La La Land (2016)

Nach einer fordernden Arbeitswoche wäre ich heute am liebsten zeitgleich mit meinen Kindern ins Bett gegangen. Aber wer braucht schon Schlaf, wenn er Kino haben kann? Also habe ich die Gelegenheit genutzt und endlich „La La Land“ nachgeholt. Ein Film, der nach der Oscar-Verleihung 2017 in aller Munde war und der dennoch sehr kontrovers aufgenommen wurde: entweder man liebt ihn oder man hasst ihn.

La La Land (2016) | © Studiocanal

La La Land (2016) | © Studiocanal

„La La Land“ oder „Nostalgie: Der Film“

Auch wenn das Genre unter vielen Filmfreunden nicht sonderlich beliebt ist, so muss ich mich klar zu den Verfechtern des Film-Musicals zählen. Insofern war ich begeistert, dass Damien Chazelle seinen Film völlig unzweideutig mit einer bombastischen Musical-Nummer eröffnet. Herrlich! Auch im weiteren Verlauf ist „La La Land“ durchzogen von Tanzszenen und Songs, die an das klassische Hollywood-Musical erinnern, aber doch Gebrauch von moderner Inszenierung machen. Überhaupt ist der Spagat zwischen Nostalgie und Moderne der Kernpunkt des Films, sowohl formal als auch inhaltlich. Das ist nicht immer sonderlich subtil inszeniert und wird an manchen Stellen im Drehbuch sogar plakativ ausgesprochen, doch bewahrt sich der Film dadurch eine gewisse Unschuld in seiner bewusst gewählten Verspieltheit.

Die Geschichte von Mia (Emma Stone, „Crazy, Stupid, Love.“) und Sebastian (Ryan Gosling, „Blade Runner 2049“) erzählt eine oftmals kitschige und doch nicht konfliktfreie Liebe, die zuletzt nicht in einem Happy End gipfelt – zumindest nicht im klassischen, nostalgischen Sinne. Hat also die Moderne gewonnen? Das kommt wohl ganz auf die persönliche Perspektive an, denn beide Figuren leben ihren Traum. Nur eben nicht zusammen. Den Unterschied machen, wie so oft im Leben, eher die kleinen, unbewussten Entscheidungen. Somit werden wir auf einer bittersüßen Note aus dem stilisierten Los Angeles entlassen, das durch seine ikonischen Bilder noch lange in der Filmwelt nachhallen wird.

Kein klassisches Hollywood-Musical

Die meisten vehementen Kritiker beschweren sich, dass „La La Land“ nur versucht die großen Musicals der goldenen Ära Hollywoods zu kopieren, ohne dabei jedoch ihre Klasse zu erreichen. Damien Chazelles Film ist dabei aber eher Meta-Kommentar als Hommage: Egal ob ein Mobiltelefon mitten in einer Tanznummer klingelt oder die Traumfabrik in einer Traumszene als fiktive Kulisse inszeniert wird, „La La Land“ ist Ebene auf Ebene. Schicht auf Schicht. Die Nostalgie mag das Fundament sein, doch ist dieses inzwischen kaum mehr erkenntlich. Dem Film gelingt somit gleichzeitig die Dekonstruktion dieses Traums, er schafft es dabei aber auch eine der größten Liebeserklärungen an die Träumer da draußen zu sein.

Fazit

„La La Land“ ist in erster Linie ein technisch beeindruckender, audiovisueller Rausch. Schon alleine in den Bildern zeigt sich, dass der Film seinen Vorbildern huldigt, diese gleichzeitig kommentiert und teils dekonstruiert. Verpackt ist all das in wunderbare Musical-Nummern, die mitreißend gespielt und inszeniert sind. Hinzu kommt eine Liebesgeschichte, die mich am Ende sogar eine kleine Träne verdrücken ließ. Alles in allem ein wirklich toller Film, der zum mehrfachen Schauen einlädt: 9/10 Punkte.

56 Gedanken zu “La La Land (2016)

    • Wieso auf der dunklen Seite? Es ist doch immer schöner, wenn man sich an einem Film erfreuen kann. Aber sei unbesorgt, ich weiß zumindest von einem weiteren Leser, der dir zustimmen wird… 😉

      Was hat dich an dem Film gestört?

