Wer hat nicht von Alex Garlands Sci-Fi-Thriller „Auslöschung“ gehört, dem in Europa ein Kinostart verwehrt blieb und der direkt bei Netflix ins Programm kam? Ich hatte den Trailer gesehen und mich extrem auf den Film gefreut. Kein Wunder, war Garlands Regiedebüt „Ex Machina“ doch ein fantastischer Genrefilm. Aus oben genannten Gründen wurde aus der Sichtung im Kino jedoch nichts, weshalb ich mich vorerst auf die Vorlage konzentriert und mir somit Jeff Vandermeers „Area X – The Southern Reach Trilogy“ zugelegt habe. Das erste Buch „Annihilation“ habe ich inzwischen gelesen und werde mich auch sogleich in die Fortsetzung stürzen…
„What can you do when your five senses are not enough?“
Ich hatte mich vor dem Lesen nicht sonderlich mit der Handlung auseinandergesetzt und wusste nur, was mir noch vom Trailer des Films in Erinnerung war: Eine Gruppe von Wissenschaftlerinnen bricht in eine als Area X betitelte Zone auf, in der es zu mysteriösen Vorfällen kommt. Im Grunde lässt sich das Buch damit auch recht gut beschreiben, zumindest was den reinen Inhalt angeht. Spannender wird es, wenn man sich mit der Form auseinandersetzt. Jeff Vandermeer wählte eine klassische Ich-Erzählerin samt aller damit verbundener Konsequenzen. Sehr kunstvoll baut er eine Gedankenwelt auf, die einerseits wissenschaftlich beobachtend ist (wir nehmen die Rolle einer Biologin ein), andererseits aber auch stark Richtung Wahnsinn driftet. Der Sog, der von Area X, dem Leuchtturm, dem Tunnel und der ungewöhnlichen Flora und Fauna ausgeht, ist unfassbar hypnotisch beschrieben. Gerade weil wir den Bericht der Biologin (wir erfahren ihren Namen nicht) lesen, können wir ihrer Gedankenwelt nicht entfliehen.
„Annihilation“ schwebt irgendwo zwischen Wissenschaftsthriller, Abenteuerroman und Horror, wobei der letzte Aspekt auf mich am stärksten gewirkt hat. Da sich die Biologin selbst nicht sicher ist, was sie eigentlich erlebt, wirkt ihr Bericht umso mysteriöser. Durch die teils minutiöse Beschreibung der in Area X vorherrschenden Tier- und Planzenwelt, ensteht der Eindruck einer organischen Haptik, was eine ganz besondere Art von Horror heraufbeschwört. Ich kann es nur schwer beschreiben, doch sollte damit euer Interesse geweckt sein, dann kann ich euch nur empfehlen, selbst einmal reinzulesen. Vielleicht sind die Werke von David Cronenberg (Stichwort: Body-Horror) eine gute Referenz.
Fazit
Wirkliche Antworten auf die mannigfaltigen Rätsel sollte man im ersten Band der Southern-Reach-Trilogie nicht erwarten. Das macht aber auch nichts, denn mein Interesse ist auf jeden Fall geweckt. Auch wenn das erste Buch noch ein wenig wie ein Fragment wirkt, so habe ich doch die Hoffnung, dass Jeff Vandermeer auf ein großes Gesamtbild hinarbeitet. Alleine aufgrund des ungewöhnlichen Stils eine dicke Empfehlung für Genre-Freunde: 8/10 Punkte.
Übrigens habe ich mir inzwischen die Blu-ray von Alex Garlands Verfilmung aus den USA importiert, da es in Europa keine physische Veröffentlichung des Films gibt. Eine Schande! 😠
Der Stil und die Stimmung haben mich auch sehr mitgerissen. Komplett weird und unbegreiflich – schön dass du es gelesen hast und viel Spaß mit den weiteren zwei Teilen.
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Ich danke dir! Ja, mir ging es ebenso. Habe gestern sogar von der Stimmung des Buches geträumt. Das muss ein Autor erst einmal schaffen. Nun bin ich gespannt, ob er auch inhaltlich den Sack zumachen kann bzw. die Geschichte sinnvoll weiterentwickelt.
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Ich sage nur so viel: im zweiten Band geht es ziemlich unerwartet weiter, entwickelt aber mit der Zeit seinen ganz eigenen Sog. Bleibt außerdem diesem unterschwelligen Horror treu, somit schlägt es absolut in die selbe Kerbe!
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Oh, die Vorfreude wächst! 😀
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Das Buch fand ich auch hervorragend…der Film fängt zwar die allgemeine Stimmung ganz gut ein nimmt sich erzählerisch aber aus meiner Sicht einfach zu viel Freiheiten. Bin also schon sehr gespannt, was du zum Film sagen wirst😉
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Oh, du kennst beides. Darf ich dir direkt eine Frage dazu stellen, die du hoffentlich ohne Spoiler beantworten kannst? :
Und zwar: Bezieht sich der Film nur auf den ersten Teil der Reihe, oder nimmt er bereits Entwicklungen aus den beiden Fortsetzungen vorweg? Sprich: Sollte ich mit dem Film warten, bis ich komplett mit den drei Büchern durch bin?
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Der Film bezieht sich meines Erachtens nur auf den ersten Teil, wobei ich den dritten noch nicht gelesen hab…aber da die Geschichte so tiefgreifende Veränderungen erfährt bin ich mir ganz sicher, dass du die anderen Teile nicht gelesen haben musst
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Danke für die Info! Dann kann ich den Film ja beruhigt zwischenschieben, wenn ich er denn mal hier angekommen ist.
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Ja, kannst du ohne weiteres…hoffentlich bald😉
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Ich werde berichten… 😊
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Auch von mir nochmal: keine Sorge, Garland hatte seine (rein auf dem Gedächtnis basierende) Drehbuch-Adaption fertig geschrieben, als Band 2 rauskam. No Spoilers ahead 😉
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Sehr schön, das klingt gut! Dann hoffen wir mal, dass der Versand aus Übersee nicht zu lange dauert… 😉
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Viel Spass mit den weiteren Büchern, die beide zwar ähnlich aber doch ganz anders sind. Der Film weicht übrigens sehr stark vom Buch ab, kannst den also beruhigt schauen.
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Danke, das klingt doch gut. Ich bin inzwischen schon mitten im zweiten Buch und finde den Stilwechsel interessant. Bin nun sehr gespannt, wie es sich inhaltlich entwickelt.
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Ich habe auch mit dem Gedanken gespielt die Reihe zu lesen, aber schon den Film gesehen. Konnte meine Neugier nicht bändigen. Und irgendwie denke ich, dass es in diesem Fall schlauer ist das Buch zuerst zu lesen. Wenn aber die Eindrücke so organisch beschrieben sind, ist das schon verlockend. Auch der Gedanke, dass Bücher wissenschaftliche Denkweisen behandeln lockt mich – das wird zu oft umschifft oder zum bloßen „name dropping“.
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Inzwischen habe ich ja erfahren, dass Film und Buch stark voneinander abweichen sollen und der Film auch nur Teile des ersten Bandes thematisiert. Deshalb werde ich mich wohl zeitnah an den Film wagen, obwohl ich gerade noch mitten in „Authority“ stecke. Übrigens auch sehr lesenswert. Kann die Reihe nur empfehlen.
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