Was Sonys Reaktion auf den Hacker-Angriff für uns Filmfreunde bedeutet

Bisher habe ich auf deutschen Filmblogs nur wenig über den Angriff auf Sony Pictures und die daraus resultierende Nichtveröffentlichung des Films „The Interview“ gelesen. Sehr erstaunlich. Neben den aus IT-Sicht katastrophalen Sicherheitszuständen bei Sony ist für uns Filmfreunde natürlich speziell das Eingehen des Unternehmens auf die Forderungen der Hacker interessant – dabei bitte auch bedenken, dass die direkte Beteiligung Nordkoreas noch sehr umstritten ist.

Einmal davon abgesehen, dass Sony mit seinem Verhalten einen neuen Präzedenzfall geschaffen hat und zukünftigen Hackern bzw. Terroristen Tür und Tor öffnet, so ist das Einknicken auch ein herber Angriff auf die Zukunft der Meinungsfreiheit. Man stelle sich vor gewissen Gruppen missfallen plötzlich Filmszenen etablierter Klassiker? Dank digitaler Distribution ist es den Filmfirmen ein Leichtes eben diese aus Filmen zu schneiden, diese nachträglich abzuändern oder komplett aus dem erreichbaren Katalog zu streichen. Davon sind nicht nur Filme oder Serien, sondern auch digital vertriebene Musik, Bücher usw. betroffen. Schöne neue Medienwelt.

Für mich nur ein Grund mehr auch in Zukunft auf tatsächlich greifbare Medien, d.h. Blu-ray, DVD, CD und Bücher zu setzen. Die Fassung bzw. Ausgabe, die im eigenen Regal steht, kann eben nicht einfach geändert, gelöscht oder sonst irgendwie beeinflusst werden.

Von einer Zielgruppe, die heute noch jammert, dass George Lucas die originalen Kinofassungen der „Star Wars“-Trilogie nur sehr eingeschränkt zugänglich gemacht hat, wundert mich dieser leichtfertige Umgang mit dem geliebten Kulturgut. Oder zumindest das weitgehende Ignorieren dieses erschreckenden Zwischenfalls in der filmischen Blogosphäre.

Verzeiht mir die Polemik, doch vielleicht lässt sich dadurch zumindest eine Diskussion anstoßen… 🙂

32 Gedanken zu “Was Sonys Reaktion auf den Hacker-Angriff für uns Filmfreunde bedeutet

  1. Die Reaktion von Sony ist ja nichts anderes als Selbstzensur. Die Zensur ist beinah so alt wie die Erde selbst. Früher übte sie mal die Kirche aus, dann haben das die Staaten übernommen und jetzt machen eben auch terroristische Organisationen. Wer weiß, vielleicht kommt selbst die IS auf den Geschmack, nicht nur propagandistisch im Internet tätig zu werden, sondern selbst Hacker zu beschäftigen. Etwas überspitzt formuliert: Vielleicht fällt nächstes Jahr für die Christen Weihnachten flach aus Angst vor Anschlägen. Dass Filme geschnitten werden, kann ich mir gut vorstellen. Dann werden wieder Streifen unter dem Ladentisch gehandelt. Beziehungsweise könnte es eine Gegenbewegung geben: Movies mit dem Aufkleber „Explizit Islamismus bashing“. Gab es da nicht mal diesen Pfarrer aus Florida, der genau so ein Machwerk produziert hat?

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    • Ja, absurde Welt. Um den Film ist es bestimmt nicht schade, doch wenn man sich erst einmal zu so etwas herablässt, dann fallen die nächsten Grenzen eben viel schneller. Was die Inhalte auf den Servern von Apple, Amazon und Co. angeht, habe ich ja sowieso schon immer so meine Schwierigkeiten, doch dieser Schritt Sony Pictures‘ scheint mir nun wie ein Blick in eine düstere Zukunft. Plötzlich meinen dann auch tatsächlich wieder Regierung und Kirche Einfluss nehmen zu wollen und die schöne Kunst (jaja, Film ist Kommerz, ich weiß) war einmal. Dieser eine Moment scheint mir so wie der Stein, der das – irgendwann einmal rückblickend gesehen – alles ins Rollen bringen könnte. Gruselig.

