Heute habe ich einmal wieder einen Film gesehen, der brandneu im Programm von Amazon Prime erschienen ist – und das sogar im richtigen Bildformat. Tatsächlich stand „10 Cloverfield Lane“ schon lange auf meiner Liste und es war eine gute Gelegenheit, mir selbst eine Meinung zu dem Film zu bilden, der – speziell in Hinsicht auf sein Finale – wild diskutiert wurde. Alles Weitere in der folgenden Besprechung…
J. J. Abrams hat es einmal wieder geschafft ein großes Mysterium um einen Film zu stricken: Nachdem er mit „Cloverfield“ einen Hype um Teaser, Trailer und jede neue Information zu dem Film geschaffen hatte, bleibt bei diesem ähnlich klingenden Werk die Frage offen, ob es sich nun um ein offizielles Sequel handelt oder der Titel nur zufällig gewählt wurde. Natürlich wurde er das nicht. Dies sollte allen Zuschauern auch bewusst sein, doch der nagende Zweifel schwingt eben immer mit. Nach „Super 8“ also ein weiterer Film aus seiner Schmiede Bad Robot, der im Vorfeld bewusst ungreifbar bleibt. Bei mir hat es funktioniert und ich war sehr gespannt auf das Ergebnis.
Inzwischen ist es auch ein offenes Geheimnis, dass der Film ursprünglich auf einem Drehbuch namens „The Cellar“ beruht und erst in der Vorproduktionsphase zu „10 Cloverfield Lane“ umgeschrieben wurde. Schaut man sich den Film an, ist diese Tatsache nicht weiter verwunderlich und ich kann mir ziemlich gut vorstellen, an welchen Stellen Abrams und Co. geschraubt haben, um den gewünschten Effekt zu erzielen. Die ersten 90 Minuten sind ein ziemlich dichtes Kammerspiel, in dem Mary Elizabeth Winstead, John Goodman und John Gallagher Jr. („The Newsroom“) zu brillieren wissen. Sehr dicht inszeniert, teils unerwartet humorvoll und zugleich extrem schockierend. Danach folgt die Auflösung, die mich keinesfalls überrascht hat, doch nicht so ganz zu dem vorherigen Film passen will. Ich verstehe die Diskussion darüber, jedoch kann eigentlich niemand behaupten damit nicht gerechnet zu haben.
Ich frage mich gerade, ob mir der Film als „The Cellar“ nicht besser gefallen hätte. Vermutlich hätte er das. Dennoch funktioniert er auch als Geschichte aus dem „Cloverfield“-Universum ziemlich gut, was jedoch hauptsächlich den Mystery- und Thriller-Elementen in den ersten beiden Filmdritteln zuzuschreiben ist. Regisseur Dan Trachtenberg schafft es eine extrem dichte Atmosphäre zu kreieren und die drei Schauspieler liefern exzellente Arbeit ab. Bis ins letzte Detail perfekt ist der Film nicht, doch ließ mich schon lange kein Thriller mehr so stark mitfiebern: 8/10 Punkte.
Der Film hätte mir als „The Cellar“ auf jeden Fall (noch) besser gefallen, weil ich dann wahrscheinlich nicht so sehr mit dem Ende gerechnet hätte. 🙂
Trotzdem ein toller Film
LikeGefällt 1 Person
Ja, bin deiner Meinung. Zudem hätte man „The Cellar“ bestimmt auch ein offeneres Ende spendiert, was mir deutlich besser gefallen hätte. Aber ich mochte ihn auch in dieser Form sehr.
LikeGefällt 1 Person
Geht ja nicht darum, dass einen das Ende so überrascht hat, sondern darum, dass es sich einfach nicht organisch anfühlt. Ich hatte direkt das Gefühl, dass man das nur gemacht hat, um eben diesen Bogen zu Clovrfield zu spannen. Ohne das Ende wäre der eindeutig ne Ecke besser gewesen. Aber als „The Cellar“ haste halt auch nicht die Marketingmaschinerie dahinter. Ist eben der Zwiespalt. Gut find ich ihn trotzdem.
LikeGefällt 1 Person
Es stimmt schon, sonderlich organisch fühlt sich das nicht an. Allerdings hatte ich eben das Vorwissen aus „Cloverfield“, so dass ich ein Finale in dieser oder ähnlicher Form erwartet hatte. Da ging es unbedarften Zuschauern bestimmt anders. Die Entwicklung zur selbstbestimmten Kämpferin hat in meinen Augen aber durchaus Sinn gemacht.
LikeLike
Ja, aber dann ein haushohes Alien mit ner Flasche Wein zu killen ist mir viel zu sehr Rambo. Das passte einfach vorne und hinten nicht in den Film.
