The Newsroom – Season 1 to 3

Was habe ich Aaron Sorkins Art Geschichten zu erzählen vermisst. Dieser politische Idealismus gepaart mit extrem pointierten Dialogen und oft hoffnungslos kitschigen zwischenmenschlichen Szenen. Lange hat es gedauert, bis ich endlich die komplette Serie „The Newsroom“ gesehen habe – und ich bin jetzt schon unendlich traurig, dass es bei nur drei Staffeln geblieben ist. Dabei war ich davor durchaus skeptisch und hatte Befürchtungen, dass Sorkin nicht an „The West Wing“ oder auch die noch kurzlebigere Serie „Studio 60 on the Sunset Strip“ anschließen können würde. Umso begeisterter bin ich jetzt nach diesem umwerfenden Erlebnis…

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Aaron Sorkin auf HBO

Liefen die bisherigen Sorkin-Serien auf den privaten Networks, gab es nun – nach ein paar Ausflügen ins Kino (z.B. „The Social Network“) – die erste Serie im Pay-TV. Und wodurch zeichnen sich speziell HBO-Produktionen häufig aus? Gewalt, Gefluche und nackte Tatsachen. Insofern hatte ich so meine Bedenken, ob dieser Richtungswechsel mit der Art, wie Sorkin Geschichten erzählt, zusammenpasst. Umso größer war meine Überraschung, dass Sorkin sich und seinem Stil absolut treu bleibt und nicht den Versuchungen der Pay-TV-Freiheit erliegt. Sieht man einmal von der längeren Laufzeit der einzelnen Episoden (im Schnitt 52 bis 57 Minuten) und dem extrem hohen Produktionsniveau ab, dann hätte die Serie auch ganz normal auf einem Network laufen können. Dennoch ist HBO der richtige Sender für das Thema und ich befürchte, dass man auf einem stärker quotenorientierten Network noch früher den Stecker gezogen hätte. Insofern danke HBO für drei großartige Staffeln!

Idealismus, Politik und Wortwitz

Schon während der ersten Episode hatte ich dieses wohlige Gefühl, das Sorkins Serien innewohnt. Diese ganz besondere idealistische Grundstimmung, wie man sie auch bereits ab der ersten Episode von „The West Wing“ erleben konnte. Dabei ist die Hauptfigur Will McAvoy nicht unbedingt sympathisch. Man muss diesen arroganten und egozentrischen Nachrichtensprecher erst einmal näher kennen lernen, damit man auch seine guten Seiten zu schätzen weiß. Hinter der Oberfläche ist er natürlich auch ein guter Kerl, der für die richtigen Werte einsteht, für seine Mitarbeiter kämpft und auch schwierige Themen anspricht. Der von Jeff Daniels großartig gespielte Moderator der Nachrichtensendung „News Night with Will McAvoy“ ist zudem Republikaner, jedoch blitzt hier beständig – ähnlich wie in der Polit-Comedy „Alpha House“ – die demokratische Geisteshaltung der Autoren durch.

„The Newsroom“ ist vollgestopft mit politischen Themen, die sich am tatsächlichen Zeitgeschehen der jüngeren Vergangenheit orientieren. Oft hat man einen Wissensvorsprung vor den Journalisten, was der Spannung jedoch nicht abträglich ist. Überhaupt hat mich die Serie häufig so stark in ihren Bann gezogen, wie es selbst den aufregendsten Thrillern nur selten gelingt – und das obwohl man weiß, worauf eine Situation hinausläuft. Ich war so bei den Charakteren und ihrer aktuellen Situation, dass die knappe Stunde Laufzeit jeweils wie im Flug vergangen ist. Auch wenn man es aufgrund der teils doch schweren Themen nicht erwarten würde, so ist „The Newswoom“ eine der unterhaltsamsten Serien, die ich je gesehen habe.

Wenn man Kritiken über die Serie liest, wird häufig der zwischenmenschliche Aspekt negativ hervorgehoben. Die eingewobenen Liebesgeschichten seien seicht, übertrieben und würden an Soap Operas erinnern. Was soll ich sagen? Ja, sie sind übertrieben und idealistisch – wie eben die anderen Erzählstränge auch, doch haben wir selbst weniger Kontakt zu US-Politik oder der Arbeit in Nachrichtenredationen, weshalb uns eben dieser Aspekt in den uns bekannten Bereichen des Lebens stärker auffällt. Man muss das mögen und ich liebe es. Schon alleine die Annäherung zwischen Don und Sloan fand ich großartig. Oder das Happy End für Will und MacKenzie. Große Gesten, überstilisierte Montagen und bedeutungsschwangere Ansprachen. Auch das ist „The Newsroom“ und wer sich damit anfreunden kann, der wird die Serie lieben.

