Die fantastische Welt von Oz – OT: Oz the Great and Powerful (2013)

Mit Sam Raimis „Die fantastische Welt von Oz“ habe ich mir heute einen Film angeschaut, der zuvor eine halbe Ewigkeit ungesehen im Regal stand. Aufgrund teils vernichtender Kritiken war ich stets ein wenig vorsichtig, da ich das 1939er Musical „Der Zauberer von Oz“ einfach großartig finde. Wie sich Oz in den Händen von Disney letztendlich schlägt, erfahrt ihr in der folgenden Besprechung…

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Der Film beginnt, wie bereits die 1939er Fassung, im schwarzweiß gehaltenen Kansas. Dieser Kniff war vor über 75 Jahren genial, lockt heute jedoch niemandem mehr hinter dem Ofen hervor – zumal man die ganze Zeit wartet, wann denn nun endlich Farbe (und in diesem Fall auch eine Öffnung des Bildformats sowie 3D) ins Spiel kommt. Dennoch fand ich diesen nostalgisch geprägten Einstieg nett anzusehen und eine schöne Vorstellung des titelgebenden Zauberers. Bereits in diesen ersten Szenen zeigt sich, dass James Franco die ideale Besetzung von Oscar Zoroaster Phadrig Isaac Norman Henkle Emmannuel Ambroise Diggs bzw. kurz Oz ist und diesen mit bewusstem Overacting zu einer sympathischen, aber auch moralisch zweifelhaften Figur werden lässt.

Im zauberhaften Land angekommen, werden wir Zuschauer zusammen mit Oz erst einmal von Form und Farbe erschlagen. Viel zu bunt, viel zu übertrieben, viel zu kulissenhaft – könnte man zumindest meinen, doch lässt dieser Farbrausch tatsächlich Erinnerungen an an den originalen Kinofilm wach werden. Auch inhaltlich hatte ich während der ersten Filmhälfte wirklich meinen Spaß und ich war mir sicher, dass sich „Oz the Great and Powerful“ bei sehr guten 8 Punkten einpendeln wird – trotz fehlender Musical-Nummern.

Im letzten Drittel wandelt sich die ohnehin schon äußerst vorhersehbare Geschichte dann leider jedoch zu einem reinen Malen nach Zahlen: Es gibt keinerlei Überraschungen mehr, Charakterzeichnung verschwindet beinahe komplett und wird durch aufmarschierende Armeen ersetzt. Von Abenteuer ist leider nicht mehr viel zu spüren und es stellt sich Belanglosigkeit ein. Leider habe ich gegen Ende tatsächlich ein wenig das Interesse daran verloren, was sich denn so in Oz abspielt. Wirklich schade, denn das völlig übertriebene Setdesign und die Art der Inszenierung haben mir weiterhin viel Vergnügen bereitet.

Letztendlich hat Disney mit „Die fantastische Welt von Oz“ zu sehr auf Nummer sicher gespielt. Vielleicht hätte man sich mehr an der Handlung des Musical-Hits „Wicked: Die Hexen von Oz“ orientieren sollen, in dem eine deutlich spannendere Geschichte erzählt wird. Auch wenn ich tatsächlich ein wenig enttäuscht bin, so bereue ich den erneuten filmische Ausflug ins zauberhafte Land nicht. Man sollte sich nur wahrlich nicht zu viel erwarten: 6/10 Punkte.

18 Gedanken zu “Die fantastische Welt von Oz – OT: Oz the Great and Powerful (2013)

  1. Puh, ich wollte gerade schreiben, dass ich mich nur daran erinnern kann, dass ich die blonde Hauptdarstellerin nett anzuschauen fand und am Ende ein Drache auftauchte. Aber das war ja Alice in Wonderland. Peinlich. Oz The Great & Powerful habe ich allerdings auch gesehen und kann mich an rein gar nichts mehr erinnern. Noch mehr peinlich. Und ich befürchte, von „Into the Woods“ wird auch nix hängenbleiben. Wann kommt endlich nochmal ein gescheiter Kunterbuntmärchenfilm?

