Der Marsianer: Rettet Mark Watney – OT: The Martian (2015)

Heute habe ich endlich den Film gesehen, auf dessen Sichtung ich schon seit einer halben Ewigkeit warte. Zuerst wollte ich den Roman lesen und dann eigentlich auf die Extended Edition warten – nun hatte Amazon die Kinofassung für 99 Cent in der Online-Ausleihe. Da bin ich doch schwach geworden und habe mir „Der Marsianer: Rettet Mark Watney“ angesehen, jedoch nicht ohne vorher zu überprüfen, ob er auch im Original-Bildformat gestreamt wird. Wird er tatsächlich – und somit gab es für mich kein Halten mehr…

the-martian-2015

Ridley Scott kann den Weltraum einfach unglaublich gut inszenieren. Schon bei der ersten Einstellung musste ich an seinen Klassiker „Alien“ denken, was vielleicht auch daran liegt, dass Harry Gregson-Williams‘ Score in gewissen Passagen durchaus an seine Vertonung von „Prometheus“ erinnert, der wiederum eindeutig von Jerry Goldsmiths archetypischen Klängen zu „Alien“ inspiriert ist. Der Kreis schließt sich somit klanglich und auch die Bilder wissen zu imponieren. Ridley Scott hat es nicht verlernt und somit freue ich mich umso mehr auf „Alien: Covenant“, doch ich schweife ab. Nun also zurück zu „The Martian“ und Mark Watney…

Als Kenner der Vorlage gab es für mich nur wenige Überraschungen. Ja, teils fehlen Passagen, die ich gerne auf der großen Leinwand gesehen hätte (speziell im letzten Drittel) und so manche kleinere Änderung gab es auch im Handlungsverlauf – insgesamt jedoch ist die Adaption von Andy Weirs Roman durchaus werkgetreu. Speziell die Atmosphäre auf dem Roten Planeten und Mark Watneys Charakter sind perfekt getroffen. Matt Damon trägt den Film über weite Strecken völlig allein und verschmilzt gekonnt mit Watney. Auch auf der Erde schaffen es die Darsteller ihren Figuren Leben einzuhauchen, wenngleich der Fokus, wie bereits im Roman, eindeutig auf den Mars-Szenen liegt.

Insgesamt kann ich nicht wirklich viel an „Der Marsianer“ kritisieren, außer dass er mir mit seiner Laufzeit von über 2 Stunden trotzdem zu kurz war. Zu gerne hätte ich den Zusammenbruch der Kommunikation gesehen oder Watneys Probleme mit den Solarzellen auf seiner Fahrt zum Schiaparelli-Krater. Dagegen wurden die Logbuch-Einträge wunderbar umgesetzt und fügen sich perfekt in den restlichen Film ein. Man darf als Kenner des Buches jedoch nicht erwarten, dass die wissenschaftlichen Hintergründe hier ebenso detailliert erläutert werden. Für mich gab es dennoch so manchen Aha-Effekt, da ich mich noch an die Gründe für so manche Entscheidung Watneys erinnern konnte. Ein Mehrwert für Leser. Auch mal schön.

Beim Schauen des Films ist mir – noch deutlicher als bei der Vorlage – aufgefallen, dass es keinen Antagonisten gibt. Alle arbeiten ohne versteckte Agenda daran, Watney nach Hause zu holen. Das hat mir wirklich sehr gut gefallen und ist für das heutige Kino schon eher außergewöhnlich. Insgesamt bin ich also wirklich begeistert und kann mir hier – im Gegensatz zu „The Last Days on Mars“ – durchaus vorstellen, noch einmal auf den Roten Planeten zurückzukehren. Dann am liebsten im Extended Cut, für den ich mir gerne noch den fehlenden Punkt aufspare, um endgültig zur famosen Vorlage aufzuschließen: 8/10 Punkte.

33 Gedanken zu “Der Marsianer: Rettet Mark Watney – OT: The Martian (2015)

  1. Ich erwähnte. dass ich es etwas gruselig finde, dass wir immer recht zeitnah die selben Filme sehen?
    Ok, hier kann man dann immerhin schnell eine logische Begründung finden: Der 0,99€-Angebot von Amazon. Dumm nur, dass wir und am 10.7. erstmal für M:I5 entschieden (der eh kostenlos ist) und dann am Folgetag feststellen mussten, dass das Angebot nun abgelaufen ist. Na gut, schmeißen wir den Amazonen halt doch ein wenig mehr Geld in den Rachen.
    Ich habe auch 8 Punkte vergeben (in der bullion-Skala wär das aber glaub dann ne 9), da ich vor allem den Humor sehr unterhaltsam fand.
    Ja, ab und an war das alles sehr durchschaubar („Wir schaffen es knapp, da darf aber dann auch nichts mehr schief gehen“ – Schnitt: Der Kartoffelanbau fliegt in die Luft. Oder „Wir lassen das Testing mal weg“ -> *kabumm*, „hätten wir doch mal getestet“), aber das hab ich dem Film gerne verziehen.
    Morgen kommt bei uns dann nochmal ein „*kabumm*-Den-Rest-muss-man-dem-Film-verzeihen“-Film an die Reihe, diesmal dann aber mal wieder einer der seltenen gemeinsamen Kino-Abende (das „echte Kino“).

