Midnight Special (2016)

Nachdem ich letzte Woche Jeff Nichols „Take Shelter“ gesehen habe und davon begeistert war, stand heute mit „Midnight Special“ konsequenterweise der jüngste Film des Regisseurs  auf dem Programm. Wie in den Kommentaren zum Vorgänger bereits festgestellt wurde, gehen die Meinungen zu diesem Film deutlich weiter auseinander. Umso gespannter war ich also, wie er mir denn gefallen würde…

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Wie mir bereits von Flo Lieb prophezeit wurde, erinnerte mich „Midnight Special“ tatsächlich an Filme wie „Unheimliche Begegnungen der dritten Art“ und „E.T. – Der Außerirdische“. Darüber hinaus musste ich noch an weitere Filme der 80er Jahre denken, in denen Kinder und Außerirdische im Mittelpunkt stehen. Prominente Vertreter sind zum Beispiel „Der Große mit seinem außerirdischen Kleinen“ (mit Bud Spencer) oder „Der Flug des Navigators“. All diese Filme setzen auch stark auf Verfolgungen durch das Militär oder die Polizei und spiegeln somit die Kernelemente von Nichols‘ Film wieder. Das Finale hat mich wiederum an James Camerons „The Abyss“ erinnert, was auch nicht die schlechteste Referenz ist.

Im Mittelpunkt von „Midnight Special“ steht jedoch eine Familiengeschichte. Man kann den gesamten Film auch als Allegorie auf das Elternsein lesen. Kinder verändern sich, lösen sich irgendwann von der Familie und man ist als Elternteil machtlos und versucht dennoch sie bei ihrem Weg zu begleiten:

Alton: „You don’t have to worry about me.“
Roy: „I like worrying about you.“
Alton: „You don’t have to anymore.“
Roy: „I’ll always worry about you Alton. That’s the deal.“

Das ist wohl der Kern der Geschichte. Sicher nicht sonderlich innovativ, doch gerade im Verbund mit den fantastischen Elementen und der packenden Verfolgungsjagd ein emotionaler Kern, der einfach funktioniert. Besonders wenn man selbst Kinder hat.

Trotz aller positiven Elemente wirkt „Midnight Special“ ein wenig beliebig. Mir kam es teils so vor als hätte ich nur die letzte Doppelfolge einer TV-Serie gesehen. Das hat nicht zwangsweise damit zu tun, dass ich gerne jedes Geheimnis gelüftet gesehen hätte, doch bleibt auch so manche Beziehung unter den Charakteren ein wenig luftleer im Raum hängen. Hier hätte Nichols gerne ein wenig mehr in die Tiefe gehen können. Auch Adam Drivers NSA-Mann Sevier verkommt zum reinen Mittel zum Zweck. Hier wäre mehr möglich gewesen.

Insgesamt hat mich „Midnight Special“ sehr gut unterhalten und emotional gepackt. Dennoch ist es bisher der schwächste von Jeff Nichols‘ Filmen. Für mich hätte er vermutlich noch besser funktioniert, wenn das fantastische Element nicht komplett ausformuliert gewesen wäre und dafür die Charaktere mehr Aufmerksamkeit bekommen hätten. Doch auch in seiner jetzigen Form kann ich den Film allen Genre-Freunden nur ans Herz legen: 8/10 Punkte.

15 Gedanken zu “Midnight Special (2016)

      • Ich habe es mir angewöhnt, zu Ärgernissen nicht mehr viel zu schreiben, da durch sie ohnehin schon genug Zeit verschwendet wurde. Da ich E.T. zwar nicht schlecht finde, aber auch kein sonderlicher Fan des Films bin, und mit Close Encounters of the Third Kind gar nichts anfangen kann, spricht mich Midnight Special bereits zu einem Großteil prinzipiell nicht an.

        Ich glaube ich fand die Geschichte einfach enorm langweilig, da auch nicht wirklich viel über die Hintergründe der Handlung verraten wird. Was genau die Sekte ist und wie sie funktioniert und was mit dem Jungen exakt ist. Es fällt mir schwer, mich für eine Vater-Sohn-Beziehung zu begeistern, wenn ich von der Beziehung nichts weiß, außer dass die Charaktere Vater und Sohn sein sollen und das Charakterisierung genug ist. Generell weckten die Figuren nicht wirklich mein Interesse. In der Summe einfach kein guter Film, wie man es dreht und wendet. Einig können wir uns da sein, dass dies Nichols‘ schlechtester Film ist (auch wenn du ja noch nicht Shotgun Stories gesehen hast, oder?).

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      • Hehe, dabei habe ich eher das Gefühl als würdest du größtenteils über Ärgernisse schreiben – wenn vermutlich auch nicht ganz so ärgerlich wie „Midnight Special“… 😉

        Wenn du mit „E.T.“ und „Unheimliche Begegnungen…“ nichts oder nur wenig anfangen kannst, dann liegt nahe, warum dir auch „Midnight Special“ nichts gegeben hat. Den Teil mit der Sekte fand ich übrigens auch mit am schwächsten. Da ist viel Zeit für draufgegangen, ohne dass der Handlungsstrang wirklich einen Mehrwert gehabt hätte. Ich kann deine Kritikpunkte (auch die nicht sonderlich gut ausformulierten Charaktere) gut nachvollziehen, dennoch mochte ich den Film sehr. Es mag am Genre oder dem mir leichteren emotionalen Zugang liegen, dass ich keinesfalls verärgert war… 🙂

        Nein, „Shotgun Stories“ habe ich noch nicht gesehen. Da kommt man leider auch nur schwer ran. Kennst du ihn?

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      • Oh, das liest sich famos. Klingt noch einmal reduzierter als „Take Shelter“. Werde ich mal die Augen nach offen halten. Schön, dass du ihn im Kino sehen konntest… 🙂

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    • Ich vermute einmal, dass dir die anderen Filme von Nichols besser gefallen dürften. Die Inszenierung ist ähnlich gekonnt, doch gibt es keine großen inhaltlichen Lücken und noch weniger Spezialeffekte, wenngleich ich diese bei „Midnight Special“ auch durchaus gelungen fand.

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