LikeGefällt 1 Person
Ich bitte dich, das war doch eine Flasche guter Scotch! Mit Wein wäre es natürlich eine ganz andere Geschichte gewesen… 😀
LikeGefällt 1 Person
Mir geht es da wie Kollege Marcel von Filmschrott. Ich fand das Ende doch ziemlich aufgesetzt und „drangeklatscht“. Insgesamt hat mir der Film aber sehr gut gefallen, die Atmosphäre war absolut gelungen und besonders Goodman hat eine tolle Leinwandpräsenz an den Tag gelegt.
LikeGefällt 1 Person
Ja, es fühlt sich etwas drangeklatscht an, das stimmt schon. Durch den Titel hätte ich aber auch nichts anderes erwartet. Meine Frau dagegen, die sich nicht mehr wirklich an „Cloverfield“ erinnern konnte, war entsetzt und für sie hat es den Film kaputt gemacht.Ist vermutlich eine Frage der Erwartungshaltung.
LikeGefällt 1 Person
Gut, da hatte ich den Vorteil, den ersten Teil nicht gesehen zu haben. Von daher gab es wenig bis gar keine Erwartungen.
LikeGefällt 1 Person
Ich habe dessen Kenntnis sogar eher als Vorteil gewertet, so dass mich das Finale überhaupt nicht aus der Bahn schmeißen konnte. Ansonsten hätten mich die Aliens vermutlich auch ein wenig verwundert… 😉
LikeLike
Man muss ja auch dazu sagen, dass du den Film er jetzt gesehen hast, verbunden mit dem Wissen, dass viele mit dem Ende aus den und den Gründen nicht zurecht kommen, und dir spätestens zusammen mit der Diskussion über den Namen deinen Teil denken konntest. Der Film spielt ja selbst mit der Frage, ob jetzt alles real ist oder oder erfunden, um die beiden im Keller gefangen zu halten.
Nach einem richtig guten Thriller – verbunden mit dieser Frage -, ist es schwer, das Genre zu wechseln, einem Fantasy-Horror in nur wenigen Minuten darzubieten und dann auch noch den Zuschauer glücklich zu machen. Genre-Wechsler haben es meiner Meinung nach noch viel schwerer als Genre-Mischmasch gefallen zu finden, da sie die ganze Erwartung, die sie aufgebaut haben, plötzlich in eine andere Richtung kehren. Du hast bereits mit diesem Fortgang gerechnet, weswegen das nicht so sehr ins Gewicht fällt. Aber stell dir jetzt mal die ersten Kinobesucher vor, oder jene, die sich nicht mit dem Film beschäftigt haben. Ähnlich wie bei From Dusk Till Dawn muss das ein großer Schock gewesen sein und bei dem hat man um einiges mehr an Spielzeit, um sich an die Wende zu gewöhnen.
Ich denke ja, dass der Thriller-Teil einfach zu gut war und die Leute gerne noch mehr davon gesehen hätten, als einen eher 08/15-Monsterhorror, der nicht so ganz ins Bild passt mit der übermächtigen Frau, die Molotow-Cokctails bastelt. Der oben erwähnte und Drive haben zumindest den Grundton bei ihrem Genre-Wechsel beibehalten. (Auch wenn das bei FDTD ein ziemlich abgefahrener ist)
LikeGefällt 1 Person
Ja, ohne das Vorwissen um das kontrovers diskutierte Ende und den deutlichen Hinweis im Titel wäre ich vermutlich auch eher negativ überrascht gewesen. Da wäre das Originaldrehbuch wirklich einmal interessant.
Genre-Wechsler mag ich normalerweise sehr. Mit „From Dusk Till Dawn“ sprichst du ein gutes Beispiel an, das sich damals zurecht zum Kultfilm entwickelt hat.
Was hier für mich gut funktioniert ist die konsequente Weiterentwicklung Michelles: Von der Gefangenen hin zur selbstbestimmten Kämpferin. Natürlich ist der Molotow-Cocktail-Einsatz ein wenig übertrieben, doch diese Tendenz hatte sich ja bereits beim Kampf gegen Howard abgezeichnet. Insofern macht diese Charakterentwicklung für mich durchaus Sinn. Am meisten hat mich wohl die offensiv-explizite Darstellung der Aliens gestört. Da hätte ich ein wenig mehr Subtilität gelungener gefunden.
LikeLike
Ich liebe den Film und ja das Ende hätte ich so nicht erwartet. Irgendwie war ich auf die Mutantenmonster aus dem ersten Teil fixiert, aber das hier war schon lustig und konnte mir die Freude an dem was vorher unter der Erde lief nicht nehmen. Waren schon großartige Leistungen.
