The Guest (2014)

Nach einem langen Tag mit Schwimmschule am Morgen und Sommerfest des Kindergartens am Nachmittag, war ich abends fast schon zu platt für einen Film. Deshalb habe ich mich für „The Guest“ entschieden, über den ich schon viel Gutes gehört hatte und der immer wieder als Geheimtipp gehandelt wird. Ob der Film dieses Versprechen einlösen konnte, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Die Zeit der Geheimtipps ist bei mir lange vorbei. Früher war ich meist noch recht zeitnah involviert, um die neusten Kultfilme – ich denke z.B. an „Donnie Darko“ – in meinem Freundeskreis zu verbreiten. Inzwischen springe ich meist als einer der letzten auf den Zug auf, was Vor- aber auch Nachteile mit sich bringt. In diesem speziellen Fall waren meine Erwartungen zwar hoch, doch hatte ich noch nicht viel Enthusiasmus im Vorfeld investiert. Auch hatte ich inhaltlich nur eine wage Vorstellung davon, was mich erwarten würde. Dass dieser angeblich so wendungsreiche Thriller letztendlich fast genauso abläuft, wie man ich mir das mit meinem geringen Vorwissen vorgestellt hatte, nimmt meine Kritik auch beinahe schon vorweg.

Während der ersten 40 Minuten hätte sich der Film noch in jede mögliche Richtung bewegen können. Es werden recht plakativ Hinweise gestreut, so dass die Wendung in der zweiten Hälfte nicht wirklich überraschend kommt. Macht aber auch nichts, da „The Guest“ glücklicherweise nicht komplett auf seinen Twist hin ausgerichtet ist. Inhaltlich ist Adam Wingards Film ein nett erzählter Thriller, der formelle Anleihen am Horrorfilm nimmt. Dazu gehört wohl auch, dass sich die meisten Charaktere oft wirklich unglaubwürdig verhalten und stets ein gewisses augenzwinkerndes Element mitschwingt. Im Finale entpuppt sich der Film sogar als waschechter Slasher, inklusive genretypischem Twist. Ein wenig wie „Scream“, wenn man den ganzen Film über schon weiß, wer der Killer ist. Inhaltlich also nur bedingt befriedigend, geschweige denn sonderlich innovativ.

Was „The Guest“ herausstechen lässt, ist seine Inszenierung: 80er Jahre Look, Synthie-Sounds und Style erinnern nicht von ungefähr an Nicolas Winding Refns „Drive“, ohne jedoch dessen Eleganz zu erreichen. Formal hat mir Adam Wingards Thriller dennoch äußerst gut gefallen und ich hätte mir nur gewünscht, dass er auch inhaltlich mehr zu bieten hat. Somit ist der Film letztendlich ein Blender, aber zumindest ein äußerst unterhaltsamer Blender. Um für mich wirklich als Geheimtipp durchzugehen, fehlt es jedoch an der einen oder anderen Ecke: 7/10 Punkte.

37 Gedanken zu “The Guest (2014)

  1. Wenn du einen wendungsreichen Thriller erwartet hast, dann hast du wohl die falschen Kritiken gelesen. Und sonderlich innovativ sind ja kaum Filme (s. die Hobbitses) heutzutage, von daher sollte man mit diesem Kriterium nicht unbedingt den Stab über diesen/einen Film brechen. Wieso der Film ein Blender sein soll, wird mir dabei nicht klar.

    Film wächst mit Wiederholungssichtungen, vielleicht kannst du beim nächsten Mal mehr mit ihm anfangen.

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    • Hmm, dass es keine großen Wendungen gegeben hat, fand ich gar nicht so störend. Das ist inzwischen ja auch schon sehr überstrapaziert. Ich fand die zweite Filmhälfte (vom stimmungsvollen Finale einmal abgesehen) nur einfach überhaupt nicht mehr packend mit dieser Jason-Bourne-Entwicklung. Dann das Einsatzkommando. Da hatte mich der Film irgendwie verloren. Mir wird tatsächlich nur die stilsichere Inszenierung und der bombastische Soundtrack in Erinnerung bleiben. Inhaltlich dagegen war er mir einfach zu egal, obwohl gute Ansätze vorhanden waren.

      Ich hatte gestern noch deine Kritik gelesen und habe deinen Kommentar schon erwartet. Vielleicht kommt es noch einmal zu einer Wiederholungssichtung, denn ich fand ihn trotz meiner Kritik auf jeden Fall gut.

