Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers – OT: Star Wars: The Rise of Skywalker (2019)

Aktualisierung: Ich habe „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ am 22. Oktober 2022 erneut gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Vermutlich war es schon kein gutes Zeichen, dass ich in Vorbereitung auf die gestrige Sichtung von „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ keinerlei Lust verspürt hatte, die beiden Vorgänger noch einmal zu sehen. Vor dem Kinobesuch waren wir noch essen und vielleicht war es auch ein schlechtes Zeichen, dass wir über eine Stunde auf unsere Pizza warten mussten. Als wir dann im dunklen Kinosaal saßen, war ich dennoch voller Vorfreude. Immerhin ist es „Star Wars“ im Kino. Allerdings dürfte das für mich wohl auch das letzte Mal (zumindest mit Vorfreude) gewesen sein…

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers (2019) | © Walt Disney

Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers (2019) | © Walt Disney

Disney fehlt die Vision für „Star Wars“

Um zu verstehen, warum „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ eine ziemliche Enttäuschung war, müssen wir ein paar Filme zurückgehen: J. J. Abrams hat mit „Star Wars: Das Erwachen der Macht“ einen soften Reboot gestartet, der von Nostalgie durchtränkt war und im Prinzip die Handlung von „Star Wars: Eine neue Hoffnung“ nacherzählt. Das war zwar nicht sonderlich innovativ, aber schien mir wie eine durchdachte Rückkehr zum Franchise, das seit jeher mit großen Erwartungen verknüpft ist. Mit „Star Wars: Die letzten Jedi“ hat Rian Johnson alles umgekrempelt, was Abrams zuvor aufgebaut hatte. Das mag innovativer wirken, zeugt letztendlich aber nur von fehlender Vision seitens Disney. Somit möchte ich keinem der beiden Regisseure die Schuld in die Schuhe schieben, denn jeder hat wohl sein „Star Wars“ umgesetzt. Nun also der dritte Teil, in dem J. J. Abrams versucht zu retten, was zu retten ist. Er rudert teils zurück, greift dennoch Elemente des Vorgängers auf und geht am Ende ganz auf Nummer sicher, in dem er ein Quasi-Remake von „Star Wars: Die Rückkehr der Jedi-Ritter“ inszeniert. In Kombination wirkt das alles so konfus und harmlos, dass es einfach nur noch traurig ist.

In den letzten Tagen habe ich im Zuge meiner Sichtungen von „Avengers: Infinity War“ und „Avengers: Endgame“ viel über Disney diskutiert. Man kann über die Flut von Superheldenfilmen denken, was man will, jedoch ist unbestreitbar, wie erfolgreich und konsistent Disney und Marvel dieses Franchise in den letzten 10 Jahren aufgebaut haben. Mit Kevin Feige ist hier jemand im Hintergrund, der die Fäden in der Hand hält und der eine Vision hat. Bei „Star Wars“ scheint Disney bzw. Kathleen Kennedy die nötige Vision zu fehlen. Anders kann ich es mir nicht erklären, dass solch eine völlig inkonsistent erzählte Trilogie wie diese hier dabei herauskommt. Dabei ist weder Abrams‘ noch Johnsons Ansatz richtig oder falsch, nur in Kombination mag der Spagat einfach nicht zünden. Die erste halbe Stunde von „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ ist eine einzige Hatz von Ort zu Ort, in der Abrams versucht Elemente des Vorgängers umzuinterpretieren. Das Pacing ist schrecklich und selbst als es danach ruhiger wird, wissen nur einzelne Versatzstücke zu überzeugen.

Eine harmlose Enttäuschung auf ganzer Linie

Dabei hat „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ durchaus einiges auf der Habenseite: Die Figuren sind endlich wieder zusammen unterwegs und interagieren miteinander. Die Schauwerte sind bombastisch und die Schauplätze spannend. Auch wenn die Ruine des Todessterns wieder pure Nostalgie ist, so bietet sie doch ein gelungenes Setting. Warum dennoch kein „Star Wars“-Gefühl bei mir aufkam? Vielleicht weil gerade im letzten Drittel alles so vorhersehbar war. Da ist wieder der Imperator, da gibt es wieder eine sich im Aufbau befindliche Bedrohung, die in der Lage ist Planeten zu zerstören, da werden wieder Lichtblitze geschossen. Puh. Im Grunde kombiniert „Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers“ all die negativen Aspekte seiner beiden Vorgänger und versucht einen Film daraus zu machen, der bei allen ankommt. Das ist durchaus unterhaltsam und nett anzusehen, aber eben auch komplett uninteressant und harmlos. Damit ist „Star Wars“ endgültig in der Mittelmäßigkeit angekommen.

