Luther – Season 1 to 4

Nachdem ich letzte Woche bei meinem Interview in der Sendung Trackback auf Radio Fritz noch von „Luther – Season 1 to 4“ erzählt habe, bin ich inzwischen auch durch mit meiner Sichtung. Wie es sich für eine BBC-Serie gehört, ist die Episodenzahl pro Staffel begrenzt und Qualität steht vor Quantität. Nicht nur deshalb erinnert „Luther“ teils an den BBC-Hit „Sherlock“, der ebenfalls einen genialen Ermittler porträtiert. Man merkt sofort, dass man eine britische Serie schaut, unterscheiden sich sowohl der Ton der Erzählung als auch die formalen Aspekte doch deutlich von den US-Pendants. Was „Luther“ sonst noch zu bieten hat, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

Die erste Staffel: Luther erwacht

Zu Beginn wirkt „Luther“ wie ein typisches Krimi-Procedural. Allerdings mit einem Ermittler, der sich von seinen US-Kollegen durch seine raue Schale und seinen inneren Dämonen abgrenzt. Die Fälle sind zudem ziemlich hart und äußerst spannend. Hinzu kommt ein roter Faden, in dem John Luther mit einer Gegenspielerin konfrontiert wird, die ihn wirklich fordert. Daneben wird auch Luthers Privatleben beleuchtet, das dem Detective Chief Inspector zwar auch keinen wirklich positiven Ausgleich bietet, aber immerhin für ein wenig Abwechslung zu den Fällen sorgt. Mit Idris Elba (Stringer Bell, „The Wire“) und Ruth Wilson (Alison Lockhart, „The Affair“) ist die Serie zudem hochwertig besetzt, was das positive Bild zusätzlich abrundet.

Dann jedoch kam die fünfte Episode und diese hat die Serie komplett umgekrempelt. Nicht nur hat sich „Luther“ zu einem waschechten Serial entwickelt, auch die bereits zuvor in Anklängen vorhandene Düsternis hat sich wie ein Schatten über die Figuren gelegt. Sehr spannend und für mich tatsächlich unerwartet: 9/10 (8.8) Punkte.

Die zweite Staffel: Luther wird persönlich

Zu Beginn der zweiten Staffel ist alles anders: Luther steht vor den Scherben seines bisherigen Lebens und er muss sich mit einem neuen Team zusammenraufen. Auch in dieser Staffel wird Luther von seiner Vergangenheit eingeholt, was ganz neue Seiten an ihm offenbart. Die Tendenz Richtung serieller Erzählung wird größer, was jedoch nicht heißt, dass der Ermittler nicht mehr mit spannenden Einzelfällen konfrontiert wird. Diese ziehen sich nun jedoch über je zwei Episoden, was die Intensivität noch einmal steigert.

Da die zweite Staffel nur noch vier Episoden beinhaltet, besteht sie im Grunde nur noch aus drei Fällen: dem großen, für Luther sehr persönlichen, Fall sowie zwei sehr perfiden Einzelfällen, die schockieren und London von der hässlichsten Seite zeigen. Ich mochte diesen Wechsel hin zu größeren Geschichten und hätte auch in dieser Staffel gerne noch zwei weitere Episoden gesehen: 9/10 (8.8) Punkte.

Die dritte Staffel: Luther wird gejagt

Die dritte Staffel erinnert vom Aufbau her sehr an die zweite: John Luther bewegt sich weiterhin im bekannten Team, es gibt zwei Einzelfälle und eine großen Fall, die alle über die vier Episoden der Staffel erzählt werden. Die ersten beiden Episoden fand ich erneut exzellent, haben sie doch einen wirklich gruseligen Mörder als Bösewicht zu bieten. Auch hat mich die Jagd auf Luther zu Beginn noch gereizt, da alle Charaktere sehr unter Druck standen und es zu spannenden Entwicklungen führte.

Der zweite Fall der Staffel ist leider deutlich schwächer, was speziell am schlecht geschriebenen Antagonisten liegt. Man hat zu keiner Sekunde das Gefühl, dass der Vigilante mit seinem Feldzug doch im Recht sein könnte. An den moralischen Grundfesten wird nicht gerüttelt. Auch wenn inhaltlich dadurch manch spannender Aspekt wegfällt, ist auch der zweite Fall sehr packend inszeniert und endet beinahe schon auf einer bittersüßen Note: 9/10 (8.5) Punkte.

Die vierte Staffel: Luther kehrt zurück

Die vierte Staffel mit dem Begriff Staffel zu bezeichnen ist beinahe schon mutig. Tatsächlich besteht sie nur aus zwei Episoden, sprich einem Fall, und ist mit unzähligen, teil ziemlich wirren, Handlungselementen durchsetzt. Es macht zwar Spaß, Luthers Rückkehr in den aktiven Dienst und ihn mit einer neuen Partnerin an der Seite (Rose Leslie, bekannt als Ygritte aus „Game of Thrones“) zu erleben. Insgesamt wirkt diese kurze vierte Staffel aber weit nicht so rund und ausgewogen, wie die vorherigen. Man hätte den Inhalt der zwei Episoden locker auf vier ausweiten können und wäre den Charakteren und einzelnen Handlungssträngen damit vermutlich gerechter geworden. Das Finale ist zudem sehr offen, was ich schade fand. Da hat der Abschluss nach der dritten Staffel viel besser gepasst: 8/10 (8.0) Punkte.

