The Affair – Season 1

Da ich zurzeit ein wenig mit der siebten Staffel von „The X-Files“ hadere, haben wir spontan eine neue Serie eingeschoben. Von „The Affair – Season 1“ hörte ich erstmals im „Fortsetzung folgt“-Podcast, wo die Serie sehr positiv besprochen wurde. Weiterhin gibt es mit Dominic West einen „The Wire“-Alumni, den ich gerne einmal in einer anderen Rollen sehen wollte. Und da die ganze Affäre auch noch bei Amazon Prime in der Flatrate verfügbar ist, musste ich mich nicht zweimal bitten lassen…

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Müsste ich die Serie in einem Satz beschreiben dann würde dieser wohl lauten: Man nehme „True Detective“, reduziere die Krimi-Handlung auf ein Minimum und ergänze ganz viel Drama. Nanu, eine Verwandtschaft zu dem Krimi-Überflieger der letzten Jahre? Tatsächlich, denn auch „The Affair“ baut stark auf den unzuverlässigen Erzähler bzw. nimmt ganz gezielt zwei personale Erzählperspektiven ein. In Kombination mit der Verhörsituation liegt der Vergleich auf der Hand, auch wenn die weiteren Details der Geschichte ganz andere thematische Schwerpunkte bedienen: Im Zentrum der Handlung steht die titelgebende Affäre, die der Auslöser für eine Vielzahl an Ereignissen ist, welche sich im Laufe der Staffel entwickeln.

Letztendlich ist „The Affair“ ein Familiendrama mit gewissen Krimi-Anleihen. Man erlebt als Zuschauer abwechselnd die Perspektiven der beiden an der Affäre beteiligten Personen: Noah Solloway ist ein glücklich verheirateter Familienvater, der unter Erfolgsdruck und gewissen an ihn gerichteten Erwartungen leidet. Er wird von Dominic West gespielt, der nach „The Wire“ erneut eine absolut überzeugende Leistung abliefert. Alison Bailey ist ebenfalls verheiratet und hat einen schweren Schicksalsschlag hinter sich, den sie noch nicht verarbeiten konnte. Ruth Wilson ist das perfekte Gegenstück zu Dominic West. Die Chemie ist ab der ersten Szene vorhanden und bildet die Grundlage für die gesamte weitere Geschichte.

Mit Maura Tierney und Joshua Jackson (Peter Bishop, „Fringe“) sind auch die Partner der beiden Ehebrecher famos besetzt, was tatsächlich auch ein Qualitätsmerkmal der Serie ist: Es ist schwierig eine eindeutige Position einzunehmen. Natürlich ist es falsch, was Noah und Alison begonnen haben, doch in individuellen Szenen kann man es als Zuschauer gut nachvollziehen: Die Hintergrundgeschichten der Charaktere entfalten sich Folge für Folge und man weiß, wie sehr Alison leidet und versteht auch Noahs Faszination für sie. Oft ist die innere Zerrissenheit fast körperlich spürbar und speziell Alisons persönliche Geschichte hat mich oft wirklich mitgenommen. „The Affair“ ist somit keine leichte Serie, sondern ein oft schweres Drama, das in seinen schwächsten Momenten zu sehr auf emotionalen Effekt setzt, in seinen stärksten Szenen dafür unglaublich packend und mitreißend erzählt ist.

Meine Erwartungen an „The Affair“ waren hoch und tatsächlich konnten sie erfüllt werden. Die Serie ist großartig erzählt, bietet viele interessante Figuren und beinahe noch mehr Wendungen. Einzig so manche Charakterentwicklung konnte ich nicht so recht nachvollziehen (z.B. warum die Ehefrau den Mann so unbedingt zurück haben will, nachdem dieser bereits zweimal ihr Vertrauen missbraucht hat). Letzten Endes ist der Sog, den die Geschichte ausstrahlt aber so stark, dass man sich ihr so oder so nicht entziehen kann. Höchst unterhaltsames, manchmal sehr bedrückendes und zugleich spannendes Serienkino mit fantastischen Schauspielern: 8/10 (8.4) Punkte.

38 Gedanken zu “The Affair – Season 1

    • Das ist natürlich auch eine Option. Falls du Amazon Prime nutzt, kann ich auch diese Option empfehlen: HD-Qualität und Originalton samt optionaler Untertitel. Da bleiben selbst im Stream keine Wünsche offen – und nein, dies ist kein gesponsorter Post… 😉

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    • Ja, die Serie hat bei mir wirklich gezündet und ich habe die 10 Episoden innerhalb von nur zwei Wochen durchgeschaut. Ein schöner Sog, der sich da entwickelt. Auf die zweite Staffel bin ich auch schon sehr gespannt. Vorher ist bei mir aber noch „Game of Thrones“ angesagt… 😉

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    • Doch, es ist wirklich eine lohnenswerte Serie. Ein sehr hohes Produktionsniveau und eine spannende Geschichte. Ich bin mir sicher, dass dir die Serie gefallen wird. Über kurz oder lang dürfen wir uns wohl über eine Besprechung freuen, oder? 😉