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    • Da bin ich anscheinend deutlich knausriger als du, was digitale Bezahlinhalte angeht, denn ohne 99-Cent-Angebot (und ich hatte noch einen 1-Euro-Gutschein) hätte ich mir den Film nicht geliehen, sonder eiskalt auf die Extended-Edition-Blu-ray gewartet.

      Das Buch hattest du nicht gelesen, oder? Dort werden die ganzen Katastrophen viel detaillierter vorbereitet und man weiß zu diesem Zeitpunkt mehr als Watney. Der Riss in der Luftschleuse bildet sich über einen größeren Zeitraum und es gibt auch eine Begründung dafür: Watney hatte aus Bequemlichkeit immer nur die eine Luftschleuse benutzt und die zweite außen vor gelassen, was zu einer höheren Beanspruchung führte. So in der Art eben. Deshalb fand ich das Buch auch noch etwas besser, wenngleich mich der Film auch wunderbar unterhalten hat.

      Was schaut ihr euch denn im Kino an? Bin da im Moment überhaupt nicht auf dem Laufenden. Viel Spaß auf jeden Fall! 🙂

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      • Eigentlich bin ich da ja auch knauserig und auf dem Standpunkt, dass es durchaus reichen muss, die monatlichen Beiträge für Netflix, Amazon Prime und Sky zu zahlen (ja, viel zu viel. Ich denke Sky wird nächstes Jahr fallen gelassen. Eigentlich reicht Netflix voll und ganz, da überzeugen mich die Originals deutlich mehr als bei Amazon. Gerade schauen wir „Stranger Things“ und sind sofort gehookt).
        Aber der Frau zuliebe macht man ja manchmal komische Sachen…

        Heute übrigens „Independence Day 2“. Wir wollten unbedingt mal wieder ins Kino, das Problem war halt, dass nix gescheites kommt. Aber da hätten wir den freien Abend doch lieber anders verbringen sollen. Heieiei… Da erscheint der Marsianer dann gleich nochmal ein gutes Stücken besser…

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      • Puh, bei dem Streaming-Angebot wäre ich vermutlich noch überforderter als ich es mit Amazon Prime ohnehin schon bin. An Netflix wird jedoch auch für mich wohl kein weg dran vorbeiführen. Gerade auch „Stranger Things“ reizt mich unglaublich. Bei den Amazon-Originals war tatsächlich noch kein Überflieger dabei, doch schlecht waren die Eigenproduktionen keinesfalls.

        Oha, ausgerechnet „Independence Day 2“. Schade, dass er nichts geworden ist, aber das war ja fast zu erwarten nach den ersten Kritiken. Der erste Teil war damals ganz wichtig für mich, aber nun noch ein Nachklapp? Ohne Will Smith? Hmm, dann vermutlich echt lieber noch einmal „Der Marsianer“… 🙂

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  2. Mich störte der unplausible Anfang mit dem Mars-Sturm und insbesondere das Finale als Mix aus Interstellar und Gravity. Zudem fand ich die Hauptfigur in ihrer Geschwätzigkeit oft etwas nervig. Sonst natürlich ein ansehnlicher Film und hier findet sich wieder der obligatorische Punkt Unterschied.

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    • Was hat dich am Anfang gestört? Vielleicht war es für mich schlüssig, da ich die Geschehnisse bereits aus dem Buch kannte. Das Finale haben sie im Film noch weiter dramatisiert, das wäre wirklich nicht nötig gewesen. Dafür fehlen unterwegs auf der Rover-Fahrt etliche Probleme. Der Vergleich mit „Gravity“ trifft es durchaus. Die Geschwätzigkeit Watneys ist im Buch noch extremer, was ich aber sehr mochte… 🙂

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      • Naja, der Sturm ist ja nicht glaubwürdig, weil aufgrund der Marsatmosphäre dort nicht so möglich wie dargestellt. Ist also narrativ ein Mittel zum Zweck um Watney allein zurückzulassen. Was ich dann bei aller gelobten Treue zur wissenschaftlichen Darstellung etwas bescheiden finde.