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      • Naja, welche Filme sind inhaltlich nicht „einfach zu egal“, die jetzt wie BEGINNERS nicht persönliche Parallelen streifen? Das Urteil könnte man ja auch zu „Der Hobbit: Smaugs Einöde“ bringen: inhaltlich zu egal. Welche inhaltliche Relevanz hätte er denn haben müssen? Näher auf das Kriegstrauma eingehen? Sich also rein mit dem Verlust eines Familienmitglieds beschäftigen und den Versuch der Familie, dieses emotionale Vakuum mit einem Kameraden des gefallenen Sohns zu füllen? Indem der Film so beginnt, aber sich dann anders entwickelt, wird er ja im Grunde erst interessant.

        Klar, wenn einem eines der Genres nicht gefällt, die der Film abgrast (er startet ja eher dramatisch, nimmt dann Thrillerzüge an, wird kurz zum Action-Streifen und endet als Slasher), verliert er vielleicht jenen Teil des Publikums in dem Moment wie dich in der kurzen Actionmontage. Wer kein Drama mag, schaltet insofern gleich ab, andere sind voll dabei, finden dann aber das teils ins Parodistische abgleitende Slasher-Finale doof), aber ich sehe immer noch nicht, wo der Film ein Blender sein soll. Was gibt er denn vor zu sein, was du allerdings, der du dich nicht blenden lässt, durchschaut hast?

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      • Natürlich ist es ein sehr subjektives Argument. Du siehst das vermutlich anders, speziell bei diesem Film, dem du ja 10 Punkte gegeben hast. Und so selten, wie das bei dir vorkommt, kann man da wohl eine große filmische Liebe erahnen… 😉

        Ich hatte einfach nach dem Einstieg mehr erwartet. Mehr von den Charakteren, mehr von der Geschichte. Und dann kommt Lance Reddick ins Spiel und plötzlich gibt es eine 08/15-Geschichte über ein Milität-Experiment, das schief gegangen ist. Da hatte ich mir einfach mehr erwartet, gerade weil der Aufbau zuvor langsamer war und sich intensiver mit den Figuren beschäftigt hat. Das hat für mich nichts mit den Genres zu tun, die der Film streift, sondern mit dem Inhalt. Hat mich einfach nicht gepackt. Dafür zünden bei mir andere Filme, die du abgedroschen oder inhaltlich schwach findest (gibt ja etliche Beispiele).

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  2. Für mich eine kleine Genre-Perle, die zu 80% von ihrer Form lebt. Der 80s Soundtrack (in dem ja mit Clan of Xymox, etc. wirkliche Musik aus der Zeit steckt), die langsame Art, etc. – das passte. So großartig wie er z.B. bei Nerdtalk gemacht wird (10/10P, 4 mal in einem Jahr gesehen) fand ich ihn bei weitem nicht, aber doch weit über normaler Genre-Kost. Stilistisch hab ich da aber fast mehr Argento oder Noé als Refn gesehen. Naja, das sind Nerd-Nuancen. Richtig gut fand ich allerdings, wie das Finale THE MAN WITH THE GOLDEN GUN zitiert – da muss Bond Christopher Lee ja auch in einem Spiegelkabinett besiegen 🙂

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    • Du sagst es, auch für mich lebt der Film zu mindestens 80% von seiner Form. Wie fandest du ihn inhaltlich? Geht natürlich beides zusammen, doch das war für mich der Aspekt, der für mich – speziell in der zweiten Filmhälfte – weniger gut funktioniert hat. Noé habe ich noch nicht gesehen, weshalb sich mir vermutlich der Refn-Vergleich aufgedrängt hat. Im Finale musste ich übrigens auch an den von dir genannten „James Bond“ denken… 🙂

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      • Inhaltlich war der für mich völlig okay. Ich habe mich irgendwie davon entfernt, auf große erzählerische Überraschungen zu hoffen. Ich will (noch) nicht sagen, dass mir die Geschichten egal sind, aber man muss sich bewusst sein, dass speziell im Genrekino einfach schon alles zigtausend Mal erzählt wurde. Gute Form reicht mir da, hier ist sie brillant. Kommt da noch eine atemberaubend innovative oder clevere Story drauf, sind wir in Meisterwerk-Regionen 🙂

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      • Okay, das erklärt vielleicht auch, warum der Film oftmals als großes Meisterwerk gefeiert wird, denn formal ist zweifellos bemerkenswert. Ich hatte tatsächlich auf den Inhalt gehofft, nicht unbedingt weil er sonderlich komplex hätte sein müssen, sondern weil ich mir eine mitreißendere Geschichte erwartet hatte. Vielleicht muss ich ihn auch noch einmal mit mehr Abstand sehen. Oder es hat einfach nicht klicken wollen, wobei 7 Punkte ja auch alles andere als schlecht sind… 😉

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      • Ja, es gibt ja auch einen Haufen Leute, die NUR Genrefilme gucken – da ist so ein Vertreter dann ja exzellent (und wird auf dem FFF kollektiv als Party-Film abgefeiert).

