BFG: Big Friendly Giant – OT: The BFG (2016)

Ich habe „BFG: Big Friendly Giant“ am 14. März 2020 erneut gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Ich schaffe es kaum noch ins Kino. Das letzte Mal habe ich mir „Star Wars: The Force Awakens“ angeschaut und das war schon ein Kraftakt. Was also tun, wenn man wegen den Kindern nicht mehr so oft ins Kino kommt? Richtig, die Kinder einfach mitnehmen. Der folgende Eintrag zu „BFG: Big Friendly Giant“ wird folglich weniger klassische Filmbesprechung als eine Reflexion über den ersten gemeinsamen Kinobesuch mit meiner Tochter. Da müsst ihr jetzt durch, liebe Filmfreunde… 🙂

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Der erste Kinobesuch

Den Gedanken, mit dem Zappelinchen ins Kino zu gehen, trage ich schon länger mit mir herum. Allerdings war der Plan nie sonderlich konkret, da ich auf den richtigen Film warten wollte. Hinzu kommt, dass sie bisher erst einen einzigen Film – und zwar den unvermeidbaren „Die Eiskönigin: Völlig unverfroren“ – gesehen hat. Ziemlich ungewöhnlich für ihr Alter, zumindest wenn man sich in ihrem Freundeskreis so umschaut. Nach ihrem sechsten Geburtstag, und damit kurz vor dem Schuleintritt, schien mir die Gelegenheit nun günstig: Ich hatte mir Steven Spielbergs „BFG: Big Friendly Giant“ auserkoren, da sonst nur generische Animationsfilme laufen und ich mit Spielberg bisher immer gut gefahren bin. Also habe ich spontan Plätze reserviert und bin dann Sonntagnachmittag aufgebrochen, um meine große Kleine in das Abenteuer Kino einzuweihen.

Manchmal ist es faszinierend, die Welt bewusst durch die Augen eines Kindes zu sehen. Was für uns Erwachsene selbstverständlich ist, mag für Kinder noch völlig undefiniert sein. So war es dem Zappelinchen nicht klar, was denn Kino nun eigentlich ist: Ist das wie ein Theater in dem Menschen auftreten? Auch meine Beschreibung eines großen Fernsehers in einem Saal mit vielen Sitzplätzen hat nicht wirklich geholfen. Bis es dann soweit war und die Lichter ausgegangen sind. Und diese knisternde Spannung in der Luft lag. Als dann endlich der Film losging, waren ihre ersten Worte: „Ich habe das Gefühl als würde ich fliegen…“ Obwohl wir in einem eher kleinen Kinosaal waren und weit von der Leinwand entfernt saßen, hatte das Kinobild eine große Wirkung auf auf meine Tochter. Hier fühlte ich mich bestätigt, beim ersten Mal bewusst auf 3D verzichtet zu haben, da der immersive Eindruck ohnehin schon sehr überwältigend war. Der erste Kinobesuch. Eine magische Erfahrung.

Die Wahl des richtigen Films

Während der ersten halben Stunde war ich mir unsicher, ob die Entscheidung für „The BFG“ die richtige war. Der Film beginnt sehr düster und ist beinahe schon unheimlich. Die Atmosphäre hat mich, vermutlich auch aufgrund von John Williams‘ Score, sehr an die frühen „Harry Potter“-Filme erinnert. Die Altersfreigabe der FSK erscheint mir, wie so oft, ziemlich daneben zu sein. Auch das Zappelinchen hat sich anfangs öfter an meinen Arm geklammert, doch nachdem klar wurde, dass der Big Friendly Giant tatsächlich ein freundlicher Riese ist, hat sie sich deutlich entspannt. In der zweiten Filmhälfte, wenn die Handlung vom Land der Riesen wieder in die Welt der Menschen wechselt, wird der Ton des Films auch deutlich leichter und typischer Kinderfilm-Humor hält Einzug, sprich Spielberg setzt tatsächlich auf Slapstick und Fürze. Normalerweise kann ich mit so etwas eher wenig anfangen, doch als ich gesehen habe, wie gelöst meine Tochter lauthals lacht, hatte mich der Film auch mit diesen Szenen für sich gewonnen.