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  2. Ich war auch ziemlich fassungslos, dass die Hacker bei Sony scheinbar ein so leichtes Spiel hatten. Und noch viel aussagekräftiger finde ich, dass „The Interview“ nun gar nicht veröffentlicht werden soll. Da hat man vor kurzem noch gedacht, die Gesellschaft wäre viel offener und toleranter geworden – aber nichts, die Menschen sind noch genauso zugeknöpft wie eh und je. Ich find’s traurig, zumal es nur eine Komödie von zwei Schauspielern ist, die sowieso kein Blatt vor den Mund nehmen.

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    • Um den Film geht es mir gar nicht so in erster Linie, sondern um das Nachgeben an sich. Das setzt eindeutig das falsche Signal. Wer weiß wie in Zukunft mit so etwas umgegangen wird? Was wenn das nächste Mal Warner gehackt wird und irgendeine Gruppierung plötzlich ein Problem mit Motiven in „Der Herr der Ringe“ hat? Verschwindet der Film dann von den Servern der Welt? Klingt verrückt, doch der erste Schritt ist hiermit getan. Unfassbar.

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      • Wir sind ja nun schon bei der Reaktion auf Sonys Reaktion, da Warner(?) diversen Kinoketten das Aufführen von „Team America“ als Ausweichoption untersagt. In gewisser Weise ist das nur ein weiterer Schritt zur Zensur. Wobei wir da ja umhin schon angelangt sind, was man so über das Thema liest.
        Aber krass zu sehen, wie so ein klaffendes Sicherheitsleck die Karten völlig neu verteilen kann… beunruhigend sind eure Gedankengänge definitiv.

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      • Oha, danke für die Info! Das mit dem Untersagen der Vorführungen von „Team America“ hatte ich noch gar nicht mitbekommen. Wahnsinn. Mal sehen wie lange man den Film noch in den üblichen Streaming-Portalen sehen kann…

        Ja, die Hacker haben da wirklich ziemlich für Wirbel gesorgt. Vieles deutet auch auf einen Inside-Job hin, was in den oben verlinkten Artikeln sehr schön aufgeschlüsselt wird. Kann ich bei Interesse wirklich nur empfehlen.

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  3. Ich könnte mir auch vorstellen, dass das zu größeren Problemen in der Zukunft führen könnte. Der FIlm selber ist mir auch egal, aber wenn man ein mal nachgibt, kann jetzt natürlich jeder kommen und sich darüber beschweren, was da im Kino laufen soll.

    Ich geb dir auch absolut recht, was die Digitalen Medien betrifft. Bin sowieso kein großer Fan von VoD. wenn ich einen Film haben will, will ich ihn auch besitzen und nicht ständig darauf angewiesen sein, was die gerade im Angebot haben und was nicht.

    Autor Chuck Wendig hat das ganze nebenbei mal vom Standpunkt der künstlerischen Freiheit betrachtet. Und sieht das ähnlich: http://terribleminds.com/ramble/2014/12/18/art-held-hostage-why-sony-not-releasing-the-interview-is-scary/

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    • Vielen Dank für den Link! Da fasst Chuck sehr schön zusammen, was ich auch als größte Gefahr betrachte. Eben gerade in Zusammenhang mit digitaler Distribution. Man hat als Konsument ja nichts mehr in der Hand. Wirklich eine absolut absurde Situation und ich bin wirklich gespannt, was sich daraus noch so ergibt. Am Schluss waren es tatsächlich nur ein paar angepisste Ex-Mitarbeiter, die auf den Nordkorea-Zug aufgesprungen sind, den die Presse ein paar Tage zuvor losgeschickt hat. It’s a brave new world. Von den IT-Aspekten noch einmal ganz abgesehen. Wow.

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      • Die digitale Revolution (ich nenn das einfach mal so) ist eben wirklich nicht unbedingt so toll, wie man manchmal denkt. Da tun sich ganz neue Probleme auf, von denen man wahrschienlich noch gar nix weiß.
        Die Firmen haben die Kunden mittlerweile auch einfach zu einer Konsumgesellschaft aufgezogen, die kaum noch etwas hinterfragt. Wie du ja selbst sagst, wurde das Thema The Interview hierzulande kaum beachtet. Die Leute fressen eben mittlerweile, was ihnen vorgesetzt wird ohne zu hinterfragen oder sich zu beschweren. Alle paar Tage gibt es zwar irgendeinen Shitstorm im Netz über allen möglichen Scheiß, aber nach drei Tagen hat sich das Thema dann wieder erledigt und alles ist vergessen.
        Das wäre auch nicht anders, wenn die Produktionsfirmen jetzt plötzlich anfangen, zu zensieren und zu schneiden, weil sie befürchten, dass sie angreifbar sind oder verklagt werden, oder was weiß ich.
        dann wird sich eben kurz aufgeregt (wenn es denn überhaupt jemandem auffällt) und dann heißt es nur: Naja, kann man ja nix machen.