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      • Da hast du vermutlich recht. Und innerhalb des FFFs sticht er vermutlich auch heraus, da er nicht klassisch aus der Horror-, Grusel-, oder Splatterecke kommt.

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    • Schade, kann ich aber verstehen, dass der Film die Gemüter spaltet. Mir hat er schon ziemlich gut gefallen, wenn er auch leider nicht das erwartete, große Highlight war.

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  3. Pingback: Media Monday #259 | Tonight is gonna be a large one.

  4. Ha, der Film läuft mir auch beim DVD-Regale durchwühlen jedes Mal über den Weg, aber ich konnte mich noch nicht dazu hinreißen lassen ihn zu schauen. Dabei spielt Downton Abbeys Dan Steven mit, der hatte in der Serie ja eine schon fast ikonische Rolle (und einige Pfunde mehr auf den Rippen). Und ich hab auch hier und da was positiv gelesen, aber ich schätze mal der siebte Sinn der Filmliebhaber hat mich dunkles erahnen lassen XD Sehen muss ich den trotzdem mal …

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    • Lass dich mal von meiner Besprechung nicht abhalten! Ich fand den Film auch wirklich gut, eben nur nicht herausragend. Dennoch ist es auf jeden Fall ein sehenswerter Film, dessen Inszenierung für Freunde der 80er Jahre wirklich großartig ist. Inhaltlich sollte man eben nicht zu viel erwarten, aber das sehen auch viele anders. Insofern kann ich dir nur viel Spaß dabei wünschen, denn reinschauen lohnt sich durchaus… 🙂

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  5. Hah, den Typen auf deinem Bild kenne ich aus „Downton Abbey“, wie Miss Booleana auch schon angemerkt hat 😀 Ansonsten klingt das, wenn ich nach deiner Rezension gehe, nach einem Film, der mich absolut und überhaupt nicht interessiert.
    Allerdings legt mir ein Freund schon seit Wochen „Drive“ ans Herz und wir haben es immer noch nicht gesehen. Aaaber wird beim nächsten Filmabend nachgeholt 🙂

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    • Wenn dich „Drive“ aufgrund seiner audiovisuellen Qualitäten umhaut, dann solltest du dir auch „The Guest“ anschauen. Beide Filme funktionieren auf dieser Ebene ähnlich. Inhaltlich hat jedoch „Drive“ mehr zu bieten, fand ich zumindest. Ansonsten ist es wohl tatsächlich ein Film, den man nicht unbedingt sehen muss – zumindest meiner Meinung nach… 😉

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  8. Ah, du hast die Kritik an meinem Geburtstag veröffentlicht – kein Wunder, dass ich die nicht so recht mitbekommen hatte… 😉

    Ich finde es ziemlich schwer, diesen Film zu bewerten, weil ich mich in erster Linie auf Dan Stevens‘ Performance konzentriert habe, die ich einfach so herrlich anders fan, als was ich sonst von ihm gesehen habe. Außerdem ging es mir wie der Tochter des Hauses, als er nur mit Handtuch bekleidet aus dem Badezimmer kam. 😳 😀

    Ich glaube ja fast, dass dieser Film besser in Gesellschaft, also etwa auf dem FFF funktioniert. Allein zu Hause fand ich ihn z. B. kaum witzig. Als dann mit dem Auftauchen von Lance Reddick (WIEDER EINMAL in der Rolle eines Militärs, es hängt mir ein bisschen zum Halse raus!) die übelste Schießerei losging, hat mich der Film so ein bisschen verloren. Da wäre mir wohl etwas mehr Psychothriller statt blankem Gemetzel lieber gewesen.

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    • Ich fand Dan Stevens auch gut, allerdings hat er bei mir weit nicht so einen Eindruck hinterlassen als dass ich mich noch an die Handtuch-Szene erinnern könnte. Was den zweiten Teil deines Kommentars angeht, bin ich aber ganz bei dir: Als der Action-Teil losging war ich emotional auch ziemlich raus. Das war mir zu platt, selbst wenn ich die Inszenierung immer noch gelungen fand. Konnte man sich gut anschauen, aber inhaltlich nach dem wunderbar mysteriösen Anfang doch ein wenig schwach auf der Brust.

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