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      • Na ja gut, am Produktionsniveau habe ich auch nicht gezweifelt, ist ja schließlich Showtime, aber irgendwie haben in letzter Zeit dann eher die reißerischen Sachen den Vorzug bekommen, aber ich hoffe, bald die Zeit dafür zu finden und ja, irgendwann ist dann auch eine Review angedacht, wobei ich im Moment in punkto Serien wirklich enormen Rückstau habe (ich sage nur „Ascension“ und „Into the Badlands“)

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      • Wem sagst du das! Nun habe ich noch nicht einmal Netflix und komme schon nicht hinterher. Dabei schaue ich in letzter Zeit nicht einmal mehr Filme, was ich auch einmal wieder ändern sollte. „Ascension“ sagt mir zum Beispiel überhaupt nichts. Sollte ich das kennen?

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      • Sechsteilige Miniserie, die bei Netflix läuft, ursprünglich von Syfy kommt. Ganz nett gemacht, aber auch mit vielen bekannten Versatzstücken, sicherlich kein Pflichtprogramm, aber mir hat es gut gefallen. Ein Raumschiff ist in den 50er-Jahren zu fernen Welten aufgebrochen und an Bord eben dieses Schiffes passiert ein Mord, der natürlich aufgeklärt werden muss. Noch vor dem Ende der ersten Folge weiß/merkt man aber, dass die Geschichte mit dem Raumschiff natürlich nicht ganz so ist, wie speziell die Bewohner des Schiffes meinen… Demnächst, bald, irgendwann mehr dazu, habe ich ja jetzt schon zwei Mal verschoben zugunsten von „Daredevil 2“ und „The Night Manager“. Und das mit den Filmen kenne ich auch nur zu gut, habe jetzt zwar noch vier in petto (zu denen ich aber auch erst einmal noch was schreiben muss), aber dann ist Schicht im Schacht… Setze da große Hoffnungen ins nächste Wochenende…

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      • Das klingt ja eigentlich ganz nett. Vielleicht schaue ich da mal rein, wenn ich meinen Netflix-Gutschein, den ich vor ein paar Wochen gewonnen habe, verbraten will. Aber dafür gibt es inzwischen wohl schon zu viele Serien. Naja, mal sehen…

        Ich hatte mir eigentlich für die aktuelle Urlaubswoche vorgenommen jeden Tag einen Film zu sehen. Bisher habe ich noch keinen einzigen geschafft, da ich immer zu spät vor den TV gekommen bin. Aber drei Abende habe ich ja noch… 😉

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  1. Da ich zurzeit ein wenig mit der siebten Staffel von “The X-Files” hadere

    Finde den Fehler…. mit X Files hadert man nicht – man genießt es! Die siebte Staffel, ja mei, wenn du damit schon Probleme hast, solltest du lieber gleich aussteigen, angesichts der kommenden beiden 😉

    The Affair hab ich nach der 3. oder 4. Folge abgebrochen, weil mir das Rätsel egal war und das duale Erzählprinzip genauso. Oder sagen wir es anders: ich habe mit The Affair… gehadert 😀

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    • Na du machst mir ja Mut! Ich werde „The X-Files“ dennoch durchziehen, da es immer wieder gute Episoden gibt. Und die Serie ist jetzt auch keinesfalls komplett schlecht geworden, doch ist der qualitative Abfall von der 6. auf die 7. Staffel doch schon deutlich bemerkbar. Ich bleibe aber dran, gar keine Frage! 🙂

      Hmm, dass dir „The Affair“ nicht sonderlich zusagt, hätte ich fast erwartet. So langsam entwickle ich ein Gefühl dafür… 😀

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  2. Auf die Serie bin ich schon seit den ersten Reviews scharf, allerdings macht dein minimalistischer Vergleich zu „True Detective“ gerade etwas… naja… weniger scharf. Aber schön zu lesen, dass Maura Tierney eine gute Figur macht. Die Dame habe ich damals in „Emergency Room“ (oldschool, oder?) schon sehr gemocht. Mal sehen wie es hier wirkt. Klingt jedenfalls sehr gut.

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    • Lass dich mal von dem Vergleich nicht abschrecken. Bis auf die grundlegende Erzählstruktur, haben die beiden Serien inhaltlich nur wenig gemein. Tierney spielt sehr gut, allerdings hatte ich so teils meine Probleme, wie ihre Figur geschrieben ist. Mag aber auch an der männlichen Perspektive liegen, mit der sie beleuchtet wird. Bin gespannt was du dazu sagen wirst, wenn du die Serie gesehen hast! 🙂

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      • Man muss nur erstmal anfangen, nech? Hänge derzeit bei „Marvel’s Daredevil“ fest. Und nach fünf Folgen weiß ich noch immer nicht, wie das mit uns enden wird. 😉

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      • Je nachdem wie die erste Staffel abschneiden wird, rate ich dir derzeit, mit „Daredevil“ anzufangen und danach erst „Jessica Jones“ zu schauen. „Daredevil“ fängt sehr mühselig an… und ja, ich werde weiterschauen.