Fazit

Als ich mir die Blu-ray-Box zulegte, war ich mir sicher, die gesamte Serie in einem Paket zu kaufen. Inzwischen werde ich den Verdacht nicht los, dass irgendwann noch eine fünfte Staffel kommen wird. Und ja, ich würde mich sehr darüber freuen und hoffe nur, dass Idris Elba und die restliche Crew Zeit für mindestens vier Episoden mitbringen. Auch wenn der finale Fall alles andere als schlecht ist, so liegen die Stärken der Serie doch in den größeren Handlungsbögen, die ihren Figuren mehr Raum zum atmen bieten. Freunden von Krimiserien und harten Ermittlern, kann ich „Luther“ nur ans Herz legen. Deutlich gelungener als jedes US-Procedural: 9/10 (8.5) Punkte.

33 Gedanken zu “Luther – Season 1 to 4

    • Ach, in „Prometheus“ war er doch schon einmal klasse. Wenn man den britischen Akzent gewöhnt ist, zudem sehr witzig. Und seine Auftritte in „The Wire“ darf man natürlich auch nicht vergessen. Vielleicht wird das ja noch einmal was mit ihm und James Bond… 🙂

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  1. Zu Beginn wirkt „Luther“ wie ein typisches Krimi-Procedural.

    Daher bin ich auch nach Staffel 1 ausgestiegen, die von mir damals nur 4 Punkte erhielt, weil ich sie eine einzige Katastrophe fand (insbesondere Ruth Wilson, aber auch die ganzen peinlichen Twists).

    Auch fand ich sein ewiges „Hände in die Hosentaschen“ Gestecke mit der Zeit etwas daneben.

    Habe es aber generell nicht so mit Crime Procedurals, da die alle letztlich dasselbe sind für meinen Geschmack (siehe z.B. auch The Killing).

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    • Ach, ich fand Luthers Marotten ziemlich cool. Auch, dass er im Prinzip eine Uniform, wie ein Superheld, getragen hat, fand ich klasse. Hatte etwas von einem Comic. Mochte ich sehr.

      „The Killing“ ist doch aber alles andere als ein Procedural. Es wird ein Fall über mehrere Staffeln erzählt. Viel mehr Serial kann eine Seite kaum sein. „Luther“ ist da schon eher klassisch erzählt, keine Frage.

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      • Ach, so meinst du das. Ich selbst bin ja auch nicht der größte Krimi-Fan, doch ab und zu sehe ich es schon ganz gerne. Ob nun etwas leichtes, wie „Castle“, oder ein Serial, wie „The Killing“, bis hin zu der britischen Variante.

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  2. Ich glaube ich habe nur die ersten zwei Staffeln ganz gesehen, allerdings hatte das für mich das Problem, dass viele aktuelle britische Krimiserien (z.B. Sherlock) haben. Das Ganze ist so auf seinen möglichst faszinierenden Hauptcharakter fixiert, dass die Fälle, die es zu lösen gilt entweder zu simpel oder so uüberwindlich verworren und vertrickst werden, dass ich kaum noch Lust habe dem zu folgen. Ich bevorzuge da die Skandinavier (Die Brücke, Komissarin Lund etc.).

    Aber: wie cool ist Idris Elba? So cool, dass er mit den Händen in den Hosentaschen laufen kann ohne dabei wie ein Idiot auszusehen! Sprich verdammt cool. 🙂

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    • Für mich hat die Fixierung auf Luther sehr gut funktioniert. Er wurde fast schon als Superheld inszeniert, was ich sehr spannend fand. Da spielt natürlich auch viel Coolness mit rein, die Idris Elba zweifellos besitzt.

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      • Mit Superheld triffst Du den Nagel auf den Kopf. Das Auflösen der Mysterien/Fälle wird zu einem magischen/übermenschlichen Akt, den wir Normalos gar nicht nachvollziehen können. Und genau das mag ich in einer Krimiserie nicht.

        Vermutlich tue ich Luther (und Sherlock etc.) aber auch etwas Unrecht, wenn ich sie als Krimiserien betrachte und sollte sie mehr als reines charaktergetriebenes Drama vor kriminellem Hintergrund sehen.

        Wie auch immer, Elba for Bond! 😉

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      • Ach, ich finde eh es gibt kaum realistische Krimiserien. Die Skandinavier vielleicht einmal ausgenommen. Von den US-Serien sehe ich da höchstens „The Wire“ und „The Shield“, alles andere ist noch unrealistischer als „Luther“, nur dass auch noch der dramatische Unterbau fehlt.

        Elba als Bond wäre großartig! 🙂

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  5. Cool, dass du es inzwischen gewagt hast und Luther geschaut hast 😀 Für mich waren die ersten drei Staffeln auch in etwa gleich stark, die vierte fand ich aber extrem unnütz. Ich bin mir nicht sicher, was die Staffel für die Figur Luther oder die Zuschauer getan hat.

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    • Du hast völlig recht, der Abschluss nach der dritten Staffel war viel gelungener als die etwas aufgesetzt wirkende vierte. Dennoch habe ich mich gefreut noch einen weiteren Fall mit Luther zu erleben. Leider wurde viel zu viel in die Doppelfolge gepackt. Bin nun gespannt, ob es noch weitergeht…

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