Fazit

Das war es nun also, das große Finale der Skywalker-Saga. Ziemlich enttäuschend, oder? Wie oben beschrieben zeigt sich in den drei Filmen die fehlende Vision Disneys für dieses mächtige Franchise. Da wird zu viel gewollt und zu wenig erreicht. Ich wurde größtenteils unterhalten, aber von der Magie, die „Star Wars“ früher ausgemacht hat, ist nichts mehr zu spüren. Schade drum: 5/10 Punkte.

28 Gedanken zu “Star Wars: Der Aufstieg Skywalkers – OT: Star Wars: The Rise of Skywalker (2019)

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  2. Tja, beim letzten Teil sind wir uns also mit der Bewertung wieder einig. :-/ Der Vergleich mit dem MCU ist mir auch eingefallen – zwar kann haben wir da auch Einzelfilme mit Mängeln, aber wie die Fäden am Ende zusammenliefen, zeugt von einer Vision, die der Star-Wars Sequel-Trilogie einfach fehlt.

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    • Ja, das stimmt leider. Ich hätte ihn gerne mehr gemocht, aber der Funke wollte nicht überspringen. Mal sehen, ob sich das irgendwann ändert. Im Moment habe ich genug von Disneys „Star Wars“.

      Klar ist beim MCU nicht jeder Film großartig, aber insgesamt ist das alles einfach viel besser aufgebaut. Zumal bei „Star Wars“ die Grundlage schon vorhanden war, kann ich umso weniger verstehen, warum da kein Plan für die Trilogie ausgearbeitet wurde.

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  3. Ich hab den zufaellig gestern auch gesehen (in London kostet sowas £18.10 aber ich habe durch Zufall kostenlos abgestaubt). Dabei fiel die Wahl auf den Film weil das naechste Kino den als einzigen zeigte und ich nicht mal wusste, ob ich Episode 8 gesehen hatte (ja, ich glaube schon). Von daher fand ich den hier nicht so tragisch, da mir die Handlung nur noch schwammig im Kopf war. Ja, es ging viel hin und her und vorhersehbar, aber mit schoenen Effekten und jetzt ist erstmal Schluss!

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    • Ja, wenn man nicht so in das Franchise investiert ist, mag der Film nette Unterhaltung sein. Doch wenn man die große Geschichte betrachtet, ist er schon ziemlich enttäuschend. Wirklich schade.

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  4. Ich finde es ja irgendwie beruhigend dass einige Leute meine Meinung zum Film ziemlich teilen (nicht nur du und die Singende Lehrerin, sondern auch Freunde und Verwandte). Oft sehe ich mich nämlich in der Rolle des Miesmachers. 😉

    Du schreibst Vision, meinst aber Plan. Die einzige Vision von Kevin Feige dürften die Dollar-Zeichen in seinen Augen sein. Die Original-Trilogie hatte auch keinen Plan, aber mit George Lucas immerhin eine treibende Kraft im Zentrum. Wenn ich ehrlich bin erlebe ich echtes Star-Wars-Feeling nur bei diesen drei Filmen.

    Ich sehe Episode VII kritischer als du (und viele andere). Ich fand es einfach nervig, dass sich der Film als Remake von Episode IV entpuppt hat. Rian Johnson hatte gute Ansätze bei Episode VIII, aber im Rahmen der starren Grenzen eines durch reine Marketing-Strategien komponierten Supermega-Blockbusters war nicht mehr Eigenleistung drin. Dennoch sehe ich „Die letzten Jedi“ noch als den besten Teil der neuen Trilogie, eben weil er wenigstens etwas Neues versucht. Kalt gelassen haben mich alle drei Filme weitgehend. Aus meiner Sicht nur Mittelmaß (mit Schwankungen nach unten und oben).

    Ich finde es von JJ Abrams und Co bei Episode IX recht feige, sich mit ständigem Fanservice bei den Anhängern anzubiedern, und zudem unkollegial, Rian Johnson für seinen Mittelteil einen reinzuwürgen. Ich hätte daher gerne den nicht zustandegekommenen Film von Colin Trevorrow gesehen.

    Aber egal, jetzt ist der ganze Schmu vorbei. Möge der Saft mit uns sein! 😉

    https://www.kino.vieraugen.com/kino/star-wars-der-aufstieg-skywalkers/

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    • Ich glaube schon, dass Kevin Feige eine Vision hat. Geld mag das Outcome sein, aber für die beteiligten Leute in ihren kreativen Rollen bestimmt nicht der alleinige Motivator. Sonst wäre das MCU schon viel früher an die Wand gefahren worden. Bei „Star Wars“ ist die Sache aber wohl leider anders gelagert.

