Crimson Tide (1995)

Mit Wolfgang Petersens „Das Boot“ (in der TV-Fassung) verbinde ich eine meiner ersten ernsthaften Erinnerungen an eine audiovisuell erzählte Geschichte, die mich noch Tage nach der Sichtung nicht losgelassen hat. Seitdem konnte kein anderer U-Boot-Film an dieses Erlebnis heranreichen. Auch an Tony Scotts „Crimson Tide“ bin ich erst gar nicht mit diesem Anspruch herangetreten, sondern habe mir nur einen spannenden Thriller erhofft…

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Schon während der ersten paar Minuten weiß man als Filmfreund wo und wann man sich befindet: in einer Jerry Bruckheimer-Produktion inmitten der 90er Jahre. Geleckte Bilder von aufmarschierenden Soldaten, dazu ein Hans Zimmer-Score, der auch aus „The Rock“ hätte stammen können. Pathos wird groß geschrieben und leicht könnte man „Crimson Tide“ als Propaganda abtun, doch dann kommt es zu ersten Spannungen zwischen unseren Hauptfiguren – und, wow, das Knistern in der klaustrophobischen Enge des U-Boots wird förmlich spürbar. Mit Denzel Washington (Doug Carlin, „Déjà Vu“) und besonders Gene Hackman (Edward Lyle, „Der Staatsfeind Nr. 1“) liefern sich zwei Schauspieler ein Duell, das von der ersten Sekunde an mitreißt und uns Zuschauer bei der Stange hält.

Mit James Gandolfini (Tony Soprano, „The Sopranos“) und Viggo Mortensen (Aragorn, „Der Herr der Ringe: Die Rückkehr des Königs“) sind auch die Nebenrollen erstklassig besetzt, was die Handlung in der bedrückenden Enge des U-Boots fast schon zu einem Kammerspiel werden lässt. Tony Scott wäre allerdings nicht Tony Scott, hätte er nicht auch visuell alle Register gezogen. Somit gibt es enorm temporeiche Actionszenen, die dem beengten Drehort entgegenwirken. Tolle anzusehen und der Handlung stets förderlich.

Auch inhaltlich hat „Crimson Tide“ mehr zu bieten, als man auf den ersten Blick vermuten würde. Zwar wird nicht direkt Position bezogen, doch durch Denzel Washingtons Charakter klar gegen stumpfen Gehorsam Position bezogen. Man sollte sich somit nicht vom Militärgehabe blenden lassen, denn der Film regt – auch wenn er inhaltlich nicht perfekt ist – durchaus zum Nachdenken an und bietet mehr als plumpe Kriegsaction. Spannendes Unterwasserkino, das man sich als Genrefreund nicht entgehen lassen sollte: 8/10 Punkte.

7 Gedanken zu “Crimson Tide (1995)

  1. An Das Boot wird wohl nie ein U-Boot Film rankommen. Dieser hier und roter Oktober sind aber auch sehr gute Vertreter des Genres. Allerdings muss man natürlich auch bedenken, dass das Genre extrem einschränkt, durch die Enge des Raums und auch die Geschichten, die man in einem Stahlrohr erzählen kann. Deshalb ist es eigentlich generell erwähnenswert, wenn so ein Film unterhaltsam gestaltet ist.

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    • Stimmt, „Das Boot“ wird wohl auf immer und ewig den (Sub-)Genre-Tron innehaben. Völlig zurecht. Das erinnert mich daran, dass die Wiederholungssichtung dieses Meisterwerks auch länsgt überfällig ist. Nachdem ich inzwischen schon öfter in den Bavaria Filmstudios den Nachbau besucht habe, als den Film bzw. die Serie gesehen… 😉

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      • Würde da aber dann immer zur Serie tendieren. Ist auch die einzige Version, die ich hier habe. Schade nur, dass es scheinbar keine „komplette“ Version gibt, denn in der Serie fehlen ein paar Szenen, die dann wieder im Directors Cut vorkommen. Alles etwas komisch.

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      • Ich würde auch wieder zur Serie greifen, die ich im Moment noch auf DVD hier stehen habe. Überlege mir noch vor der Sichtung die Blu-ray zu holen, aber ich warte noch auf einen besseren Preis. Die 4 Stunden Film des Director’s Cuts halte ich ja eh nicht mehr am Stück durch… 😉

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