Eine objektive Bewertung abzugeben fällt mir nun wirklich schwer. Ich habe den Film durch die Augen meiner Tochter erlebt und sowohl Stärken als auch Schwächen wie durch einen Filter wahrgenommen. Technisch ist er wahrlich imposant und ich könnte mir durchaus vorstellen, dass er in 3D tatsächlich noch beeindruckender wirkt. Die Handlung ist ziemlich geradlinig und birgt kaum Überraschungen. Umso verspielter ist dagegen die Inszenierung, was sich speziell in den Details der Ausstattung widerspiegelt. Auch emotional funktioniert „BFG: Big Friendly Giant“ wunderbar, da der Charakter des Riesen eine technische Meisterleistung ist und auch Ruby Barnhill als Sophie wunderbar mit ihm zusammenspielt. So glaubwürdig sogar, dass mir das Zappelinchen während des Abspanns zuflüsterte:

„Papa, lass uns doch noch sitzen bleiben. Vielleicht kommen ja noch die Schauspieler und verbeugen sich…“ (Das Zappelinchen nach dem Film)

Fazit

Wenn man sich für eine Sichtung des Films entscheidet, dann sollte man sich darüber im Klaren sein, dass „The BFG“ ein waschechter Kinderfilm ist. Kein Wunder, ist doch auch die Vorlage von Roald Dahl ein Kinderbuch. Der Vergleich mit dem 80er-Jahre-Klassiker „E.T. – Der Außerirdische“ funktioniert für mich deshalb auch nicht wirklich, da Spielbergs jüngster Film ganz andere Schwerpunkte setzt und viel märchenhafter und kindgerechter inszeniert ist. Ich wurde auch als Erwachsener sehr gut unterhalten, würde aber ohne die besonderen Umstände meines ganz persönlichen Kinoerlebnisses einen Punkt von der Wertung abziehen. Rein emotional betrachtet ist die Roald-Dahl-Verfilmung jedoch jetzt schon einer der wichtigsten Filme meines Lebens – und vermutlich auch des Lebens meiner Tochter: 8/10 Punkte.

45 Gedanken zu “BFG: Big Friendly Giant – OT: The BFG (2016)

  1. danke für deine rezension, ich habe schon ein paar gute meinungen gehört und deine worte besätigen eigentlich, was ich mir vor dem film erhoffe. ich möchte ohn mir definitiv ansehen.

    alles liebe, katha

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      • Ich schreib gerade als Praktikant für eine Zeitung in Berlin und unsere Redaktion war auch ganz begeistert. Ich weiß bloß echt nicht, ob ichs schaffen werde, weil ich gerade so viel lesen muss. Ich versuche ja auch aktuell meinem Blog wieder mehr leben einzuhauchen neben der Arbeit 😀

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      • Dann viel Spaß noch bei deinem Praktikum! Ich glaube gerne, dass du da gut gefordert bist. Schade, dass die Redaktion das Thema anscheinend schon abgehandelt hat, sonst wäre es doch ein perfekter Artikel für dich gewesen! 🙂

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      • Ich gehöre mehr zu den Theater und Bücherleuten. Kennst du Les Ballets Trockadero de Monte Carlo? Diese Männer in tutus die gerade auf welttournee sind? So was darf ich mir dann angucken 🙂

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      • Nein, kannte ich tatsächlich nicht. Google hat aber geholfen. Über Shows wie diese zu berichten, ist aber bestimmt auch spannend. Viel Erfolg und Spaß noch bei deinem Praktikum! 🙂

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  2. Goldig. Muss ein tolles Gefühl sein, den Zauber des Kinos an die nächste Generation weiterzureichen. Hast du sehr gut gemacht. Da wünsche ich dir noch viel Spaß bei den kommenden gemeinsamen Ausflügen in die große Welt der bewegten Bilder.