        Dass ich mit Watney als Figur wenig anfangen konnte, mag auch an Damon gelegen haben. Vielleicht hätte der Film bzw. die Rolle mit einem anderen Darsteller besser funktioniert. Wobei die Monologe zumindest für meinen Geschmack generell nicht sonderlich gut sind. Rückblickend find ich die Besetzung ohnehin suboptimal. Jeff Daniels wirkt ziemlich auf Newsroom-Autopilot und Donald Glover liefert ne Crossover-Performance aus Abed und Troy ab. Chiwetel Ejiofor weckt Erinnerungen an seine 2012-Darstellung, usw. 😀

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      • Hmm, ich kann tatsächlich nicht einschätzen, wie ein realistischer Mars-Sturm aussehen hätte müssen. Insofern hat mich das nicht gestört. Stürme bzw. das Mars-Wetter sind im Buch aber auch öfter Thema.

        Matt Damon hat für mich sogar ziemlich gut funktioniert. Vielleicht auch, weil ich ihn bereits beim Lesen im Kopf hatte. Der Film kam ja schon vorher raus. Da ich aktuell „The Newsroom“ schaue, hatte ich mich über Jeff Daniels auch besonders gefreut. Auch Donald Glover fand ich klasse. Ein Schritt Richtung große Leinwand. Doch, das hat für mich alles ziemlich gut funktioniert, wenngleich die Nebencharaktere allesamt auch etwas mehr Tiefe hätten vertragen können. Aber das ist in Spielfilmlänge mit Fokus auf den Schauplatz Mars schwierig machbar. Ich bin insgesamt also durchaus sehr zufrieden… 🙂

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  3. Pingback: Kritik: Der Marsianer – filmexe

      • Das Buch hatte ich schon vor dem Film gelesen – und war sehr angetan, obwohl ich von den Naturwissenschaften keine Ahnung habe. 😉 Ich denke, mir hat das Buch besser gefallen, da dort die Charaktere doch etwas mehr Raum haben, sich zu entwickeln. Und im Buch erfährt man ja noch mehr über die Schwierigkeiten von Watney – im Film läuft vieles zu glatt ab. Aber im Großen und Ganzen haben die Macher des Films wirklich gute Arbeit geleistet.

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      • Besser hätte ich es nicht ausdrücken können. Ich gehe sogar soweit und unterschreibe deine Aussage 1:1, da sie meine Wahrnehmung von Buch und Film treffend widerspiegelt… 🙂

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    • Ja, das Vertrauen auf die Wissenschaft und das gemeinsame Arbeiten an diesem großen Projekt hat mir auch imponiert.

      Also wenn die Zeit der eine Antagonist ist, dann ist der Mars auch der andere… 😉

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  5. Oh ja, toller Film. Ich hätte nicht gedacht, dass sie das Buch derart gut umgesetzt bekommen. Einfach auch durch die Erzählform (Tagebucheinträge), die als direkte Umsetzung dann doch eher schwer ist. Vor allem der Witz ist gut rübergekommen. Am Ende hätte ich mir nur noch ein paar der wissenschaftlichen Erläuterungen aus dem Buch gewünscht. Die waren nämlich wirklich gut aufbereitet.

    Das einzige was ich etwas schwierig fand war das Ende. Schade, dass sie genau hier denn einiges abgeändert haben. Hier hätten sie sich auch ruhig ans Buch halten können.

    Aber warum gibst du am Ende nur eine 8/10? Finde ich ja fast etwas zu gering. 😉

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    • Tja, gute Frage! Ich hatte das Buch mit 9 Punkten bewertet und fand es insgesamt doch deutlich besser. Eben aufgrund der detaillierteren wissenschaftlichen Erklärungen. Allerdings ist Film ja auch ein anderes Medium und dafür funktioniert die Adaption schon ziemlich perfekt. Für den Extended Cut lasse ich gerne die Option für eine höhere Wertung offen… 🙂

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  6. Also mir hat auch auf der Reise zum Krater ein bisschen gefehlt, dass sein Rover kaputt geht und auch, dass der Kontakt zwischenzeitlich nochmal abbricht. Mir kam es im Film irgendwie zu „einfach“ vor ab dem Zeitpunkt wo er wieder Kontakt zur Erde hat..
    Toller Film aber schlechte Buchverfilmung 😉

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    • Das was du vermisst hast, habe ich auch vermisst. Dennoch hat der Film für mich auch als Adaption sehr gut funktioniert, da er eben die Essenz des Buches auf die Leinwand gebracht hat. Die anderen Szenen hat man als Leser ja dennoch im Kopf. Wurde eben nur nicht gezeigt… 😉

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