Ein verregneter Freitagabend (hier seht ihr den Sturm aufziehen) hat dafür gesorgt, dass ich meinen neuen Fernseher endlich mit einem Film einweihen konnte. Nur was schauen? Natürlich ein bildgewaltiges Epos. Folglich ist „The Fall“ in den Blu-ray-Player gewandert, der ohnehin schon viel zu lange auf meiner Liste der dringend nachzuholenden Filme stand. Ob sich das gelohnt hat?
The Fall (2006) | © Capelight Pictures
Ein fantasievoller Bilderrausch
Von Regisseur Tarsem Singh kenne ich bisher nur „The Cell“, den ich unglaublich packend fand. Träume faszinieren mich schon immer und die düsteren Welten, die Singh in dem Film kreiert, haben mich tief beeindruckt. An dem Psycho-Thriller wurde jedoch die gleiche Kritik geübt, wie an „The Fall“: Der Film besäße nur schöne Bilder, die Geschichte wäre dünn und generell sei das alles ja nur style over substance. Wen wundert es also, dass auch Tarsem Singhs zweiter Langfilm unglaubliche Bilder bietet? Und ja, selbst als Bilderrausch würde der Film bereits eine Daseinsberechtigung besitzen. Doch tatsächlich bietet „The Fall“ mindestens noch zwei weitere Ebenen.
„Die Braut des Prinzen“ Reloaded?
Mit seiner Rahmenhandlung und der Geschichte in der Geschichte erinnerte mich „The Fall“ doch stark an Rob Reiners Fantasy-Klassiker „Die Braut des Prinzen“. Tatsächlich basiert Tarsem Singhs Film allerdings auf einem bulgarischen Kinderfilm mit dem Titel „Mein Freund, der Pirat“ aus dem Jahr 1981, der ziemlich genau die gleiche Handlung erzählt – und diese funktioniert gar wunderbar: Lee Pace als depressiver Stuntman und die junge Catinca Untaru als verletztes Mädchen spielen großartig zusammen. Viele ihrer Szenen wirken improvisiert und sehr roh gespielt. Für mich hat das ausgezeichnet funktioniert und ich war emotional voll involviert.
Die letzte Ebene ist die Liebeserklärung an das Kino selbst und die Macht seiner Geschichten. Es ist großartig zu sehen, was Alexandria aus den Worten des Stuntmans kreiert und wie sich daraus absurde und traumhafte Welten ergeben, die keinerlei Logik in Hinblick auf Raum und Zeit zu verfolgen scheinen: Man erlebt die Geschichte dadurch direkt aus den Augen eines Kindes.
Fazit
Auch wenn ich ganz am Anfang noch vom neuen Seherlebnis abgelenkt war, so hat mich die Geschichte doch schnell in ihren Bann gezogen. Ich liebe die Bilder und auch die ruhigen Momente in der realen Welt. Das Märchen ist dabei nichts für Kinder, spricht dunkle Themen an und verpackt diese in teils drastische Bilder. Dabei wurden auch Erinnerungen an „Pans Labyrinth“ wach, der jedoch in jeder Hinsicht noch ein bis zwei Schritte weitergeht. Sollte ich nicht der letzte Filmfreund gewesen sein, der „The Fall“ für sich entdeckt, dann kann ich euch nur empfehlen, den Film selbst endlich nachzuholen: 9/10 Punkte.
moviescape.blog 
Kein Witz: Der steht bei mir auch im Blu-ray-Schrank. Bin aber noch nicht auf Idee gekommen, den auch mal anzuschauen. Sollte ich jetzt wohl wirklich angehen.
Ach ja, Tarsem hat neben einem Märchenfilm (der mit dem armen Unabrow-Schneewittchen) jüngst auch die Wizard of Oz-Serie „Emerald City“ gemacht, die aber weder beim Zuschauer allgemein noch bei mir im Besonderen sonderlich gut angekommen ist.