      TLJ hatte interessante Ansätze, doch kann man nicht einfach alles über Bord werfen, was im ersten Film aufgebaut wurde. Das was du nun Abrams vorwirfst, hat Johnson in seinem Teil genauso gemacht. Aber das sind kreative Köpfe, sollen sie ruhig. Da hätte Disney bzw. Kathleen Kennedy ein Auge drauf haben müssen – und das hat hier eben gefehlt.

      Ein Erfolg dürfte der Film für Disney so oder so sein, doch langfristig werden sie die Marke nicht weiter so halten können.

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  5. Ich bin bei Star Wars schon vor Jahren ausgestiegen. Offenbar aus gutem Grund. Den Diskurs über den zunehmenden Einfluss von Disney auf das Franchise der vergangenen Jahren bin ich allerdings immer mit Interesse (und dem nötigen Abstand) gefolgt.
    War es nicht ab irgendwann absehbar, dass es kommen würde, wie es gekommen ist? Disney zieht gnadenlos seine Strategie durch. Alles muss massenkompatibel sein, alles muss sich verkaufen lassen. Schon in der Planungsphase eines Projektes wird geprüft, wie viel Merchandise-Potential es hergibt. Alles muss stromlinienförmig sein. Experimente und Innovationen werden nur sehr eingeschränkt geduldet. Stattdessen Fanservice, wo es nur geht. Immer schön auf Nummer sicher gehen, um das Massenpublikum nicht zu vergrätzen. Sehr schade. Letztlich nimmt Disney es billigend in Kauf, die echten Star Wars-Fans vor den Kopf zu stoßen und stattdessen erbarmungsloses „croud pleasing“ zu betreiben.

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    • Ach, ich weiß nicht. Gerade bei „Star Wars“ habe ich das Gefühl, dass die neue Trilogie besser geworden wäre, wenn eben Disney früh Einfluss genommen bzw. den Kurs explizit vorgegeben hätte. So war es ein ungarer Mix aus Fan-Service und Innovation, was letztendlich so gar nicht funktioniert hat. „Croud pleasing“ ist bei der Reihe gar nicht so viel, wie man vermuten würde. Da herrscht eher Chaos – und das ist das wirklich Versäumnis Disneys.

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  6. Wir sind uns wohl einig, dass die dritte Trilogie mit diesem Abschluss definitiv niemals auch nur ansatzweise den Kultstatus erlangen wird wie die Episoden 4-6.

    Ich fand Episode IX nicht ganz so schlimm wie seinen Vorgänger, bei dem ich nur noch „Star Wars ist tot“ murmelnd aus dem Kino gewankt bin. Bei der ersten Sichtung ist man diesmal noch einigermaßen zufrieden, weil der Humor stimmt, die Truppe wieder beisammen ist und die Cameos sitzen. Dazu fand ich die letzte Szene mit dem großen Bogen passend, auch wenn mich Bruderherz darauf hinweisen musste, dass die Lokalität doch von den Imperiumstruppen abgefackelt worden ist und es keinen Sinn macht, sie 1:1 wieder aufzubauen. Mmpf.

    Aber ja, den Imperator und Abertausende von Schiffen aus der hohlen Hand zu zaubern, die Nummer mit den Pferden im Weltall, der Armada, die nur über ein Funksignal funktioniert (wer hat denn das konzipiert???) und die große Liebe, nachdem man sich 2 1/2 Episoden mit Lichtschwertern gekloppt hat – das tut schon weh, wenn man darüber nachdenkt.

    Aber: Star Wars ist vorbei, es lebe der Mandorian 😉

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    • Ich muss sogar zugeben, dass in meiner Erinnerung die Prequel-Trilogie gelungener war. Aber deren Sichtung liegt bei mir auch schon laaaange zurück. 😉

      Ja, der Bogen am Schluss war nett. So auf emotionaler Ebene. Aber macht das wirklich so Sinn? Sie nun als Skywalker? Hmm, nun gut. Vielleicht hatte ich zu dem Zeitpunkt auch schon mit dem Film abgeschlossen.

      Der Kuss hat für mich auch überhaupt keinen Sinn gemacht. Eine innige Umarmung, ja, okay. Aber ein romantischer Kuss? Nicht wirklich. Man merkt an so vielen Ecken und Enden, dass Abrams das Finale auf anderen Grundlagen aufbauen wollte, was durch Johnsons TLJ nicht mehr möglich war. Dann doch bitte einen ganz anderen Weg gehen und nichts so Halbgares. Nee, das war nix.

      Von „The Mandalorian“ hört man ja nur Gutes. Mal sehen, ob es irgendwann eine Blu-ray davon geben wird, denn Disney+ kommt mir wohl nicht ins Haus.

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