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      • Es wundert mich eben auch, dass das Thema eher kaum diskutiert wird. Sieht man einmal von den offensichtlichen Fakten („The Interview“ kommt nicht ins Kino) ab. Ich bin ja ohnehin kein Freund der digitalen Distribution, doch nun sehe ich ganz neue Gefahren. Nenne es Selbstzensur oder Anpassungen oder oder oder… was wenn ein Studio irgendwann entscheidet plötzlich nur noch eine bestimmte Filmfassung in ihre Portale zu laden und das Original einfach verschwindet? Ich denke hier nur an „Star Wars“ oder den seltsamen „E.T.“-Cut mit digitalem E.T. – das ist natürlich ein anderes Thema, doch die komplette Wegnahme der Kontrolle finde ich einfach unheimlich. Mag sein, dass dies nie oder nur in seltensten Fällen zum Tragen kommt, doch in Kombination mit Hacker-Angriffen, Studiopolitik usw. dürften uns wilde Zeiten bevorstehen.

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      • Genau das ist ja der Grund, warum ich die Sachen lieber auf Scheibe habe. Da gibts dann nix mehr dran rumzuwerkeln. Die sind so, wie man sie gekauft hat. Dieser ganze digitale Scheiß ist einfach nix für mich. Da ich sowieso jemand bin, der einen guten, oder manchmal auch schlechten Film gerne öfter guckt, stell ich mir den Spaß lieber ins Regal.
        Nur bei Büchern bin ich seit dem Besitz eines Kindle zum Teil auf e-Books umgestiegen. Das beschränkt sich aber auch auf die Bücher, von denen ich weiß, dass ich sie nur ein mal lesen werde. Scheibenwelt zB wird weiterhin in Papierform gekauft, denn die kann ich einfach immer wieder lesen.

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      • Ja, so sehe ich das auch. Lieblingsfilme, oder generell Filme, die ich öfter sehen will, kommen auf jeden Fall ins Regal. Filme oder Serien, die mir nur einmal zur Berieselung anschaue würden theoretisch auch als Stream taugen. Selbst Musik kaufe ich nach wie vor auf CD, weil was nützt mir der Zugriff auf Abermillionen Songs, wenn ich doch genau diese eine CD entdecken und in den ersten Wochen rauf und runter hören möchte? Zudem ist das Geld nicht verschenkt, sollte Spotify irgendwann dicht machen. Doch das ist eine andere Diskussion… 😉

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      • Das ist natürlich eine weitere Gefahr. Wer weiß, wie langlebig die jeweiligen Online-Theken sind.
        Musik auf CD ist mir allerdings einfach zu teuer. Die letzte CD die ich mir gekauft habe war von den Beatsteaks. Da gabs dann keine 30 Minuten für fast 20 Euro. Danach hab ich für mich entschieden, dass mich CDs mal am Arsch lecken können.
        Allerdings kommt da sowieso relativ wenig, das mich wirklich reizt. Die Bands die ich höre, gibt es größtenteils nicht mehr. Wenn mal was kommt, reicht mir auch der Kauf von mp3. Höre eh zu selten Musik, als das sich das lohnen würde.

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      • Ich hatte auch ein paar Jahre, in denen ich kaum CDs gekauft habe. Letztes Jahr aber doch wieder einen ganzen Schwung; ich habe auch nie mehr als 5 Euro pro CD gezahlt. Sicher ein wenig älter, aber einfach gute Musik, die ich neu für mich entdeckt (z.B. Mumford & Sons) oder alte Lücken (z.B. Fall Out Boy) aufgefüllt hatte. MP3s kaufe ich auch ab und zu, doch die Dateien sind ohne DRM und liegen bei mir auf der Platte – insofern „guter“ digitaler Content… 😉

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  4. Angst hat (mal wieder) gesiegt – und für mich geht Sonys Entscheidung auch über Selbstzensur hinaus. Wie George Clooney heute in einem lesenswerten Interview (https://deadline.com/2014/12/george-clooney-sony-hollywood-cowardice-north-korea-cyberattack-petition-1201329988/) gesagt hat, werden es zukünftig kritische Filme noch schwerer haben, einen Verleih zu finden – von der Finanzierung mal ganz zu schweigen. Und wohin soll es führen, wenn jedes Drehbuch erst abgeklopft wird, ob es „kritische“ Szenen hat. Hier geht es wieder einmal um Freiheit – und zwar nicht nur der Kunst, sondern der ganzen Gesellschaft.