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    • Und ich habe mich gerade gefragt von was für einem Drachen du schreibst! 😀

      Wenn dieser Quasi-Märchenfilm nicht den Bezug zu „Der Zauberer von Oz“ gehabt hätte, dann wäre er wohl auch an mir vorübergegangen. Mich interessiert das alles nicht sonderlich und ich hatte damals auch Burtons „Alice im Wunderland“ ausgelassen. Auch „Maleficent“ und nun „Into the Woods“ wollen mich nicht so recht locken. Kannst ja mal schreiben, ob es sich lohnt…

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      • Diese Oz-Verfilmung und auch die Burton-Verfilmung von Alice im Wunderland gefielen mir auch gar nicht – Maleficent mochte ich dagegen richtig gerne, aber nach all diesen ‚Enttäuschungen“ bin ich auch mit sehr niedrigen Erwartungen rangegangen. Into the Woods werde ich mir auch auf jeden Fall ansehen, denke ich; vielleicht werde ich dann auch davon berichten. 🙂

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      • Hmm, ich kann mit diesen ganzen neumodischen Märchenverfilmungen nicht so viel anfangen. Da mag ich die klassischen Zeichentrickversionen lieber. Was TV-Serien angeht, so fand ich z.B. auch „Once Upon a Time“ eher öde. Hier hat mich, wie gesagt, das Oz-Setting gereizt. Dein Bericht zu „Into the Woods“ würde mich dennoch interessieren! 🙂

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  2. Ich muss ich gleich mal für den freundlichen Kommentar drüben bei mir revangieren, allerdings mit einem Widerspruch. Ich finde Raimis Oz the Great and Powerful ganz fantastisch und ich verstehe bis heute nicht, dass so Wenige die Magie des Films spüren und den Schalk bemerkten, der mit dem Zaunpfahl winkt. Oz ist imho ein Film übers Filmemachen oder sogar über die künstlerische Tätigkeit im Allgemeinen. Und hier geht um Täuschung, Schwindel, Betrug. Es betrügen sich nämlich nicht nur alle Figuren gegenseitig – Raimi führt auch den Walt-Disney-Konzern mit diesem trojanischen Pferd an der Nase herum. Ein Wolf im Schafspelz oder vielleicht eher bittere Pille in buntem Bonbon-Papier war der Film für mich, was ich sehr genossen habe.

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    • Ich habe vorhin sogar deine Besprechung zu „Oz the Great and Powerful“ gelesen und mich dabei schon gefragt, was denn nun die Anspielung auf das Filmemachen gewesen sein sollte bzw. das Trojanische Pferd, das Raimi Disney untergejubelt hat. In meinen Augen ist der Film wirklich komplett brav und der Schalk spitzt einzig und allein in James Francos Spiel durch. Auch das Betrügen der Figuren untereinander ist so vorhersehbar, dass wohl nur Zuschauer überrascht wurden, die in den letzten 75 Jahren noch nichts von Oz mitbekommen haben. Vielleicht habe ich aber auch nur etwas verpasst. Du darfst mir gerne auf die Sprünge helfen! 🙂

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  3. Bei dem Film hadere ich ja auch schon lange damit, den endlich mal zu gucken. Ich finde das Original von 39 ja absolut fantastisch, aber der hier solls ja nicht unbedingt sein. Diese Besprechung machts jetzt auch nicht besser. Ich glaube, ich schiebe das erst mal noch vor mir her.

    Kennst du zufällig die Mini-Serie Tin Man mit Zooey Deschanel? Die soll ziemlich gut sein.

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    • Genauso ging es mir auch. Die Sichtung bereue ich nun nicht, doch wird sich der Film wohl auch nicht sonderlich in mein filmisches Gedächtnis gespielt haben.

      „Tin Man“ sagt mir tatsächlich was, habe ich aber bisher noch nicht gesehen. Ist aber immer noch geplant! Klingt zumindest recht interessant, auch wenn die Kritiken auch hier durchaus gemischt sind.

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  4. Na dann hat er dir ja zumindest “doppelt so gut“ wie mir gefallen. Das original Filmchen ist aber auch eine unsägliche Lücke in meinen gesehenen Filmen – vielleicht hätte das noch was geändert…

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    • Ich kann mir gut vorstellen, dass der Film mit Kenntnis des Originals besser wirkt. Zumindest habe ich mich darüber gefreut so manche Schauplätze in Oz erneut zu besuchen. Den 1939er Film kann ich wirklich nur empfehlen!

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