    Nächstes Ziel ist dann doch Star Wars mit dem jüngsten Sproß, oder? Inklusive sanfter Einflussnahme, dass er das Gesehene unbedingt toll finden muss 😉

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    • Oh ja, war wirklich toll! 🙂

      „Star Wars“ wird so schnell nichts werden. Bis der Kleine soweit ist, vergehen noch drei Jahre. Vielleicht dann zu „Episode IX“? Aber ich werde auch für ihn einen passenden Film finden, da bin ich mir sicher. Und „Star Wars“ dann erst einmal auf Blu-ray vorbereiten. Bei Disney bin ich mir ja ziemlich sicher, dass bei der aktuellen Trilogie nicht Schluss sein wird… 😉

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  3. Ach ja, BFG hatte ich kurz auch auf meiner „Ich muss noch ein paar Gutscheine bis Ende Juli loswerden“-Liste. Ist aber, wie du geschrieben hast, eben ein Kinderfilm, weshalb bei mir jetzt Star Trek: Beyond und Toni Erdmann anstehen.

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    • Ja, ich hätte jetzt auch gesagt, dass du den nicht unbedingt im Kino sehen musst. Da sind die beiden von dir genannten Filme bestimmt die bessere Wahl. Wünsche schon einmal viel Spaß damit! Von „Star Trek“ müsste ich die ganzen Filme auch einmal nachholen. Die Blu-ray-Box steht schon viel zu lange ungesehen im Regal…

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  4. Mach much nicht fertig, herrje, ist das schön! Ich finde das so süß und glaube du hast da eine gute Roald-Dahl-Wahl getroffen, da meine erste Kinoerinnerung „Hexen hexen“ war und mein Papa und ich uns so gegruselt haben, dass wir nach einiger Zeit in den anderen Saal zu „Amy und die Wildgänse“ gewechselt sind.
    Ich war immer ein sehr ruhiges Kind, was schon immer fasziniert vorm Medium Film saß und ziemlich früh ins Kino etc. geschleppt wurde. Warum hast du deiner Tochter die Magie solange verwehrt? Und gucke mit deinen Kindern unbedingt auf Amazon die Bibi & Tina Filme, denn nächstes Jahr soll schon der nächste in die Kinos kommen. Mit Flüchtlingsthematik. 👍🏾

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    • Uah, „Hexen hexen“ hat mich ja selbst als Teenager noch traumatisiert. Ich glaube da wäre mein Zappelinchen vor Angst gestorben. Es ist bestimmt Typsache und bisher hatte ich stets das Gefühl es wäre zu früh für sie gewesen. Mit sechs Jahren war es aber auch an der Zeit und es war der richtige Moment. Hmm, von „Bibi & Tina“ ist sie ja schon ein ziemlicher Fan, doch die Realfilme sehen ziemlich schrecklich aus. Also für mich. Du meinst also ich sollte mich überwinden?

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  5. Wirklich schön zu lesen. 😉 Da habe ich mir noch nie drüber Gedanken gemacht, welcher Film oder welche Art von Film der Richtige wäre, dem Nachwuchs als Ersterlebnis zu bescheren. Und die Reaktionen auf einen ersten Film.. Da hast du schon Recht, für einen Erwachsenen ist Kino etwas ganz selbstverständliches. Nur beim ersten Mal muss das im Vorfeld ganz anders wirken. Toll.

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    • Wenn Film für mich keinen solchen Stellenwert haben würde, dann hätte ich mir wohl auch keine sonderlichen Gedanken über ihren ersten Film gemacht. So war es aber absolut passend und hat für mich Sinn ergeben. Auf dass sie ein wenig von meiner Liebe zum Kino mitnehmen konnte… 🙂

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  6. Ha, dann hast du ja jetzt kuenftig immer die perfekte Ausrede, dir Kinderfilme anzuschauen 😉
    Freut mich, dass es so reibungslos geklappt hat und deine Liebe zum Film auch beim Nachwuchs zu fruchten scheint 🙂