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      • Wie, von „Daredevil“ noch nicht überzeugt? Dann kann das ja kaum noch was werden nach fünf Folgen, 4+5 fand ich nämlich schon klasse… Dann vielleicht zugunsten von „The Affair“ und/oder „The Night Manager“ pausieren und später weiter machen mit dem Teufel von Hell’s Kitchen.

        Oder – Profi-Tipp – du schaust dir ein paar Folgen „Shadowhunters“ an, danach wirst du auch „Daredevil“ (und alles andere) weltklasse finden…

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      • Argh, ich bin so raus. Was ist denn nun bitte „Shadowhunters“? Läuft bestimmt auf Netflix, oder? Und ist anscheinend nicht besonders. Puh, eine Serie weniger auf der Watchlist… 😉

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      • Ja, sorry, Netflix, das hat bei mir mittlerweile dieselbe Gunst wie Amazon Prime. Aber nicht verzagen, denn wenn du einen ähnlichen Effekt wie mit Netflix‘ „Shadowhunters“ erzeugen möchtest, kannst du dir ja bei Prime „The Shannara Chronicles“ ansehen, die tun sich beide nicht wirklich viel 😉

        Ansonsten kommen ja im April für deine Watchlist die zweite Staffel „Fear The Walking Dead“ und „Bosch“ (selbstredend erst, wenn du dir die erste Staffel angesehen hast) 😀

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      • Völlig okay, dass du auch über Netflix-Serien berichtest. Wenn ich mehr Zeit hätte, würde ich mir auch beide Dienste holen – gar keine Frage! In „The Shannara Chronicles“ will ich übrigens tatsächlich noch reinschauen, da ich vor Urzeiten mal das erste Buch der Reihe gelesen und das zugehörige PC-Spiel gespielt hatte. So damals in den 90ern… 😉

        „Fear the Walking Dead“ ist natürlich fest eingeplant. „Bosch“ muss ich noch schauen, lohnt sich das denn? Aktuell bin ich recht angetan von „Alpha House“, auch wenn ich mich durch die ersten Episoden kämpfen musste.

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      • Na dann bin ich ja mal gespannt, was du dereinst zu ‚Shannara‘ sagen wirst. Ich hadere ja noch ein wenig mit mir, ob ich mir echt die Mühe machen soll, dazu einen Artikel zu schreiben… Also, wenn ich wählen müsste zwischen ‚Shannara‘ und ‚Bosch‘ würde ich drei Mal lieber (wahlweise auch „lieber drei Mal“) ‚Bosch‘ schauen, aber Spaß beiseite, du hast ja schon bei ‚The Affair‘ den Vergleich zu ‚True Detective‘ bemüht und der drängt sich auch bei ‚Bosch‘ auf, nicht was die Erzählweise betrifft, aber die Stimmung und den Tenor, vor allem aber, dass es keinen Fall der Woche gibt, sondern zwei bis drei Erzähl- und Ermittlungs-Stränge, die später zusammen laufen. Darüber hinaus ist Titus Welliver einfach großartig. Also ich habe es sehr gemocht und hoffe, da bald auch schon ausführlicher drüber schreiben zu können.

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      • Oh, mit dem Hinweis, dass „Bosch“ seriell erzählt wird, hast du die Serie tatsächlich bei mir nach vorne gebracht. Ich war bisher davon ausgegangen, es wäre eine Fall-der-Woche-Serie. Klasse! Dennoch werde ich „The Shannara Chronicles“ bestimmt noch schauen, da ich Fantasy einfach zu sehr mag und ja selbst mit dem trashigen „Legend of the Seeker“ meinen Spaß hatte. Ich werde berichten. Irgendwann… 😉

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      • Jaja, irgendwann. Von ‚Legend of the Seeker‘ kenne ich nicht allzu viel, aber im Vergleich zu ‚The Shannara Chronicles‘ muss das hochintelligente Unterhaltung sein. Aber nicht falsch verstehen, ich will dir die Serie gar nicht madig machen, wir haben hier ja auch schließlich jede einzelne Folge geschaut, obwohl es nur immer noch mieser wurde, aber das ist eben dieser Charme von über die Maßen trashigem Zeug, was derweil noch versucht ernst zu sein. Ich bin mir sicher du wirst deine Freude mit der Serie haben, auch wenn die Lacher so von den Verantwortlichen vermutlich nicht geplant worden sind 😉

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      • Du magst ja recht haben. Ich habe bisher noch keine Episode gesehen, fand nur die Romanvorlage vor etlichen Jahren recht nett. Und neben „Game of Thrones“ (ja, was für ein Vergleich!) gibt es ja ohnehin kaum klassische Fantasy in Serienform. Ich werde dich wissen lassen, was ich davon halte… 😉

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