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      • Oder? Vor allem mögen viele Menschen, die ich sehr schätze den Film, so dass ich nicht einmal sagen könnte, dass nur moralisch konträre bööööse Menschen für diesen Film gemacht sind. Ich kann es aber wirklich nicht verstehen, wie man sich nicht von dem Film hintergangen bis verarscht fühlen kann. *Aluhutaufsetz*

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      • Vielleicht kommt es auch darauf an, unter welchen Voraussetzungen man den Film sieht. Ich habe ihn weniger als Struggling-Artists-Drama wahrgenommen, denn als ein nostalgisches Hollywoodmärchen. Und dass viele Möchtegern-Schauspieler und Co. ein gewisses finanzielles (elterliches) Polster im Hintergrund haben, ist wohl eher die Regel. Wenn man wirklich um die nächste Mahlzeit kämpft, dann sieht die Realität wohl um einiges trostloser aus und man wird sich eher entscheiden, eben doch nicht seinen Traum zu leben. Doch das ist dann eben die Realität und kein überhöhtes Musical-Märchen. Auch ich wäre lieber Regisseur geworden, doch nachdem das nach ein paar Praktika und Absagen von Filmhochschulen eher brotlose Kunst zu werden schien, musste ich mich auch der Realität stellen. Deshalb konnte ich den Film dennoch genießen… 🙂

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  1. Ich bin da ja voll auf deiner Seite, was unzweifelhaft auch an dem Flair der Silvester-Vorstellung und dem ebenfalls herrlich nostalgisch-altmodischem Kino gelegen haben mag, in dem ich den Film genießen durfte, aber ja, es ist wie du schreibst – und Mia singt – ein Film für die Träumer 😉

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    • Das hört sich nach einem famosen Abend an. Sowas trägt immer noch zum Eindruck bei und macht wohl auch den Punkt Unterschied aus. Freut mich auf jeden Fall, dass ich mit meinem positiven Eindruck nicht alleine bin: alle sonstigen Reaktionen, egal ob hier oder auf Facebook waren eher verhalten bis negativ.

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  2. Ich sprenge jetzt mal deine „Love-It-Or-Hate-IT“ These, denn ich fand den Film ganz nett. Nicht schlecht. Aber eben auch bei weitem nicht so gut wie die meisten.

    „Eine der größten Liebeserklärungen an die Träumer da draußen…“
    Das hast du sehr schön gesagt. Und damit bin ich mal so was nicht der Zielgruppe des Films. 😀

    Trotzdem hast du Recht. Es ist immer schön, wenn Leute sich für etwas begeistern können. Deswegen freue ich mich für dich, dass dir der Film so sehr zugesagt hat 🙂

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    • Interessant, danke für deine Einschätzung. Ich hätte zu Beginn ja nie gedacht, dass der Film so sehr polarisiert. Sehr spannend. Vermutlich gehörst du damit hier ausnahmsweise tatsächlich zur Minderheit… 🙂

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      • Achso. 😁
        Ja damit könntest du Recht haben. Übrigens habe ich den Film im Sommer in einem Open Air Kino gesehen. Dort wirken sie Filme in der gewissen Atmosphäre in der Regel besser. Und er mich trotzdem nicht vom Klappstuhl gerissen.

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      • Ja mag ich. Allerdings eher die ausgefallenen. Rocky Horror Picture Show oder den kleinen Horrorladen. Aber auch die großen Klassiker mag ich in der richtigen Stimmung ganz gern.

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      • Ich glaube bei Lala Land lag es bei mir an zwei Dingen.
        1. Ich bin kein Träumer. Ich glaube ich bin ziemlich genau das was man einen Kopfmensch nennt.

        2. Mir fällt es in der Regel sehr schwer mich in Liebesgeschichten wie die in Lala Land reinzudenken oder -fühlen. Vielleicht weil ich so komplizierte Konstellationen noch nie selbst erlebt habe. Wer weiß. Ich fand es zum Beispiel über weite Strecken unfassbar kitschig und naiv wie sich die Figuren im Film verhalten. Gründe deinen Club. Die Leute werden kommen, weil es dein Traum ist und du mit Leidenschaft dabei bist. Ja genau. Deswegen lesen auch so viele Menschen unsere Blogs 😉
        Frank Rosin muss sich die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben 😉
        Außerdem finde ich es immer sinnvoll, wenn sich Paare, die sich sooooooo sehr lieben, beim ersten Streit trennen.

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      • Im „richtigen Leben“ bin ich auch Kopfmensch und Realist. Aber ich wäre lieber ein Träumer, weshalb ich wohl auch ein Herz für solche Figuren habe.

        Was die unrealistischen Ziele und Verhaltensweisen angeht, so bildet „La La Land“ natürlich nicht die Realität ab, sondern ist in erster Linie ein Märchen. Zudem haben sich die beiden bestimmt auch schon davor gestritten, was eben – wie andere unwichtige Dinge (Toilettengänge usw.) – nicht gezeigt wurde. Der gezeigte Streit wiederum war eben groß genug bzw. hat er den essenziellen Konflikt wiedergegeben. So etwas kann ich mir immer ganz gut erklären – zumindest wenn mich der Film auch im Großen und Ganzen überzeugt hat… 😉

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      • Das mit den unnötigen Dingen wie Toilettengänge oder Schneiden der Fußnägel ist mir auch klar. 😂
        Nur wirkte es so (zumindest auf mich) als würden die beiden in jenem Streit zum ersten mal über dieses Thema sprechen. Bzw. Eben nicht sondern direkt alles einstampfen

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      • Ich weiß schon was du meinst, doch das Thema war ja immer schon präsent, hat sich hier nur geballt manifestiert. War für mich aber okay im Sinne der Erzählung.