    Erschreckend finde ich zudem, wie schnell sich die Medien darauf geeignet haben, dass Nordkorea dahinter stecke könnte. Es ist natürlich eine der bequemsten Lösungen. Aber die Medien machen ohnehin keine gute Figur bei der ganzen Sache. (Oder wie Clooney Schorsch im besagten Interview erwähnte: Sie stürzen sich auf jede Neuigkeit über Gehälter und Lästereien, aber niemand geht den wichtigen Fragen nach.)

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    • Auch dir danke für den Link! Ich kannte das Interview bisher nur in Auszügen. Diese ganze Nordkorea-Geschichte ist für mich auch noch mehr als fragwürdig. Theoretisch hätten sie jetzt ja ihr Ziel erreicht und könnten aufhören neue Daten zu veröffentlichen (auch schön in dieser Argumentation dargelegt). Wie du sagst geht es um größere Themen, als CEO-Gehälter oder die Personalausweise von irgendwelchen Stars. Kontroverse Stoffe haben es gerade in Hollywood ohnehin schwer und für die Zukunft sieht es nun eher schwarz aus. Ich bin wirklich gespannt was sich daraus noch entwickelt und kann nur hoffen, dass die schlauen und politisch engagierten Köpfe Hollywoods, zu denen ja auch Clooney gehört, eine gewisse Gegenströmung entwickeln.

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    • (Fast) alle Lieblinge stehen im Regal. Blu-ray-Player vom Netz getrennt und die nächsten 5 Jahre ununterbrochen störungsfreien Filmgenuss. Puh.

      Ich freue mich schon über die Doku in ein paar Jahren, wenn die ganze Absurdität dieses Wendepunkts aller Welt aufgezeigt wird.

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  5. Das gesamte Thema terroristische Bedrohung und die Entscheidungsfindung dabei ist so hochkomplex und schwierig. Ich bin froh, die Frage, ob (abstrakte) Bedrohung oder das Nachgeben mehr Nachteile bringt, auch hier nicht beantworten zu müssen. Es geht ja hier wohl nicht ausschließlich um persönliche und finanzielle Nachteile der Sony-Mitarbeiter, sondern auch um (wiederum abstrakte) Lebensgefahr; wie real oder akkut die Anschlagsgefahr ist oder gewesen wäre, vermag ich natürlich nicht einzuschätzen.

    Bei aller mMn berechtigten Skepsis gegenüber digitaler Distribution und den damit verbundenen Zensurmöglichkeiten (die gibt es aber auch bei rechtsstaatlich „zulässiger Zensur“, wenn etwa jemand seine Persönlichkeitsrechte durch einen Film verletzt sieht und der Vertrieb via Gericht gezwungen wird, Teile zu „schwärzen“) sehe ich die Gefahr eher darin, dass sich Kreative fortan doppelt und dreifach überlegen, kontroverse Inhalte zu schaffen. Und dann hilft Dir auch die schönste unantastbare DVD im Regal wenig, wenn auf der von Vornherein nicht der Film drauf ist, den der Macher eigentlich hätte machen wollen, aber sich nicht machten traute.

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    • Versteh mich nicht falsch: Auch ich bin froh diese Entscheidung nicht treffen zu müssen und Menschenleben sollte man nicht leichtfertig aufs Spiel setzen, doch so wie Sony Pictures die Geschichte handhabt, ist noch viel fahrlässiger. Was kommt als nächstes? Hmm, mir gefällt diese kritische Doku über den russischen Präsidenten nicht. Also mal eben ein paar Hacker engagiert und eine Drohung ausgesprochen. Auf Wiedersehen Meinungsfreiheit und kritische Auseinandersetzung mit irgendwas. Nein, das geht so nicht und hat größere Auswirkungen, als uns allen jetzt bewusst ist.

