Interstellar (2014) (WS1)

Ich mag es nicht verschreien, doch heute war nach dem Magen-Darm-Desaster, das uns die erste Urlaubswoche verhagelt hatte, der erste Tag, an dem es wieder aufwärts ging. Halleluja! Zur Feier des Tages haben wir sogleich einen Film geschaut – und da ich mich immer noch nicht ganz von Cixin Lius „Death’s End“ lösen kann, haben wir uns mit Christopher Nolans „Interstellar“ auch filmisch dem Thema interstellare Raumfahrt zugewandt. Für mich war es schon die zweite Sichtung und ich ich war sehr gespannt, wie der Film im Vergleich zur Sichtung damals im Kino abschneidet…

Interstellar (2014) | © Warner Home Video

Interstellar (2014) | © Warner Home Video

Bis zur Unendlichkeit und noch viel weiter!

Zunächst einmal muss ich kurz auf die formalen Aspekte eingehen, die mir im Heimkino beinahe noch positiver aufgefallen sind, als damals im richtigen Kino. Speziell die auf der Blu-ray eingebundenen IMAX-Sequenzen im 16:9-Vollbild sind extrem beeindruckend und geben einen echten Mehrwert. Ich konnte keine genaue Angabe finden, doch gefühlt bestand der Film zu über 50% aus IMAX-Szenen. Hinzu kommt, dass der Kontrast aus stilisiert wirkenden Weltraumszenen und den dreckig anmutenden Szenen auf der Erde einfach großartig wirkt. Ebenso konnte mich dieses Mal Hans Zimmers Score deutlich mehr begeistern, als noch bei der Erstsichtung. Ein wirklich rundes Paket, das zumindest audiovisuell zu überzeugen weiß. Und wie sieht es auf der inhaltlichen Ebene aus?

Wie schon angedeutet, habe ich mich in letzter Zeit ziemlich intensiv mit dem Thema Raumfahrt in Lichtgeschwindigkeit und darunter auseinandergesetzt. Speziell die Wirkung relativer Zeit ist eines der Hauptthemen in Cixin Lius Roman „Death’s End“. Ich habe mich deshalb sogleich heimisch gefühlt. In „Interstellar“ werden die angewandten Modelle jedoch auf die Basis heruntergebrochen und auch ziemlich plakativ erläutert. Das funktioniert im Film wunderbar, ich hätte mir jedoch mehr Tiefe gewünscht. Auch fand ich die Handlung auf Manns Planet bei der heutigen Sichtung ein wenig langgezogen. Vielleicht liegt das aber auch daran, dass Matt Damon in Nolans Film nur eine Art Negativ-Version seines „Der Marsianer“ spielt. Ansonsten hatte ich nichts auszusetzen: Emotional konnte mich die Geschichte beinahe noch mehr packen, als beim ersten Mal. Auch das Finale hat für mich mehr Sinn ergeben. Hier kam dem Film zugute, dass ich bereits wusste, worauf alles hinausläuft. Ein tolles Erlebnis, das die knapp drei Stunden wie im Flug vergehen lässt.

Fazit

Manchmal funktionieren Filme bei der Zweitsichtung einfach besser. Zumindest hat mir „Interstellar“ heute deutlich besser gefallen, als nach der Erstsichtung. Kennt ihr eigentlich weitere Sci-Fi-Filme, die eher weniger actionlastig sind und sich mit dem Thema interstellare Raumfahrt befassen? Denn bis zur Verfilmung der „The Three-Body Problem“-Trilogie wird es, so befürchte ich, noch dauern (ich persönlich halte gerade die letzten beiden Bände ohnehin für unverfilmbar). Bis dahin ist „Interstellar“ auf jeden Fall ein guter Ersatz, der auch für ein größeres Publikum perfekt funktioniert – und das muss ja nichts Schlechtes sein: 9/10 Punkte.

