Eigentlich hätte ich schwören können, dass ich heute keinen kompletten Film mehr durchhalte: In der vorangegangenen Nacht hatte ich nur fünf Stunden geschlafen und ich war heute Nachmittag 15 km laufen. Doch eine Woche so ganz ohne Film geht ja auch nicht, also habe ich „Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten“ eingelegt, den ich schon lange sehen wollte. Ob es das Drama geschafft hat, mich trotz der schlechten Voraussetzungen wachzuhalten?
Wunderbar altmodisches Kino
Schon während der ersten paar Einstellungen hatte mich der Film gepackt. Speziell Michael Brooks zeitlos schöner Score hatte es mir angetan. Hinzu kommt ein historisches Setting, das gar nicht einmal so weit entfernt scheint und dabei doch wie aus einem anderen Jahrhundert wirkt. Das natürlich zurückgenommene Spiel Saoirse Ronans („Wer ist Hanna?“) trägt zudem viel zur Glaubwürdigkeit der Geschichte bei. Man ist als Zuschauer bei ihr und begibt sich mit ihr auf die Reise in eine unsichere Zukunft. Ronans Eilis ist mutig und zerbrechlich zugleich. Das Wichtigste ist jedoch die Entwicklung, die ihr Charakter durchmacht: wunderbar zurückhaltend und doch kraftvoll gespielt. Es ist eine Freude ihr zuzusehen.
Die Geschichte ist dabei weder sonderlich innovativ, noch einzigartig. Es ist die zurückhaltende und nicht auf Effekte oder Drama setzende Art der Inszenierung, die „Brookly“ so besonders macht. Einzig der Auslöser für Eilis‘ Entscheidung, ihre weitere Zukunft betreffend, wirkt ein wenig forciert. Im Kontext der Geschichte ist das aber auch egal, denn es ist die einzig logische Konsequenz, dass sie ihren eigenen Weg geht und ihre eigene Geschichte schreibt. Dass dies nicht ohne schmerzhaftes Zurücklassen und Abschiede funktioniert, zeigt Regisseur John Crowley auf herzzerreißende Weise.
Fazit
„Brooklyn: Eine Liebe zwischen zwei Welten“ ist ein unsentimentales, romantisches Drama, das voller wundervoller, kleiner Momente steckt. Man spürt sowohl Eilis‘ Verzweiflung als auch ihre Stärke und ihren Mut. Tatsächlich hat es mir zu keiner Sekunde die Augen zugezogen, was nur für den Film spricht. Wenn euch also der Sinn nach dieser Art von altmodischem Kino steht, dann kann ich euch John Crowleys Drama nur ans Herz legen: 8/10 Punkte.
Oh, den Film liebe ich! Es steckt so viel darin …
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Ja, das stimmt. Er besitzt ganz viele, wundervolle Ebenen. Es ist auch ein Film, den man bestimmt gut mehrmals schauen kann.
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Ich habe mir anschließend gleich das Buch gekauft und festgestellt, dass beide sich wunderbar ergänzen. Szenen im Film, bei denen ich den Eindruck hatte, hier fehlt mir etwas, wurden im Buch besser erklärt – und umgekehrt. Zusammen gibt es eine runde Geschichte.
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Das klingt gut. Vielleicht lese ich irgendwann auch noch in das Buch rein. Im Film hat mir nichts wirklich gefehlt, allerdings dachte ich mir ein paarmal, dass die Geschichte auch wunderbar als Mini-Serie funktioniert hätte.
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Hast du sie auf Deutsch oder im Original gesehen? Im Original hat das Ganze noch mal einen speziellen Charme – sie spricht Englisch mit irischem Einschlag und er mit italienischem …
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Ich habe den Film, wie eigentlich alles was ich konsumieren, im Original gesehen – und ja, der irische Akzent hat noch einmal einen ganz speziellen Charme. Mochte ich sehr.
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Sehr süß auch der kleine Italiener … und seine Familie. ☺
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Ja, das war ein schöner Kontrast. Hat Spaß gemacht und war zudem sehr glaubwürdig, was die Beziehung angeht.
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Ja, sehr gelungen! Hach …
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Ich hätte das Irland-Segment im 3. Akt nicht wirklich gebraucht, da der Verlauf sowieso klar war, aber die erste Hälfte des Films ist sehr schön
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Ja, den dritten Akt fand ich auch am schwächsten, aber nicht schlecht. Hat sich schon alles gut zusammengefügt am Ende. Schöne Entwicklung der Hauptfigur. Mochte ich sehr gerne.
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Es wird Tony das Herz brechen, wenn die Dodgers 1958 nach L.A. umziehen.
Und Saoirse Ronan hätte den Oscar mehr verdient gehabt als Brie Larson. 😦
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Ich habe „Raum“ noch nicht gesehen und kann es demnach nicht beurteilen. Für sich alleine genommen hat Saoirse Ronan aber fantastisch gespielt, das stimmt wohl.
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Ich habe kein Herz… Dieser Film ist völlig an mir vorbeigezogen, ohne irgendwelche Spuren zu hinterlassen.
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Ach, Spuren hat er bei mir jetzt auch nicht hinterlassen, aber durchaus ein warmes Gefühl im Herzen. Ohne Herz ist das natürlich schwierig… 😉
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Die sind alle so goldig. Und Domhnall. ❤
(Und der Preis für das aussagekräftigste Kommentärchen goes to…)
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Haha, ja, die sind wirklich alle so goldig und unschuldig – aber dennoch zielstrebig und stark. Sehr gelungener Kommentar insofern… 🙂
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