LikeGefällt 1 Person
Na, dann ist das jetzt doch der passende Anlass, um ihn auch mal in den Player zu schieben. Dann kannst du mir entweder jubelnd zustimmen oder meine stets zu hohen Wertungen anprangern… 😉
Stimmt! Von dem Schneewitchen-Film (da kamen doch zwei gleichzeitig raus, oder?) habe ich auch schon gehört. Und diesen „300“-Abklatsch „The Immortals“ hat er auch gemacht. Reizt mich aber alles nicht sonderlich.
LikeLike
Toller Film. Die Geschichten sind wunderbar aufeinander abgepasst und die Märchenwelt wirkt so herrlich fantasievoll und bietet einfach schöne Bilder in Hülle und Fülle. Es ist wirklich schade, dass solche Filme nicht mehr Beachtung finden.
LikeGefällt 1 Person
Da sind wir uns ausnahmsweise einmal komplett einig. Ein wirklich toller Film. Kennst du auch „The Cell“ und wenn ja, wie fandest du den?
LikeLike
Hab ich nicht gesehen. Ich kann Jennifer Lopez einfach nicht ertragen. Damit hätte es der Film schon aus Prinzip sehr schwer bei mir.
LikeGefällt 1 Person
Als Sängerin ist sie auch nicht mein Fall, doch in „The Cell“ und speziell „Out of Sight“ fand ich sie klasse.
LikeLike
Ach ja, „gesungen“ hat die ja auch. Stimmt, das war noch schlimmer als ihr talentbefreites „Schauspiel“.
LikeGefällt 1 Person
Naja, ich würde die weder als Sängerin noch als Schauspielerin als „talentfrei“ bezeichnen. Vielleicht nicht dein oder mein Fall, aber das was sie macht, kann sie durchaus.
LikeLike
Sehe ich anders. Quasi die Megan Fox ihrer Generation. Grauenhaft in allen Belangen. Aber wir waren uns schon einmal einig in den letzten 24 Stunden, das muss dann auch erstmal reichen für diesen Monat, denke ich.
LikeGefällt 1 Person
Hast du denn schon einen Film mit ihr gesehen, wo du ja „The Cell“ schon wenn ihr meidest? Und nein, „Gigli“ als Schrottfilm zählt nicht… 😋
LikeLike
Wenn ich keinen Film mit ihr gesehen hätte, könnte ich wohl kaum beurteilen, ob sie spielen kann oder nicht. Ich bin vielleicht hart im Urteil aber nicht unfair. „Money Train“, „Out Of Sight“, „Ananconda“, „U-Turn“, „Schwiegermonster“, „Bordertown“ fallen mir spontan ein. Und in allen genannten (unabhängig davon ob der Film nun gut war oder nicht) war sie absolut grauenhaft.
LikeGefällt 1 Person
Ok, das klingt zumindest nach einer fairen Bewertungsgrundlage. Und es erinnert mich daran, in welchem Film ich sie noch toll fand: „U-Turn“ (ebenso hat sie mir in „Out of Sight“ und „The Cell“ gefallen). In „Anaconda“ fand ich sie auch passend. Sicher nicht die großartigste Schauspielerin, doch schlecht fand ich sie keineswegs. Aber wie gesagt, zumindest bei „The Fall“ waren wir uns einmal einig… 😉
LikeLike
Na ja, bei „Anaconda“ konnte sie auch kaum was kaputt machen.
Nebenbei meide ich „The Cell“ aber nicht wegen ihr. Ich bin einfach noch nicht wirklich über den Film gestolpert beim Einkaufen. Auf der Liste steht er schon, aber da muss ich dann auch Bock drauf haben mir JLo 2 Stunden reinzuziehen.
LikeGefällt 1 Person
Hmm, woran liegt es eigentlich, dass ich gerade unglaublich viel Lust habe, einmal wieder „Anaconda“ zu sehen? War damals ja tatsächlich im Kino… 😆
Ach, „The Cell“ ist mehr Albtraum-Show als J.Lo-Show. Will mir den auch noch auf Blu-ray holen, doch da FSK18 muss ich mal im Laden schauen.
