Da wir gestern Abend mit den Kindern noch ins Hallenbad gefahren sind (ja, zurzeit sind tatsächlich einmal alle gesund), ist der Freitagsfilm ausgefallen. Heute jedoch war es dann soweit – und das war auch bitter nötig, denn in letzter Zeit sammeln sich viele neue Filme bei mir an. Die Wahl fiel heute auf „Take Shelter“, den ich schon länger auf dem Schirm habe. Immerhin konnte mich Regisseur Jeff Nichols mit „Mud“ extrem überzeugen und auch Michael Shannon und Jessica Chastain versprachen Großes…
Zunächst einmal muss ich anmerken, dass ich es unfassbar finde, wie unglaublich schlecht das deutsche Verleih-Cover ist. Was habt ihr euch dabei nur gedacht, Ascot Elite? Das lässt den Film wie die letzte B-Movie-Produktion wirken. Aber egal. Soll der Gelegenheitskäufer im Elektrofachmarkt ruhig enttäuscht werden. Es kommt ja schließlich auf den Inhalt an und dieser ist wahrlich famos. Selten habe ich einen Film gesehen, der eine solch unfassbar dichte Atmosphäre heraufbeschwört. Ohne große Effekte, ohne aufgesetztes Drama oder Thriller-Elemente. „Take Shelter“ lebt von seinen Schauspielern und der ruhigen Erzählweise, die sich in der Kameraführung widergespiegelt. Dadurch entsteht eine Sogwirkung, der ich mich nur schwer entziehen konnte.
Neben dem auf den Punkt geschriebenen Drehbuch, ist es wohl vor allem Michael Shannon (Nelson Van Alden, „Boardwalk Empire“) zu verdanken, dass sein Charakter Curtis stets glaubhaft als liebevoller Familienvater und manisch Getriebener rüberkommt ohne dabei Sympathiepunkte zu einzubüßen. Eine großartige Leistung. Auch Jessica Chastain, die im gleichen Jahr auch für „The Tree of Life“ vor der Kamera stand, überzeugt als Ehefrau, die hinter ihrem Mann steht und das ohne jeglichen Realismus über Bord zu werfen. Jeff Nichols hatte hier wahrlich ein Händchen für die richtige Besetzung. Der Film ist voll von Andeutungen und Themen, die unaufdringlich mit der eigentlichen Handlung verknüpft werden. Das Finale ist einerseits mehrdeutig, anderseits aber auch klar in seiner Inszenierung und hat mich ein wenig an die letzten Minuten von „The Sopranos“ erinnert.
Ich bin begeistert und sicher, dass „Take Shelter“ bei mir noch lange nachwirken wird. Ebenso freue ich mich nun schon sehr auf Jeff Nichols „Midnight Special“, auch wenn dieser durchwachsene Kritiken bekommen hat. Filme wie diese sind es, die mich zum Filmfreund machen. Filme, wie man sie leider viel zu wenig sieht – und die deshalb umso wichtiger sind. Famose Unterhaltung, die zum Nachdenken anregt. Ich kann nur eine große Empfehlung aussprechen: 9/10 Punkte.
Da hast du dich etwas schlecht informiert, denn Ascot hat das Cover nicht „verbrochen“, denn so ist auch die DVD in England erschienen. Also nicht immer gleich auf den deutschen Verleih schimpfen.
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Naja, das UK-Cover wirkt, zumindest was die Farbgebung angeht, nicht ganz so schlimm. Zudem noch die vollgestopften Werbesprüche auf dem deutschen, nee, da hat sich Ascot Elite wirklich nicht mit Ruhm bekleckert.
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Hm… schau mal hier als Vergleich https://www.amazon.co.uk/Take-Shelter-DVD-Jessica-Chastain/dp/B005XYC08S
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Ja, ist auch nicht viel besser als das deutsche Motiv. Dennoch hat Ascot Elite es übernommen und noch verschlimmbessert. Passt einfach nicht zu dem Film.