28 Gedanken zu “Interstellar (2014) (WS1)

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  2. Ich mochte den auch bei der Zweitsichtung noch. Auch wenn er mir da dann etwas zu lang vorkam. Hier und da hätte man da durchaus ein paar Minuten rausnehmen können (wie du schon sagst, zieht sich die Matt Damon Geschichte etwas). Die Geschichte und der ganze Unviersumskram gefällt mir aber nach wie vor. Ich bin zwar kein Fan von dieser „Liebe überwindet alles“-Lahmarschnummer, aber da ich mir auch nur selten von einem nicht ganz so tollen Ende einen kompletten Film versauen lasse, wiegt das nicht so schwer.

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    • Die Ausformulierung, dass Liebe alles überwindet war auch für mich etwas viel – und wäre auch nicht nötig gewesen. Dass das Band zwischen Cooper und Murph für die Geschichte wichtig ist, hätte sich auch so erschlossen. Aber der Film will halt vieles sein: Blockbuster für die Massen und Sci-Fi-Epos in einem.

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      • Ja, da ist es immer schwer, den richtigen Grad zu finden. Aber trotzdem muss man ja nicht diese Holzhammermethode nutzen, um es auch dem letzten Depp ins Hirn zu prügeln. Da hält man die eigenen Zuschauer mal wieder für zu dämlich und sowas mag ich gar nicht.

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      • Ich mag auch eher den subtileren Ansatz, jedoch hätte man dann wohl auch kein so breites Publikum erreicht. Die Mischung funktioniert für mich dennoch. Da erfreue ich mich lieber an den großartigen Bildern, die ohne dieses Mainstream-Budget nicht möglich gewesen wären.

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      • Ich glaube schon, dass man auch ohne alles bis ins kleinste Detail vorzukauen ein genau so großes Publikum erreichen kann. Hier hat man natürlich zumindest was den physikalischen Aspekt angeht, kaum eine andere Möglichkeit gehabt, als Dinge zu erklären. Aber bei der Message an sich hätte man sich das absolut sparen können.

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      • Ach, für einen Blockbuster dieser Größenordnung war „Interstellar“ schon fast schon verkopft und originell. Man kann über Nolan sagen, was man will, doch er schafft es immer recht gut beide Welten schön zusammenzubringen. Das mag ich dem Film gar nicht so sehr ankreiden.

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      • Nein, ich auch nicht. Wie gesagt, stört es mich auch wenig. Finde es eben nur unnötig, weil das immer diesen Beigeschmack hat, dass man sein Publikum für zu dämlich hält, eine simple Message zu verstehen. Gerade in einem Film, der versucht, einem komplizierte physikalische Begebenheiten näher zu bringen, braucht es diese Offensichtlichkeit dann erst recht nicht. Zumal es auch, wie du schon sagst, absolut klar aus der Geschichte wird, was man uns hier sagen will. Wäre, wie wenn man einen Blockbuster über Drogengeschäfte und die Drogenmafia macht und am Ende ein „Keine Macht den Drogen“ einblendet.

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      • Ich verstehe deinen Punkt vollkommen und kann mich nur anschließen. Allerdings bin ich mir auch sicher, dass es darum bestimmt etliche Diskussionen bei der Produktion gab. Ebenso bei der Frage, wie tief man in die Erklärung der wissenschaftlichen Konzepte abtaucht. Letztendlich ist das hier vermutlich der Kompromiss. Solange er aber so aussieht, kann ich gut damit leben.

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      • Vermutlich wird es so gewesen sein. Man muss ja ohnehin froh sein, dass Leute wie Nolan noch mehr oder weniger ihr Ding durchziehen dürfen. Kommt zwar auch nicht immer was gescheites bei rum *hustDunkirkhust*, aber immerhin grenzt sich vieles von ihm noch vom Einheitsbrei ab. Da fällt sowas dann auch nicht so stark ins Gewicht.

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      • Ich denke, dir wird der durchaus gefallen. Nach dem Kinobesuch war ich auch erstmal posititv gestimmt. Aber kurz darauf habe ich dann immer mehr über den Film nachgedacht und er wurde immer schlechter. Technisch top und kam im Kino richtig gut rüber. Aber Story, Figuren usw. komplett bleh, wenn man mich fragt. Kann mich mittlerweile kaum noch an irgendwas erinnern. Das ist nie ein gutes Zeichen.