LikeGefällt 1 Person
Wenn man den Film tatsächlich als weitere Geschichte aus dem „Cloverfield“-Universum sieht, die sie ja auch ist, dann macht der Alien-Teil auf jeden Fall Sinn. Es ist eben die zweite Welle, wie Howard schon prophezeit hat. Bin mal gespannt, was Abrams aus diesem ungewöhnlichen Franchise noch so alles zaubert.
LikeGefällt 1 Person
Genre-Wechsel sind immer schwierig. Und wenn das Thriller-Kammerspiel so gut gelungen ist wie hier (alle drei Darsteller sind groß aber Goodman ist am größten), dann schmerzt der Umschwung zum SciFi Invasions Dingsbums um so mehr. Und ist mit Sicherheit dem Cloverfield-Label geschuldet.
Wenn man drauf vorbereitet ist verdirbt das Ende zwar mMn nichts, toll ist es dennoch nicht.
Aber seien wir ehrlich: „The Cellar“ hätte gewiß nicht John Goodman gehabt und wäre vermutlich heimlich, still und leise auf DVD und On Demand erschienen, wenn man bedenkt, dass Trachtenbergs vorheriges (und erstes) Projekt ein Fanfilm zum Videospiel „Portal“ war. Von daher haben vermutlich alle gewonnen.
Und die Idee unter dem Cloverfield Label auch in Zukunft interessante Drehbücher unbekannterer Leute als Anthologie-Serie zu produzieren klingt eigentlich ziemlich gut.
LikeGefällt 1 Person
Ja, völlig richtig. Der Umschwung ist hier deutlich zu spüren und ich wäre wirklich neugierig, wie denn das Originaldrehbuch ausgesehen hat. Wer weiß? Vielleicht wäre die Auflösung hier in Richtung Zombies o.ä. gegangen und hätte auch nicht auf ganzer Linie überzeugt… 😉
Für mich lebt der Film ganz klar von seinen Darstellern und auch den Produktionswerten. Insofern möchte ich es gar nicht verteufeln, dass Abrams Dan Trachtenberg „entdeckt“ und seinen Film ins „Cloverfield“-Universum verlegt hat. Der Anthologie-Gedanke gefällt mir auch recht gut und ich bin gespannt, was in dieser Richtung noch kommt.
LikeLike
Mein favorisiertes Ende wär‘ wohl komplett ambivalent gewesen. Sie macht die Tür des Bunkers auf, Schwarzblende, Credits. Aber ich nehme an das wäre auch Einigen auf den Magen geschlagen. 😉
LikeGefällt 1 Person
Hehe, dieses Ende hatte ich schon damals bei „Take Shelter“ erwartet. Kam aber auch nicht so. Ich mochte den Alien-Ansatz durchaus, hat ja auch Sinn gemacht. Aber vielleicht wäre schemenhaftes Monster am Horizont oder ein Fußabdruck ausreichend gewesen?
LikeGefällt 1 Person
Alles voller John Goodmans!!!!
LikeGefällt 1 Person
Dann hätte aber Charlie Kaufman das Drehbuch schreiben müssen… 😉
LikeGefällt 1 Person
Wenn man Glück hat gerät man an den sympathischen, lustigen John Goodman oder vielleicht sogar Sulley aus „Monsters Inc.“, wenn man Pech hat…
LikeGefällt 1 Person
Oh ja, stimmt! In „Barton Fink“ hatte er ja auch so eine undurchsichtige, gruselige Rolle. Mensch, sollte ich auch mal wieder schauen…
LikeGefällt 1 Person
Pingback: Kritik: 10 Cloverfield Lane – filmexe
Pingback: Media Monday #294 | Tonight is gonna be a large one.
Sag mal, mir ist das letztens bei einer Folge Downton Abbey passiert, dass das Format komplett verzerrt und falsch war. Nachdem ich aber den Fernseher für einige Minuten ausgeschaltet habe und dann wieder eingeschaltet habe, war das Bild jut. Vielleicht hilft ja eine gute Portion Aggression und IT-Crowd-Turning-Off-And-On-Philosophie bei dir auch. 😂
LikeGefällt 1 Person
Das mit dem Bildformat hat hier leider nichts mit den Einstellungen des Fernsehers zu tun, es ist bereits falsch bei Prime hinterlegt. In diesem Fall war aber alles perfekt, es gab sogar O-Ton und Untertitel… 👍
LikeLike
Guter Film.
Ich liebe Mary Elizabeth Winstead.
Und John Goodman.
Letzteren aber auf eine andere Weise.
LikeGefällt 1 Person
Dein letzter Satz beruhigt mich. Aber es stimmt schon: Beide spielen hier in dem Film ihre Stärken und ganz besonderen Liebeswürdigkeiten gekonnt aus… 😉
LikeLike
Pingback: Das Belko Experiment – OT: The Belko Experiment (2016) | moviescape.blog
Pingback: Prey (2022) | moviescape.blog