LikeLike
„Anaconda“ war halt schon spaßiger Hochglanztrash damals. Ob der heute noch funktioniert bezweifel ich aber. Dafür fehlt dann vielleicht doch der ungewollte Humor und Schwachsinn darin. Aber der Versuch ist es wert. Gucke den demnächst auch mal wieder, denke ich. Gibts übrigens grad bei Netflix.
Aber du weißt ja wie das ist. Wenn man mit einem Darsteller absolut nix anfangen kann, zieht das schon mal runter. Ich werde aber die Augen offen halten nach dem Teil. Irgendwann werd ich ihn sicher sehen.
LikeGefällt 1 Person
Na, dann bin ich schon einmal auf deine Besprechung gespannt! Dürfte es ja wohl in den Schrottplatz schaffen. Mangels Netflix werde ich wohl warten bis es die Blu-ray mal wieder für einen Fünfer gibt.
LikeLike
Er wäre zumindest ein verdienter Anwärter für den Filmschrottplatz. Und wenn ich eh schon dabei bin kann ich ihm auch direkt einen Eintrag spendieren.
LikeGefällt 1 Person
Wunderbar, ich freu mich drauf! 👍
LikeGefällt 1 Person
Überlege gerade: Meinst du, der geht schon als Kult durch?
LikeGefällt 1 Person
Hmm, Kult ist eh so ein überstrapazierter Begriff. Kommt vermutlich darauf an, wen du fragst… 😉
LikeLike
Zumindest ist er aber ja sicher bekannter, als der meiste Kram den ich bespreche.
LikeGefällt 1 Person
Das definitiv. Ist bestimmt kein Trash-Geheimtipp, sondern ziemlich im Mainstream-B-Movie verankert.
LikeLike
Denke ich auch. Dann passt der wohl besser in die Kultschrottkategorie als zum richtigen Müll, würde ich sagen.
LikeGefällt 1 Person
Na, dann mal ran… ☺
LikeLike
Morgen vielleicht. Noch bin ich ja eh im Schrottsommer, also wird das mit dem Eintrag noch etwas dauern.
LikeGefällt 1 Person
Mach keinen Stress, deine Leser warten schon… ☺
LikeGefällt 1 Person
Ihnen bleibt ja auch nichts anderes übrig.
LikeGefällt 1 Person
Mit dem Film habe ich auch meinen letzten Fernseher eingewiht. Und meinen BluRay Player. Okay, war damals eine Sitzung aber trotzdem… 😉
Ein abslout beeindruckender Film. Die Bilder, die Tarsem hier (ohne jegliche CGI) schafft sind annähernd wahnwitzig. Demgegenüber steht das sehr intime Spiel von Lee Pace und Catinca Untaru . Das ist wohl der Tatsache geschuldet, das Catinca tatsächlich dachte, Pace könnte nicht gehen. Und der Film ging auf glückliche Zufälle direkt ein. So hat Catinca wirklich 3 statt E gelesen, was im Film direkt verarbeitet wurde.
Ja, Tarsem macht häufig Style over Substance Filme (The Cell und Krieg der Götter würde ich schon als solche sehen) aber ich tue mal kurz intelektuell und behaupte hier ist der Stil die Substanz. Weil es, wie Du sagst, eine Liebeserklärung an das Geschichtenerzählen und das filmische Geschichtenerzählen im Besonderen ist. Leider musste ich schon mehrfach bei (meinerseits) begeisterten Vorführungen feststellen, dass das nicht jeder so sieht.
Kennst Du eigentlich Tarsems Schneewittchen-Version? Das ist sein einziger der mir noch fehlt (und dessen Trailer ich nicht gerade toll finde).
