Get Out (2017)

Heute habe ich mich wieder einmal einem brandaktuellen Film zugewandt, der spätestens seit seiner Oscar-Nominierung nicht mehr nur auf dem Radar von Genre-Freunden stehen dürfte. Jordan Peeles „Get Out“ stand jedoch bereits vor dem Hype auf meiner Liste, doch jetzt führte kein Weg mehr an einer Sichtung vorbei. Ob die Horror-Satire ihrem Ruf gerecht wird?

Get Out (2017) | © Universal Pictures Germany GmbH

Get Out (2017) | © Universal Pictures Germany GmbH

Wahnsinn zwischen Horror und Satire

Zunächst einmal muss ich Jordan Peele loben, wie auf den Punkt „Get Out“ inszeniert ist. Der Mann hat nicht nur ein Händchen für das richtige Timung, er kann auch Spannung und Action erstaunlich effektiv inszenieren. Zudem schreibt er seine Figuren wunderbar glaubhaft – und das obwohl sie unzähligen Situationen ausgesetzt werden, die nicht gerade gewöhnlich sind. In der Summe lassen uns diese rein formalen Merkmale die Realität vergessen und erlauben, dass wir uns als Zuschauer komplett auf den Film einlassen. Selbst als die Geschichte gegen Ende immer abgefahrener wird, war ich bei Chris (Daniel Kaluuya) und habe mit ihm mitgefiebert. Oft ist im Horrofilm nach der Auflösung die Luft raus, doch hier war ich bis zum Ende dabei.

Neben den intensiven Szenen, die von spannend bis surreal reichen, lebt „Get Out“ von seinem subtilen Humor und den ganz bewusst auf den Kopf gestellten Klischees: Alleine die Anfangsszene, in der ein Afroamerikaner durch eine typische Vorstadt mit weißen Gartenzäunen läuft und sich dabei sichtlich unwohl und bedroht fühlt. Herrlich! Auch im weiteren Verlauf des Films gibt es einige humorvolle Elemente, bis hin zum besten Freund unserer Hauptfigur, der die Situation schon bis zur Hälfte des Films durchschaut hat. Beide Elemente, Horror und Satire, passen wunderbar zusammen und ergeben einen der originellsten (und wichtigsten) Horrorfilme der letzten Jahre.

Fazit

Ich hatte mir einiges von „Get Out“ erwartet – und er wird seinem Ruf voll und ganz gerecht. Selbst wenn man am Ende nur einen typischen Horrorfilm mit sozialkritischem Unterton zu sehen bekommt, so überzeugt er doch in gerade in den oft vernachlässigten Details – bis hin zu den famosen Schauspielern: Daniel Kaluuya ist großartig, doch auch der restliche Cast, von Allison Williams („Girls“) bis hin zu Bradley Whitford („The West Wing“), kann überzeugen. Egal ob Genre-Freund oder nicht, der Film ist eine dicke Empfehlung wert: 8/10 Punkte.

27 Gedanken zu “Get Out (2017)

  1. Hatten wir ja mal drüber gesprochen und ich hatte ja schon vermutet, dass der dir besser gefallen wird als mir. Mein Problem mit dem Film ist ganz klar die zweite Hälfte. Das ist alles so unfassbar vorhersehbar, dass ich mich irgendwann einfach nur noch gelangweilt habe. Der Aufbau in Hälfte 1 ist super, aber dann verkommt das alles leider komplett zum generischen und austauschbaren Horroreinheitsbrei, den man genau so in jedem einzelnen Horrorfilm zu sehen kriegt. Schade drum, aber trotzdem natürlich kein schlechter Film. Nur lässt er dann eben viel Potential liegen.

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    • Ich fand den Film in der zweiten Hälfte tatsächlich nicht vorhersehbar. Ich hätte schwören können, dass ein düsteres, zynisches Finale auf uns und Chris wartet: Er wird ausgetauscht und sein Freund ist das nächste Opfer oder ein Polizist am Ende erschießt ihn (siehe „Night of the Living Dead“), doch das Happy End hat mich dann tatsächlich überrascht und positiv gestimmt, wobei das alternative Ende auch interessant gewesen wäre (kann man sich auf der Blu-ray anschauen).

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      • Ich wusste immer schon 5 Minuten vorher, was als nächstes kommt. Und lag auch jedes Mal exakt richtig. Spult halt einfach den Horrorstandard runter dann. Hat mir etwas den Spaß genommen. Werde den aber definitiv nochmal gucken irgendwann. Wenn man dann weiß, was einen erwartet, stört das ja eher weniger.

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      • Das könnte durchaus ein Grund sein. Ich fands halt schade. Er baut in der ersten Hälfte alles so gut auf und wirkt auch frisch und anders, nur um dann in diesen Horrorstandard zu fallen, den man quasi immer zu sehen kriegt.

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      • Die letzten Horrorfilme, die ich gesehen hatte, waren eher zynisch und nihilistisch in letzter Konsequenz, deshalb hat es mich gefreut, dass „Get Out“ ein Befreiuungsmoment für unseren Helden bietet.

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      • Ja, das ist so ein Trend, der sich auch arg abgenutzt hat. Mittlerweile endet man da gerne mit einem „Schockmoment“ oder einem „Bad Ending“, nachdem es zuvor jahrelang immer das Happy End gab. Ist nur das Problem, dass auch dieses Mittel in der Masse dann absolut keine Wirkung mehr hat. Da hat „Get Out“ sich immerhin eher an alten Filme orientiert, was ich auch ganz okay fand so.

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      • Völlig richtig, da gibt es immer wieder einen Trend und Filme, die gegen den Strom laufen, fallen in dem Moment immer positiv auf. Wie gesagt, hier fand ich es echt gut gelöst, wenngleich auch das etwas düsterere alternative Ende interessant gewesen wäre.

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      • Richtig, aber eben auch nur die Richtung. Du siehst schon: Ich mag es nicht, wenn Filme diese nihilistische Richtung komplett einschlagen. Wobei man da auch einfach von Fall zu Fall unterscheiden muss.

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    • Selbst ohne die meiner Meinung nach perfekt gesetzte Sozialkritik hat mich der Film als Genrewerk komplett überzeugt. Besser als alles, was ich in den letzten Jahren gesehen habe. In Kombination dann wirklich ein bemerkenswerter Film.

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