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  3. Ich finde die Handlung immer noch Banane, umständlicher können 4-dimensionale Geschöpfe eigentlich gar nicht mit einem in Verbindung treten, nur um letztlich die Evolution des Menschen – und damit in Konsequenz, zumindest postuliert es so der Film, ihre eigene Schöpfung – zu initiieren. Dafür dass der Film das Thema Liebe und Familie breit tritt wie ein Elefant, wird Casey Affleck’s Figur im Grunde verschenkt. Sie trägt nicht wirklich etwas zur Handlung bei, außer in der einen Szene zusätzliches Drama zu kreieren. Hinzu kommen kleinere Logiklöcher bzw. eher Unplausibilitäten (im Englischen „nitpicks“), wie die Tatsache, warum man nicht einfach den schnellen Roboter auf dem Wasserplaneten mit Zeitverzerrung schickt, anstatt selbst 7 Jahre zu „vergeuden“. Selbst auf der Oberfläche watschelt ja noch Hathaway zum zerstörten Raumschiff, um dann vom Roboter gerettet zu werden (zu Lasten von Wes Bentley). Bleibt für mich ein sehr ärgerlicher Film, aber der Soundtrack ist dafür 1a.

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    • Ich hätte jetzt auch nicht erwartet, dass dies ein Film ist, der dir sonderlich zusagt. Auch ich merke, dass Nolan hier zu viel versucht: einerseits die Besonderheiten von interstellarer Raumfahrt herausstellen (für mich der interessanteste Aspekt), dann die emotionale Familiengeschichte sowie viel Action und alles dann auf den kleinsten gemeinsamen Nennen zusammenbringen. Da gibt es an der einen oder anderen Stelle eben ein paar Ungereimtheiten und im Ton passen die unterschiedlichen Ebenen auch nicht immer zusammen. Fällt mir durchaus auf, aber war dem Vergnügen nicht abträglich. Im Gegenteil, denn mich hat der Film wahrlich famos unterhalten. Und was das Nitpicking angeht, das kann man bei jedem Film betreiben: man verteidigt Filme, die man liebt, und zerlegt Filme, die man nicht mag. Der ewige Kreislauf der Filmkritik… 😉

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  4. Oh weh, den habe ich jetzt schon ungelogen seit Jahren auf meinem zu sehen Stapel liegen. Alle um mich rum kennen ihn schon und finden ihn auch gut, wollen ihn aber nicht unbedingt nochmal sehen und ich konnte mich noch nicht aufraffen die 3 Stunden allein anzugehen. Irgendwann… demnächst…

    Zu Deiner Frage: ‚2001‘ kennste vermutlich eh. ‚Lautlos im Weltraum‘ gilt auch als Klassiker, nervte mich persönlich aber mit seiner arg platt vorgetragenen ökologischen Botschaft (der ich nicht mal widersprechen möchte!). ‚Solaris‘ vielleicht noch (ich mag sowohl den Tarkovski als auch den Soderbergh, die sind aber sehr unterschiedlich). Aber meistens werden, wenn es um interstellares Reisen geht, auch die Laser, Phaser, Maser oder was auch immer angeworfen. 😉

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    • Die drei Stunden verfliegen. Du wirst sehen. Wenn dich die Thematik ein wenig interessiert, dann schau auf jeden Fall einmal rein. Lohnt sich!

      Ja, „2001“ kenne ich natürlich und auch „2010“, den ich besser finde als seinen Ruf. „Lautlos im Weltraum“ und „Solaris“ muss ich dagegen noch nachholen. Danke für diesen Tipp! 🙂

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  6. Hey!
    Ich habe den Film ja kürzlich zum ersten Mal angesehen und war total baff.
    Erstmal wusste ich gar nicht dass er so lange geht. Und dann hätte ich diese Intensität nie erwartet, die er mitgebracht. Den Aspekt der Zeit fand ich sehr gelungen, und manche Szenen haben mich echt überwältigt, beispielsweise die mit den großen Wellen auf dem einen Planeten, wo sie gelandet sind. Sehr beängstigend, irgendwie.
    Vermutlich schaue ich ihn demnächst auch nochmal an. Ich denke auch, dass alles ganz anders wirkt, wenn man das Ende schon kennt.

    Liebe Grüße,
    Nicci

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