich selbst mit Durchfall nicht hätte schlimmer und schludiger schreiben können.

    Am Ende schaffte es jede Folge über die 5 Punkte, weil sich vieles ausglich. Für das Murmelspiel und das Finale ließ ich noch einen halben Zähler zusätzlich springen. Was mich zu dem Fazit bringt: Gut, aber nicht überragend. Und jetzt will ich eine deutsche Version mit Quartettspielen, Fußball mit einem Tennisball und mit der Schulwand als Tor sowie Mau Mau.

    GESAMTWERTUNG: 5,21 PUNKTE (gut)

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    • Oh, das ehrt mich aber, dass hier exklusiv der Seriencheck zur Serie erscheint. Jetzt habe ich das Bloggen durchgespielt oder? Sehr cool! 😊

      Deine Besprechung ist nicht nur extrem unterhaltsam geschrieben, es sind auch alles Punkte, die ich so unterschreiben kann. „Gganbu“ empfand ich, wie wohl die meisten Zuschauer*innen, auch als Höhepunkt der Serie. Auch weil sich hier schön gezeigt hat, dass die Show eben nicht (nur) von der extremen Gewalt lebt, sondern das Spiel bzw. das System eben das perfide ist.

      Das Overacting fand ich zu Beginn auch anstrengend (so geht es mir aber oft wenn ich in südkoreanische Produktionen einsteige), doch mit der Zeit kam es mir natürlich vor. Ist einfach anders als der reduziertere westliche Stil und hat mehr etwas von Theater. Bei den VIPs hatte ich zunächst den gleichen Gedanken, doch ist mir auch keine Lösung eingefallen, die wirklich zufriedenstellend gewesen wäre. Da fand ich die völlig lächerliche Überzeichnung eigentlich noch eine ganz gute Möglichkeit.

      Für mich auch keine Überserie, aber ich war doch noch deutlich begeisterter. Den Hype kann ich für mich dennoch nicht entschlüsseln. Da wäre eine Analyse der Zuschauerschaft nach Alter usw. wirklich interessant. Aber gibt es bei Netflix ja nicht. So oder so bin ich auch beim Sequel mit Quartett, Fußball und Co. dabei.

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  2. Jawollja, Blogging-Game ist offiziell durchgespielt. Glückwunsch. Jetzt aber schön trotzdem den neuen Seriencheck lesen mit:

    Only Murder In The Building,
    Squid Game,
    Brooklyn Nine-Nine,
    Reservation Dogs,
    Monsters At Work,
    What We Do In The Shadows,
    Foundation,
    Ghosts,
    The Goldbergs,
    Y- The Last Man und
    Invasion.

    Kommt irgendwann diese Woche

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    • Natürlich wird der gelesen! Jetzt da ich auch gerade wieder mit „Brooklyn Nine-Nine“ angefangen habe. Ist auch eine Gelegenheit wieder wehmütig auf „The Goldbergs“ zu schauen, an die man ja nur sehr kompliziert herankommt. Freue mich drauf!

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  3. Ja wirklich seltsam, dass die Serie so durch die Decke geschossen ist. Hört sich für mich alles so vertraut an wie ein Mischmasch aus Running Man und Takeshi’s Castle. Diese albernen Spielshows sind im asiatischen Raum ja sehr beliebt und filmische Variationen von Spielen auf Leben und Tod gibt es ja auch zahlreiche. Aber gut es kommen ja nun Generationen nach, die das alles nicht mehr kennen und für die da wirklich was Neues gezeigt wird. Mal sehen, wenn ich extrem viel Zeit und Langeweile habe :))

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    • Wobei ich ja sagen muss, dass der Spielaspekt für mich gar nicht so sehr im Vordergrund war. Natürlich ist es letztendlich der Aufhänger, doch die Atmosphäre und Aussage war für mich viel näher an „Parasite“ dran.

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  4. Hypes schrecken mich von Filmen oder Serien eher ab. Es sei denn, ich möchte das betreffende Werk ohnehin sehen, weil es mich interessiert.

    Spielen die in der Serie auch Memory, Mikado, Topfschlagen, Flaschendrehen und Diagonallochen? 😉

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    • Mich auch. Aber ich habe auch persönliche Einschätzungen zur Serie bekommen, weshalb ich reingeschaut habe: War dann auch genau mein Ding und den Hype kann ich nicht verstehen. 🙃

      Diese Spiele haben sie für Staffel 2 aufgehoben… 😉

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  6. Wie du ja schon weißt, fand ich die Serie auch sehr unterhaltsam. 😉 Was ich aber noch nicht ganz nachvollziehen kann, warum findest du, dass es kein Hype-Material ist? Survival in Verbindung mit Spielen hat doch schon immer ausgesprochen gut geklappt. Siehe Battle Royale, Hunger Games, … besonders, wenn Charaktere zum gern haben oder sich identifizieren dabei sind.
    Wer die Sozialkritik lesen kann und will, bekommt sogar noch mehr Anreize.
    Und was auch nicht zu vergessen ist, ist die Koreanische Welle. Also die diversen Hypes aus Südkorea. Das geht doch schon seit mind. 5 Jahren durch die Decke. Von K-Pop-Bands über Parasite über Mode.

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    • Ja, Südkorea hat einen gewissen Hype, auch haben mehr Leute (in meinem Umfeld) Parasite gesehen als andere asiatische Filme zuvor. Und in meinem serien- bzw. filmaffinen Umfeld wundert mich das auch nicht. Allerdings hätte ich nie erwartet, dass die Serie so stark im Mainstream ankommt. Immerhin ist es eine südkoreanische Serie, fährt mit extrem Gewalt auf und auch die sozialkritische Komponente ist nicht immer einfach zu konsumieren. In „unserer“ Bubble kann ich mir den Hype vorstellen, doch dass es die Serie durch ihren Hype in die Mainstream-Medien schafft und selbst Leute davon wissen, die sonst nichts mit Serien (auch zugänglicheren) am Hut haben, das wundert mich doch sehr. Nach wie vor. 😉

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