      Du hast vollkommen recht was die Produktion kritischer Stoffe angeht. Das wird so laufen. Schon alleine weil sich die großen Studios nichts mehr trauen und lieber den hundertsten Marvel-Film drehen. Und für kleinere Produktionen wird es noch schwieriger Budget oder Vertriebspartner zu finden. Dennoch sehe ich auch bereits bestehende Filme oder Serien kritisch: als nächstes ist „Southpark“ dran oder was weiß ich. Sony Pictures hat die Tore weit aufgestoßen…

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      • “ […] doch so wie Sony Pictures die Geschichte handhabt, ist noch viel fahrlässiger.“
        Das kann man frühestens sagen, wenn man alle Umstände kennt. Was für Daten wurden noch gestohlen und bisher noch nicht veröffentlicht? Wie ernst muss die Anschlagsdrohung genommen werden?
        Aus Sicht der Meinungsfreiheit ist das natürlich die falsche Entscheidung gewesen, aber „weit aufgestoßen“ wurd meiner Meinung nach noch nichts. Für eine erfolgreiche Erpressung ist immer noch eine erpressbare Person notwendig. Sony war es in diesem Fall, der nächste (oder Sony selbst in einem anderen Fall und mit der Lehre aus dem aktuellen) muss es mitnichten sein.
        Zumal das nun bei Weitem nicht der erste Versuch war unliebsame Meinungen zu unterdrücken. Früher wurde halt vor einer Galerie demonstriert oder dem Schriftsteller Morddrohungen geschickt. Erfolgreich war es längst nicht immer Jetzt hat sich das Ganze in Richtung Erpressung verschoben. Einen Freifahrtsschein für Inhaltsänderungserpressungen oder gar dem Ende der „kritische[n] Auseinandersetzung mit irgendwas“ ist das aber noch lange nicht. Klar ist das ein Dämpfer, mit dem umgegangen werden muss. Ich bin da aber Optimist genug um zu glauben, dass das gelingt. Ich möchte hier nicht politisch werden, glaube aber, dass momentan aus ganz anderen Richtungen Gefahren auf die Meinungsfreiheit zukommen, im Gegensatz zu denen eine vielleicht zu voreilige Absage eines Kinofilms aufgrund privatem (Hacker-)Drucks nicht ganz so groß erscheint.

        Die beste Antiwerbung für solche Versuchte hätte man vermutlich, wenn man Sony einfach nochmal „hackt“ und der Film „aus Versehen“ gratis im Netz landet, wo ihn jeder sehen kann. 🙂

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      • Ich hoffe natürlich auch, dass es nicht das Ende der kritischen Auseinandersetzung an sich ist, doch wird in näherer Zukunft kein Studio mehr auch nur irgendetwas mit Nordkorea in Produktion geben. Der Steve Carell-Film mit ähnlichem Thema wurde ja auch gestrichen. Das hat schon einen Einfluss auf die öffentliche Meinungsbildung. Dazu kommt der Aspekt, dass sich durch das Einknicken Sonys Hacker, Terroristen und Co. natürlich bestätigt fühlen und genau so weitermachen wie in diesem Fall. Erpressung funktioniert ja anscheinend. Es ist auch klar, dass dies zurzeit nur eine unter vielen absurden Gegebenheiten ist, was Protest durch dubiose Gruppierungen angeht. Filmthemen haben für mein Blog Relevanz – außerdem wird #pegidaloca schon ganz gut von der Netzgemeinde abgedeckt… 😉

        Der Film wird irgendwann bestimmt im Netz landen, keine Frage. Aber es geht ja nicht um den Film, sondern den Umgang mit der Erpressung sowie die Auswirkungen auf Entscheidungen und Budgets.

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  6. Stimmt, das wäre natürlich auch eine tolle Freitagsfrage gewesen… Ich war auch schockiert, dass Sony Pictures den Film nun gar nicht in die Kinos bringen wird; obwohl mir auf die Weise der Film in der Sneak erspart wird…

    Ich verstehe zwar in gewisser Weise, dass Sony – bei Terrordrohungen von 9/11-Ausmaßen – nicht „verantwortlich“ sein will für ein potentielles Attentat, aber trotzdem mache ich mir auch Sorgen, was deren Einknicken für Folgen für die Meinungsfreiheit haben wird…

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    • Der Film, um den es im Prinzip auch gar nicht geht, wird ja nicht nur nicht in die Kinos kommen, sondern verschwindet im Archiv, d.h. nicht einmal digitale Distribution o.ä. Sicher wird er irgendwann auf den Tauschbörsen auftauchen, doch geht es letztendlich ja nicht um den Film, sondern das Umgehen mit kritischen Stoffen.