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      • Hm. Ja für mich eben nicht. Vielleicht war ich einfach schon zu sehr genervt von der verträumten Blauäugigkeit davor. 😉
        Ich möchte den Film auch nicht schlechter reden als er ist. Einige Sequenzen sind fantastisch umgesetzt. Die Eröffnungsszene zum Beispiel ist toll. Die Musik (nicht ganz unwichtig bei einem Musical ) ist auch ganz nett. Allerdings hat mich auch hier kein Stück so richtig mitgerissen. Bei anderen Musicals habe ich nach der Sichtung immer Tage lang einen Ohrwurm. Hier nicht

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      • Das stimmt schon, die Stücke sind teils sperriger, wobei mir direkt danach schon „City of Stars“ oder „Fools Who Dream“ im Kopf geblieben sind. Den Soundtrack kann man auch gut nebenbei hören, da muss sich noch herauskristallisieren, welche Stücke langfristig überzeugen können.

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  4. Ich widerspreche auch dem „lieben oder hassen“. Ich hab ihn noch gar nicht gesehen.
    Um es mit Worten von die Ärzte zu sagen: „Es könnt‘ mir nichts egaler sein!“
    Vielleicht nicht ganz so drastisch. Aber bei mir kam da bislang weder ein „muss ich unbedingt noch sehen“, noch ein „bleib mir weg mit dem Schrott“. Und das obwohl ich ja Filme wie Singin‘ in the rain oder Hello Dolly wunderbar fand.
    Ich werd ihn mir schon noch irgendwann anschauen.
    Irgendwann.

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    • Läuft ja nicht weg… 😉

      Ich mag ja Musicals sehr gerne und habe durchaus ein Faible für kitschige Liebesgeschichten. Dazu Stone und Gosling und Hollywood. Doch, mich hat er durchaus gereizt – und war dann ja auch ein voller Erfolg.

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    • Der Film ist ganz anders, eben viel nostalgischer. „Moulin Rouge“ zelebriert ja die Moderne viel mehr. Es ist auch der interessantere und bessere Film, was aber „La La Land“ nicht bedeutend schlechter macht. Kann man eben schlecht vergleichen.

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  6. Ich liebe den Film und freue mich so, dass Du ihn auch liebst. Für müssen uns wirklich dringend treffen um über Filme zu quatschen. 🙂 Und deine Review bringt das alles so gut auf den Punkt, du beschreibst es so, wie ich den Film auch empfunden habe.

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  7. Ich hatte das Glück ihn im Kino gesehen zu haben, und habe es nicht bereut. Allein der Soundtrack ist hammermäßig. Ich bin der Meinung, dass dieser Film den Oscar für den besten Film mehr verdient hätte.

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  8. So, ich hatte deine Kritik jetzt eine Weile auf meiner To-read-Liste herumliegen, jetzt bin ich endlich dazugekommen. Lieber spät als nie. Mir hat LA LA LAND auch ganz gut gefallen und nicht nur wegen dem vertauschten Umschlag bei den Oscars im letzten Jahr wird dieses Musical auch noch in 20 Jahren in aller Munde sein. Ich liebe den Soundtrack, auch wenn ich sagen muss, dass ich mir andere Schauspieler gewünscht hätte.

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    • Freut mich, dass dir der Film auch so gut gefallen hat. Er hat bei mir definitiv einen Nerv getroffen und ich höre den Soundtrack, der meiner Edition glücklicherweise beiliegt, immer noch sehr gerne. Die Schauspieler mochte ich auch. Was hat dich an ihnen gestört?

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      • Naja, Ryan Gosling und Emma Stone wären jetzt für mich nicht die erste Wahl. Da gibt es sicher bessere Tänzer und Sänger in Hollywood (aus aktuellem Anlass – MARY POPPINS RETURNS – fällt mir gerade Emily Blunt ein). An manchen Stellen klingt das Gesinge irgendwie zu aufgesetzt. Der Soundtrack ist zwar ohne Zweifel großartig, aber mit anderen Stimmen wäre er vielleicht noch großartiger. Ich weiß, das ist Jammern auf hohem Niveau.

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      • Es mag mein eigenes mangelndes musikalisches Talent sein, doch für mich hat das alles gut gepasst. Auch wenn es vielleicht nicht perfekt war, so haben beide doch ihre Rollen perfekt ausgefüllt und eine Eigenständigkeit dazu gebracht. Ist mir zumindest lieber als wenn man SängerInnen oder TänzerInnen besetzt hätte, die dafür nicht schauspielern können… 😉

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