Man on Wire (2008)

Schon viel zu lange habe ich keinen Dokumentarfilm mehr gesehen. Nachdem erst letztes Jahr Robert Zemeckis‘ „The Walk“ im Kino lief, wurde auch immer wieder die Doku „Man on Wire“ angesprochen. Der 2009er Oscar-Gewinner hatte mich damals nicht sonderlich interessiert, doch inzwischen habe ich regelrecht einen Drang verspürt, mir den Film anzusehen. Ob sich es sich letztendlich gelohnt hat, diesem Drang nachzugeben, lest ihr in der folgenden Besprechung…

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Die Geschichte, wenn man sie nüchtern betrachtet, scheint gar nicht so spektakulär. Im Gegensatz zu anderen Dokumentarfilmen, wie zum Beispiel „The Imposter“, ist auch nicht mit unglaublichen Wendungen oder gar einem überraschenden Finale zu rechnen. Wir wissen, dass Philippe Petit der Drahtseilakt zwischen den beiden Türmen des World Trade Centers gelungen ist. Keine Überraschung also an dieser Stelle. Aber bedeutet das auch keine Spannung? Weit gefehlt! Obwohl der Ausgang dieses außergewöhnlichen Abenteuers bekannt ist, ist gerade der Weg dorthin interessant: die Vorbereitungen, die unterschiedlichen involvierten Personen – und allen voran die unglaubliche Motivation Philippe Petits, seine Vision umzusetzen.

Der unglaubliche Drang dieses Mannes, das Unmögliche möglich zu machen, ist einfach faszinierend. Es wirkt als würden er und die um ihn versammelte Gruppe einen Raubzug planen, der genau durchgeplant werden will – und ein solcher Coup ist es im Prinzip auch. Manchmal wirkt die Geschichte, als würde man spielende Kinder beobachten, in anderen Momenten wieder wie ein ausgeklügelter Kriminalfall. Die Stimmung ist verträumt, ja fast schon magisch. Der Film zeigt was möglich ist, wenn man nur daran glaubt und mit aller Kraft daran arbeitet.

Ich hatte mich anfangs gefragt, inwieweit „Man on Wire“ wohl den 11. September thematisieren wird – und war erstaunt, dass dieses Ereignis überhaupt nicht explizit erwähnt wird. Implizit aber bilden die Geschehnisse des Films die perfekte Antithese zu 9/11. James Marshs Dokumentarfilm ist lebensbejahend und aufregend, lässt durch seinen Schauplatz ganz automatisch an jenen düsteren Tag denken und feiert gerade durch das scheinbare Ignorieren der Ereignisse die positiven Aspekte des Lebens.

Selbst wenn das Thema auf den ersten Blick uninteressant wirken mag, so erzählt „Man on Wire“ doch eine unglaublich spannende und dabei zutiefst menschliche Geschichte. Die Bilder sind, obwohl der Hochseilakt nur in Fotografien festgehalten wurde, absolut atemberaubend und die einzelnen Stationen der Geschichte packend. Ich bin begeistert und kann mir nicht vorstellen, dass „The Walk“ auch nur annähernd die Kraft dieses Dokumentarfilms besitzt: 9/10 Punkte.

14 Gedanken zu “Man on Wire (2008)

  1. Klingt nach einem Film, den man unbedingt sehen sollte. The Walk habe ich ja noch nicht gesehen und vor Veröffentlichung kannte ich diese Aktion gar nicht. Interesse wurde aber schon durch den Spielfilm geweckt.

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  2. „The Walk“ ist allerdings überraschend gut. Immer noch Zemeckis-Kitsch, und deshalb enorm altbacken, aber dafür … wirklich ordentlich. (Wobei ich nicht sagen könnte, ob der Film ohne 3D dieselbe Wirkung entfaltet.)

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    • Schön solch eine positive Meinung zu „The Walk“ zu lesen. Falls der nächste TV eine 3D-Funktion besitzen sollte, werde ich mir diesen Film auf jeden Fall für diese Spielerei vormerken… 🙂

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