      Das Schlimme bei Sonys Einknicken ist ja, dass solche Attacken nun nur noch zunehmen werden und Produktionsfirmen in vorauseilendem Gehorsam vermutlich die Finger von solchen Stoffen lassen werden.

      Wäre eine schöne Freitagsfrage gewesen, ja. Auch ein schönes Diskussionsthema für deine Klasse. Vielleicht mit neuen Erkenntnissen nach den Weihnachtsferien… 😉

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  7. Was du beschreibst, ist aber auch nur die andere Seite der Medaille von etwas, das Hollywood seit ein paar Jahren in ganz großem Stil betreibt, nämlich die Selbstzensur aus ökonomischen Gründen für den internationalen, insbesondere den chinesischen Markt. Niemand könnte im Studiosystem heute mehr einen „Temple of Doom“ drehen, und nicht, weil der Film furchtbar ist, sondern weil man damit eine Milliarde potentieller indischer Kunden verärgern könnte. Leider sind die Leute, die heute in Hollywood die Fäden ziehen, ja nicht mal mehr die Filmbosse, über die wir schon vor zehn Jahren gestöhnt haben, sie hätten das Kino verkauft. Das Problem sind die Leute, an die sie das Kino verkauft haben. Das einzige, was mich an der ganzen Sache wundert, ist, dass Sony damit durchkommt, sich derart „unpatriotisch“ zu verhalten.

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    • Das was du ansprichst ist natürlich ein valider Punkt; der Markt ist globaler geworden, was speziell Erfolge von Filmen wie „Pacific Rim“ zeigen, die tatsächlich im asiatischen Raum erfolgreicher waren als bei uns. Dennoch gab es immer mal wieder Filme, die sich etwas getraut haben und auch einmal respektlos anderen Kulturen gegenüber waren – ob man das nun braucht oder besonders lustig ist, sei einmal dahingestellt. Natürlich ist Sony Pictures‘ Verhalten irgendwie symptomatisch für die gesamte Branche, was es jedoch nicht richtiger macht. Die Geste ist einfach zu groß und ein unübersehbares Signal an die ganze Welt, dass man es nicht ignorieren kann. Wird aber wohl nur von den Falschen verstanden. Leider.

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  8. Wie schon Illegitim schrieb, die Filmwelt hat sich schon entscheidend geändert. Am besten ja niemanden auf die Füße treten und gar potenzielle „Märkte“ gegen sich aufbringen. Da eh immer weniger Filme gemacht werden, werden in Zukunft noch weniger Wagnisse eingegangen und nur noch Projekte
    durchgewunken, die Familien- und Gesellschaftkonform sind.

    In diesem Fall kommt Nordkorea als Bauernopfer da gerade Recht. Nur blöd, dass im ersten Kontakt nur Geld für die geklauten Daten gefordert wurde und kein Wort zum Film. Statt selbst für wieder mal gravierende Fehler in der eigenen Sicherheit gerade zu stehen, ist man jetzt eben das Opfer und Terror in einem Satz mit einem „bösen“ Staat wie Nordkorea funktionieren immer. Die Ironie ist, was in Filmen nicht mehr funktioniert, funktioniert im realen Leben noch sehr gut. Es sind immer die gleichen Bösewichte die die Weltherrschaft an sich reißen wollen.

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    • Hmm, wer nun wirklich dahintersteckt? Ich vermag es nicht zu sagen. In den letzten Tagen gab es neue Entwicklungen nach denen GOP den Film nun angeblich freigegeben hat und wiederum andere, nach denen das FBI behauptet Beweise für die Beteiligung Nordkoreas gefunden zu haben. Natürlich ohne diese Beweise zu nennen. Es ist und bleibt ein seltsames Spiel. Einzig die Tatsache, dass Sony Pictures Einlenken falsch war, ist wohl unzweifelhaft.

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  9. Unzweifelhaft ist wohl auch, dass die Sicherheitsmaßnahmen bei Sony eher suboptimal waren. Das ganze wird mir ein bisschen zu sehr in den Hintergrund gedrängt, bei der ganzen Diskussion um den Film und mögliche Folgen einer Veröffentlichung.

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    • Das ist auch so ein Thema. Ich bewege mich beruflich ziemlich viel im IT-Umfeld und dort wurde gerade der Sicherheitsaspekt groß aufgemacht. Ich habe also beide Seiten mitbekommen; die Schwerpunkte werden eben je nach journalistischem Bereich anders gesetzt.

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