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Hui, der ist bei mir unterm Radar durchgeflogen. Muss ich mir auf meine Liste setzen. Aber den „Midnight Special“ fand ich ganz gut, da würde mir „durchwachsen“ als Bewertung gar nicht in den Sinn kommen.
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Das freut mich! Ich habe nun nämlich richtig Lust auf „Midnight Special“. Und wenn er dir gefallen hat, sind die Chancen ja sehr hoch, dass auch ich ihm etwas abgewinnen kann… 🙂
„Take Shelter“ kann ich dir demnach wirklich nur ans Herz legen. Nachholen lohnt sich!
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Um was gehts da?
Den Titel habe ich noch nie gelesen. Gab es den mal im Kino?
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Um einen liebevollen Familienvater, der langsam aber sicher in Wahnvorstellungen abgleitet und damit zum Außenseiter wird. Am besten sollte man vor dem Film nicht zu viel darüber wissen. Ob er ein Kino-Release hatte, weiß ich gar nicht…
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Doch doch, der kam in Deutschland in die Kinos. Hab ihn damals auf der Leinwand gesehen und war schwer beeindruckt!
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Ah, wunderbar. Umso besser. Hat der Film auf jeden Fall verdient. Klasse! 🙂
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Lief im Kino, ja.
Geht um einen Familienvater, der eine böse Vorahnung hat, aber nicht wirklich erklären kann, was genau er befürchtet. In der Folge beginnt er in seinem Garten einen Luftschutzbunker zu bauen und seine steigende Paranoia erschwert seine Beziehung zu seiner Frau, seiner Familie und seinem Umfeld.
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Kann man dich für perfekte Zusammenfassungen von Filmen buchen? 🙂
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Schön wär’s, dann könnt ich meinen Job kündigen 😀
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Jetzt müssen wir nur noch schauen, ob die Nachfrage auch entsprechend hoch ist. Ich bin ja immer faul und lasse die Zusammenfassungen weg, da ich denke die Leute können googlen… 😉
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Ein Psychodrama… nicht so ganz meine Welt.
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Ach, würde ich jetzt nicht so sagen. Es gibt durchaus auch fantastische Elemente, wenn man sie denn so interpretieren mag.
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Dann sind es keine richtigen Elemente, wenn man es „so interpretieren mag“ 😉
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Das macht es aber gerade so spannend… ☺
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*höhö*
Ich brauch öfters eine Runde Knallbumm bei Filmen 😉 Gestern Gods of Egypt angeschaut. Da ging es ab. Ist mit Gerald Butler als Seth und Jaime Lannister als Horus. Läuft bei Amazon Prime.
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Puh, ich glaube der Film ist mir zu knallbumm und trashig… 😉
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*looool*
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Ein exzellenter Film, ich stimme dir absolut zu. Shannon gehört eh zu den Allerbesten seiner Zunft, Nicholls nicht weniger, und die Atmosphäre des Films ist bis zum tollen Ende hin ein Meisterstück.
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Besser kann man es nicht ausdrücken. Ganz großes Kino. Hast du „Midnight Special“ gesehen?
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Ich persönlich hätte es ja bevorzugt, wenn der Film geendet hätte, als Curtis nach dem Sturm das Tor seines Bunkers öffnet. Ohne dass man gesehen hätte, was jetzt passiert ist. Für mich hätte das als offeneres Ende sehr viel harmonischer gewirkt und besser gepasst. Das Strand-Finale war zwar kein Reinfall, aber irgendwie mehr „show“ denn „tell“.
„Midnight Special“ dürfte dir sehr gefallen. Ist eine Mixtur aus „E.T.“ und „Close Encounters“ mit einer Vater-Sohn-Beziehung im Zentrum. Totales bullion-Material 😀 (Mein Tipp: 9/10)
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Ist lustig, dass du das ansprichst. Ich hätte nämlich einiges darauf gewettet, dass der Film so endet und man höchstens auf der Audiospur im Abspann ein paar Hinweise bekommt, was wirklich da draußen geschehen ist. So war es viel offensichtlicher und auch nicht gerade offen, wenn man die Hinweise der Inszenierung bedenkt. Insgesamt mochte ich das Ende aber dennoch.