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    • Ach, da bräuchte ich gar keine Ausrede, da ich Kinderfilme (zumindest Disney, Pixar und Co.) schon immer gerne geschaut habe. Mit Kindern zusammen macht es aber tatsächlich noch mehr Spaß. Sobald sie dann schreiben kann, darf sie auch gleich die Besprechungen dazu verfassen… 😀

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  7. Vermutlich hättest du mit Pets auch keine falsche Wahl getroffen (auch wenn das wohl in deine Kategorie des generischen Animationsfilms fallen würde, nehme ich an). Aber eine nette Idee, auch für deine Tochter, wenn sie mal alt genug ist die alten Blogeinträge ihres Vaters (über sich) zu lesen.

    Mich hatte mein bester Freund vor einigen Wochen mal gefragt, was mein erster Kinofilm gewesen ist. Und ich wusste es gar nicht (mehr). So war mir zum Beispiel so, als hätte ich Look Who’s Talking im Kino gesehen, aber die Recherche ergibt, dass er ab 12 freigegeben war (und ich war damals 6). Ob ich es im Jahr zuvor in Liebling, ich habe die Kinder geschrumpft geschafft habe, weiß ich auch nicht mehr. Immerhin weiß ich, dass ich 4x in The Little Mermaid war. Und mit dem als 1. Film könnte ich gut leben 😀

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    • „Pets“ lief letzte Woche noch gar nicht, aber ja, das wäre bestimmt auch keine schlechte Wahl gewesen. In „Ice Age 5“ wollte ich dann doch nicht gehen, obwohl es ihr bestimmt auch gefallen hätte…

      Tatsächlich kann ich mich an meinen ersten Kinofilm auch nicht mehr wirklich erinnern. Interessanterweise könnte das bei mir durchaus „Kuck mal, wer da spricht 2“ gewesen sein. Ansonsten gehört zu meinen ersten Kino-Erinnerungen „Werner: Beinhart!“ und „Lucky Luke“ mit Terence Hill. „Arielle“ wäre auch ein toller erster Film… 🙂

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  9. *schnief* Wie rührend. Und wieder wurde eine Seele auf dem Altar des allmächtigen Götzen Hollywood zur Opferung dargebracht. Auf das die Gemeinde wächst und wächst und wächst.
    Aber ernsthaft: Schöne Geschichte. Und spannend. Ich weiß ja nicht, wie es dir so geht, aber ich empfinde den Moment, wenn das Licht ausgeht (und am Besten ein Vorhang auf!) auch bis heute magisch. Und bin immer ein wenig frustriert, wenn statt ein paar Spots drölfzig Spots und doppelt so viele Trailer laufen.
    Egal. Wir sehen: Kino ist auch Ritual. Und so wie du es schilderst, hat Spielberg dieses Mal also voll auf die Comic Relief Schiene gesetzt und bei Zappelinchen hat es wunderbar geklappt: Erst eine düstere, bedrohliche Stimmung aufbauen und sie dann mit ganz albernem Blödsinn wie Fürzen regelrecht verpuffen lassen. Den zweiten Teil sieht man selten, klingt in der Kombination aber doch intelligent gemacht.
    Und du warst mit ihr im Kino. Das ist doch die Hauptsache. 🙂

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    • Haha, das hast du ja wunderbar ausgedrückt. Auch für mich ist der Moment, wenn der Vorhang aufgeht, noch absolut magisch. Leider wird dieser dann meist durch doofe Werbung zerstört. Insofern wohnt eher dem Moment Magie inne, wenn kurz vor dem Filmbeginn die restlichen Lichter erlöschen und die Leinwand auf das Kinoformat gemattet wird.

      „The BFG“ war tatsächlich auch der richtige Film. Ich freue mich jetzt schon, wenn ich in ein paar Jahren mit ihr die „Harry Potter“-Reihe sehen kann. Von der Stimmung teils recht ähnlich. Das dann aber nur im Heimkino, wobei ich ja noch Hoffnung habe, dass bis dahin zumindest ein größerer Fernseher im Wohnzimmer steht… 😉

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