LikeGefällt 1 Person
Der Film eignet sich ja auch perfekt, um einen neuen Fernseher samt Blu-ray-Player einzuweihen… 🙂
Ja, die geschaffenen Bildwelten sind wirklich famos. Gerade die Echtheit der Umgebung hat mich auch sehr an Terry Gilliam (z.B. „Time Bandits“) erinnert. Du beschreibst es schön: der Stil ist Substanz. Daraus entstehen ganz neue Ebenen, was leider wohl nicht viele Zuschauer erreicht.
Von Tarsem Singh kenne ich bisher nur „The Cell“ und „The Fall“. Hast du „The Immortals“ gesehen? Lohnt sich der denn?
LikeGefällt 1 Person
Optisch ist Immortals wieder durchaus interessant. Er stellt die Antike durch die Linse von Rennaisance Gemälden dar und bietet einige Schlachtszenen zwischen Göttern und Titanen, die wie ‚300‘ auf Speed rüberkommen. Die Charaktere bleiben aber leider reichlich blass und so ein richtiger dramatischer Bogen will sich auch nicht einstellen. Mir als Freund der griechischen Mythologie hat er trotzdem weit besser gefallen als z.B die beiden ‚Titanen‘ Filme.
Wenn Du The Fall und The Cell mochtest würde ich aber behaupten Du wirst ihn keinesfalls furchtbar finden. Ich mochte The Cell nicht besonders (empfand ich als überlanges Musikvideo) und würde Immortals irgendwo auf halbem Weg zwischen dem und The Fall einordnen.
LikeGefällt 1 Person
Danke für deine Einschätzung. Das macht den Film für mich tatsächlich wieder interessant. Ich kann der „300“-Ästhetik durchaus etwas abgewinnen, zumal ich Tarsem Singh hier auch mehr zutraue als Zack Snyder. Da werde ich mich dann doch einmal ranwagen… 🙂
LikeGefällt 1 Person
Jepp, man muss die Ästhetik aber auch gewinnbringend einzusetzen wissen, was Tarsem tut. ‚300‘ fand ich zumindest vor allem langweilig – wie ehrlich gesagt die meisten Snyder Filme.
Bin gespannt zu lesen, wie Du ihn fandest. Du warst jedenfalls maßgeblich für mein bestes Filmerlebnis diese Woche verantwortlich aber dazu Montag mehr. 😉
LikeGefällt 1 Person
Ich fand „300“ in seiner Überästhetisierung durchaus spannend anzusehen. Inhaltlich ist der Film natürlich ziemlich leer. Auf „The Immortals“ habe ich nun tatsächlich Lust – und ich bin natürlich gespannt, von welchem Film du sprichst! 😀
LikeGefällt 1 Person
Dachte jetzt kommen noch ein paar Zeilen zum neuen TV-Erlebnis 🙂
LikeGefällt 1 Person
Das werde ich in einen extra Eintrag packen… 😉
LikeLike
Ein wirklich toller Film, den ich damals tatsächlich am letzt möglichen Tag in einem Off-Kino angesehen hatte. Für mich war klar, den muss ich auf der Leinwand sehen und ich habe es nicht bereut. Würde auch sofort wieder ins Kino rennen, wenn er liefe.
Die Story ist toll und tatsächlich war hier wohl einiges improvisiert, weil die Kleine kaum oder gar kein Englisch konnte.
Neben „The Cell“ Tarsems beste Arbeit. Er kann ja, aber so richtig gut läuft es nicht, obwohl die drei späteren Arbeiten nicht grottig sind, aber einfach nicht diese Qualität haben.
LikeGefällt 1 Person
Ah, interessante Info zu der jungen Schauspielerin. So etwas hatte ich mir schon gedacht. Hat auf jeden Fall sehr gut funktioniert… 🙂
„The Cell“ mag ich auch sehr. Seine anderen Filme kenne ich (noch) nicht. Hoffe er bekommt noch einmal die Chance, so ein persönliches Werk zu drehen.
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Media Monday #321 | moviescape.blog
Pingback: Krieg der Götter – OT: Immortals (2011) | moviescape.blog
Pingback: Halt and Catch Fire – Die komplette Serie (Staffel 1 bis 4) | moviescape.blog