Ha, sehr schön! Dann kann ich mir „Midnight Special“ ja getrost anschauen. Bei dir hat er nicht gezündet, wenn ich mich richtig erinnere?
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Nein. Ich bin aber auch kein Fan von „E.T.“ und schon gar nicht von „Close Encounters“.
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Ok, dann verstehe ich das. Ich mag die Filme beide tatsächlich sehr.
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Den mochte ich auch sehr 🙂
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Das freut mich… 🙂
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Der wird bei jedem Schauen auch noch besser. Unbedingt gucken, wenn es draußen total stürmisch ist. War bei mir beim ersten mal so, was die ganze Sache noch atmosphärischer und mich panischer gemacht hat, ob ich jetzt auch anfangen sollte an meinem Verstand zu zweifeln.
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Das kann ich mir gut vorstellen. Ich weiß noch, dass ich einmal „Die Zeitmaschine“ (das Original aus den 60ern) bei Gewitter geschaut habe und das hat auch ganz wunderbar zur Atmosphäre beigetragen.
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Das ist auch ein prima Unwetterfilm. Sollten wir mal als Blogparade aufziehen.
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Oder generell Wetterfilme. Sowas hatte Gorana ja schon ein paar Mal bei den besten Fünf.
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Ich war einer von denen, die Midnight Special eher …mittel fanden. Ich glaube dem hier gebe ich bei Gelegenheit trotzdem nochmal ne Chance. Shannon und Chastain sind ja eh sehenswert (ersterer dann auch mit das Beste an Midnight Special).
Die Qualität von Covern nimmt eh immer mehr ab (oh Gott, ich schreibe hier gerade ein „früher war alles besser“ Ding, jetzt bin ich offiziell alt), das ist glaube ich kein spezifisches Problem deutscher Verleiher. Die Überlegung scheint mehr zu sein „sieht bei nem Screening Service doch eh keiner“.
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Ah, ok. Dann muss ich mir wohl selbst eine Meinung bilden, was „Midnight Special“ angeht. Bin schon sehr gespannt!
Ja, früher wurde tatsächlich mehr Wert auf die Gestaltung von Covern und generell Verpackungen gelegt. Ist leider so. Das hier finde ich besonders unglücklich gewählt, aber ok. Der Verleiher ist zumindest davon überzeugt. Und wer weiß? Vielleicht sprechen die Verkaufszahlen ja eine andere Geschichte…
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Ja ein wunderbarer Film, danach kam der auch gute „Mud“, aber dann war ich von „Midnight Special“ ziemlich enttäuscht, also von dessen Schluss/Auflösung.
Mal sehen wie es mit ihm weitergeht.
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Ja, „Mud“ fand ich auch fantastisch. Bei „Midnight Special“ habe ich nun schon viele unterschiedliche Meinungen gelesen. Muss mir wohl selbst eine bilden… 🙂
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Auf jeden Fall. Für mich hatte er fast bis zum Ende hin gut funktioniert, dann war ich sauer, aber an sich ist er sehenswert.
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Ohje, na dann bin ich umso gespannter auf das Finale. Bin ja jetzt vorgewarnt… 😉
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Der Film sagt mir so überhaupt nichts, aber nachdem mich Michael Shannon letztens bei „Nocturnal Animals“ schon so begeistert zurückließ, werde ich hier wohl mal reingucken müssen.
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Wenn dir Michael Shannon imponiert hat, dann solltest du hier auf jeden Fall reinschauen. Eine exzellente Leistung, die er hier liefert, ohne sich jedoch in den Vordergrund zu spielen. Kann ich nur empfehlen.
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