Am Puls der Zeit

Durch sein Konzept Nachrichten aus jüngerer Vergangenheit aufzuarbeiten fühlt sich „The Newsroom“ (zumindest im Moment noch) sehr aktuell an. Doch die großen Themen sind nicht der einzige Grund dafür: Wie hier mit den digitalen Medien umgegangen wird ist eine große Freude. Anhand der Figur Neal Sampat erlebt man das schwierige Zusammenspiel zwischen klassischem Journalismus und der neuen Art Quellen einzubinden bzw. Themen zu recherchieren mit. Dabei werden auch die Gefahren aufgezeigt, wen man sich zu sehr nach der Leser- bzw. Zuschauerschaft richtet und nur noch Klicks bzw. die Quote im Blick hat. Der Umgang mit Twitter und Blogs wird realistisch dargestellt und fühlt sich endlich einmal ernsthaft in eine größere Erzählung integriert an. So klassisch Sorkin seine Serie auch erzählt, so wunderbar am Puls der Zeit ist er damit. In jeder Hinsicht großartig und relevant.

Fazit

Ich hatte das Glück die 25 Episoden von „The Newsroom“ nach Abschluss der Serie an nahezu einem Stück sehen zu können. Somit hatte ich auf gut eineinhalb Monate konzentriert beste Serienunterhaltung und habe mich nahezu jeden Abend auf eine neue Ausgabe von „News Night with Will McAvoy“ gefreut. Qualitativ ist die Serie auf durchwegs höchstem Niveau, wobei mir die dritte Staffel am besten gefallen hat:

  1. „The Newsroom – Season 3“ (9.8 Punkte)
  2. „The Newsroom – Season 2“ (9.7 Punkte)
  3. „The Newsroom – Season 1“ (9.5 Punkte)

Es gibt Serien, die sind sehr gut, es gibt Serien die entfachen einen weltweiten Hype und dann gibt es noch Lieblingsserien. Diese laufen meist etwas neben der Spur und man findet nicht unzählige Besprechungen einzelner Episoden (zumindest in der deutschen Blogosphäre). Es sind Serien, bei denen man bereits nach der ersten Episode alle Charaktere inklusive Nebenfiguren benennen kann, und bei denen der Abschied schmerzt. Zu diesen besonderen Serien gehört für mich „The Newsroom“ und ich kann sie jedem Fan von Sorkins Werk nur ans Herz legen: 10/10 (9.7) Punkte.

Prädikat: Lieblingsserie

32 Gedanken zu “The Newsroom – Season 1 to 3

  1. Da hat eine Show dich ja noch mal richtig abgeholt, schöne Sache.
    Ich erinnere mich noch, dass mir der Pilot sehr gut gefallen hat, mir danach allerdings die Lust vergangen ist wegen diverser Büroromanzen und nicht so gelungener Plots (beginnend mit der Liebesmail im Verteiler) bzw. Nebenstorys. Nach Season 1 war ich auch bereits mit anderen Shows mehr verbandelt. Insgesamt hat mir wohl doch das Faible für Politik und Journalismus gefehlt.
    Aber, wie gesagt, schön für dich.

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    • Aber hallo! So begeistert war ich schon lange von keiner Serie mehr. Wirklich schade, dass sie es nur auf drei kurze Staffeln gebracht hat, zumal sie gegen Ende auch immer besser wurde.

      Die Büro-Romanzen sind sicherlich die schwächsten Storylines, wenngleich ich die Mischung aus Politik, Journalismus, Ethik und seichter Romanze auch sehr unterhaltsam und in der Summe mehr als gelungen fand. Wird nach der ersten Staffel aber auch deutlich weniger und es treten große und bedeutsame Handlungsstränge in den Vordergrund. Weg von der Story of the Week und hin zur seriellen Erzählung.

      Schade auch, dass es vermutlich die letzte Sorkin-Serie war, da er sich nun komplett dem Kino zuwenden will. Nur noch „Sports Night“ fehlt mir, doch die ist hierzulande (oder überhaupt in Europa) ja leider nicht greifbar.

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  2. [OT] Gerade bei Amazon die Pilotfolge von The Tick geschaut. Ich mag ja eigentlich keine Superhelden aber der hier… ich hab mich schlapp gelacht. Der macht Spaß.
    Leider gibt es keinen brauchbaren Trailer auf Youtube.

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    • Die Serie ist auch absolut großartig. Ob du mit der Soap-Opera-Handlung leben kannst, weißt du schon nach wenigen Episoden. Für mich hat es wunderbar gepasst, ich kann aber verstehen, wenn man nichts damit anfangen kann.

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  3. Nöööö. :p Bei der ersten Staffel gehe ich mit, die zweite war durchwachsen und die dritte lahm. Ich habe nicht prinzipiell was gegen Beziehungskisten, aber nach der ersten Season war inhaltlich das Pulver weg, und ab da drehte sich alles nur noch um die Office-Romanzen – was die Serienmacher selbst gemerkt haben dürften und entsprechend die dritte Staffel von der Laufzeit her zusammengestutzt haben. Zurecht. Verglichen mit dem bissigen Realismus von „The West Wing“ … nöööö.

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    • Da ist meine Wahrnehmung tatsächlich eine ganz andere. Die Romanzen hatten den Schwerpunkt in der ersten Staffel, danach wurde weg vom Story-of-the-Week-Konzept hin zu staffelübergreifenden Geschichten gewechselt, was der Serie sehr gut getan hat. Die zweite und vor allem dritte Staffel waren für mich somit echte Highlights. Sehr nah dran an der Perfektion von „The West Wing“ – also zumindest für mich… 🙂

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