Jahr 2022… die überleben wollen – OT: Soylent Green (1973)

Zurzeit wird die gesamte Familie von einer fiesen Erkältung gequält – allein unser Zappelinchen hält sich noch wacker. Dafür sind Mama und Papa zu fast nichts mehr zu gebrauchen, weshalb wir den heutigen Tag auch mit anspruchsloser Unterhaltung ausklingen lassen wollten. Trotz dieses Vorsatzes ist die Wahl auf „Jahr 2022… die überleben wollen“ gefallen, der besser unter seinem Originaltitel „Soylent Green“ bekannt ist. Also doch Anspruch mit einem der großen Sci-Fi-Klassiker der 70er Jahre. Puh, fast schon anstrengend…

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Mit „Soylent Green“ verbinde ich seelige Erinnerungen an durchwachte Fernsehnächte während meiner Zivildienstzeit. Zusammen mit „Logan’s Run“, „THX 1138“ und „Rollerball“ gehört er für mich zu den großen dystpopischen Sci-Fi-Klassikern dieser Zeit. Hinzu kommt die große popkulturelle Komponente des titelgebenden Nahrungsersatzmittels, welches in unzähligen TV-Serien (z.B. „Die Simpsons“ oder „Futurama“) oder aktuellen Kinofilmen (z.B. „Cloud Atlas“) referenziert wird. Damit spielt „Jahr 2022… die überleben wollen“ auch in einer Liga mit einem anderen großen Charlton-Heston-Klassiker, nämlich „Planet der Affen“, dessen Pointe ebenfalls zu den meistzitierten Wendungen der Popkultur gehören dürfte.

Auch wenn Richard Fleischers Film nach über 40 Jahren nicht mehr allzu frisch aussieht, so hat er doch keinesfalls etwas von seiner Faszination eingebüßt. Die Dystopie wird greifbar und das Setting ist in der heutigen Zeit aktueller denn je: Die Kluft zwischen Arm und Reich wird hier so plakativ dargestellt wie nur selten. Die eingewobene Kriminalgeschichte ist spannend und führt zu einem Finale, das immer noch zu schockieren weiß. Auch emotional weiß „Soylent Green“ durch die ebenfalls oft zitierte zentrale Szene um Sol Roth (Edward G. Robinson in seiner letzten Rolle) mitzureißen. Überhaupt ist das ungleiche Duo Heston und Robinson großartig!

Wer auch nur ein wenig für das dystopische Sci-Fi-Kino der 60er bis 80er Jahre übrig hat, der hat „Jahr 2022… die überleben wollen“ bestimmt schon mehr als einmal gesehen. Wenn er euch bisher allerdings durch die Lappen gegangen ist, dann bitte anschauen – und die Chance ergreifen einen Genreklassiker neu für euch entdecken zu können: 8/10 Punkte.

38 Gedanken zu “Jahr 2022… die überleben wollen – OT: Soylent Green (1973)

    • Gehört für mich auch zu den ganz Großen. Habe ich bestimmt auch nicht zum letzten Mal gesehen. „Westworld“ fehlt in meiner Aufzählung natürlich und von „Colossus“ höre ich zum ersten Mal; sollte ich wohl mal Ausschau nach halten…

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      • „Colussus“ ist anscheinend gar nicht so einfach zu bekommen; werde aber einmal die Augen danach offen halten. Bis dahin möchten noch die Blu-rays von „Logan’s Run“ und „THX 1138“ gesichtet werden. Ich werde auf jeden Fall berichten!

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  1. Ich habe den Film auch vor kürzerer Zeit gesehen, fand ihn aber für das Alter noch wirklich packend und spannend erzählt. Natürlich sieht man den Film sein Alter an und das teilweise auch etwas am Geld gespart werden musste (bspw. das Ende, das ich von der Kulisse etwas enttäuschend fand). Dennoch auch nach noch so vielen Jahren klar zu empfehlen. 😉 Sehr passende Wertung und Kritik!

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    • Ich fand die industrielle Kulisse am Ende eigentlich recht passend und auch visuell beeindruckend. War ein schöner Kontrast zum restlichen Setting. Mich haben eher die Frauenrollen gestört, die völlig nebensächlich und auf ihre Funktion als Möbelstück reduziert waren; das würde heute auch nicht mehr so gemacht werden. In dieser Hinsicht ist der Film eben leider auch nur ein Relikt seiner Zeit…

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  2. Wegen der Schule (diese ständigen, unumgänglichen Spoiler im Englisch-Leistungskurs… =( ) kenne ich bis heute nur die Schlusspointe. Aber selbst die wird so intensiv rübergebracht, dass es sich eingebrannt hat.
    Deine Schwärmerei da oben macht defintiv Lust auf mehr!

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    • Ich glaube der Film funktioniert auch mit Kenntnis der Pointe recht gut, zumal es davor auch ein paar Andeutungen gibt, die man erst dadurch versteht. Insofern kann ich dir die Sichtung nur ans Herz legen, wenn du etwas für dieses Filmjahrzehnt übrig hast.

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  3. Den muss ich auch noch sehen! Wenn ich ihn nicht schon gesehen habe … ich weiß es ehrlich gesagt nicht genau. O_o klingt spleenig… ist auch so. Als in Clud Atlas ja förmlich gespoilert wird, was es mit Soylent Green auf sich hat, kam mir das total bekannt vor. Klassisches Déjà-Vu. Naja. Jetzt wirds wohl einfach Zeit den Film endlisch zu schauen XD

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    • Ja, „Cloud Atlas“ haut den Spoiler natürlich komplett raus; wenn man den Filmtitel zuvor schon einmal gehört hatte, dann weiß man seitdem auch Bescheid. Ist aber ähnlich wie mit dem Ende von „Planet der Affen“ – das gehört heute einfach in die Popkultur. Deinen Vorsatz den Film zu schauen kann ich insofern nur unterstützen… 😉

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  4. Im Gegensatz zum Planet der Affen finde ich Soylent Green aber auch z.B. genannten Logan’s Run oder Fahrenheit 451 ein wenig steif. Auch wenn ich sie mag, solche Filme kann ich tatsächlich nur noch auf einer Art Metaebene schauen. Schön, daß sich sowas bei dir noch immer aufzulösen scheint.

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    • Ha, stimmt! „Fahrenheit 451“ fehlt in der Reihe auch noch. Davon abgesehen wüsste ich jetzt keinen Film davon, den ich deutlich bevorzugen würde. „Planet der Affen“ fällt aufgrund seines Settings natürlich etwas raus, doch davon abgesehen mag ich „Logan’s Run“, „Soylent Green“ und auch „Rollerball“ beinahe ebenso gerne. „THX 1138“ wird ja gerne vergessen, doch spielt dieser für mich auch in der gleichen Liga. Ganz real – und ohne nur auf die Metaebene zu schielen… 😉

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      • Diese Phase der Science Fiction bis etwa Star Wars hat für mich generell meist etwas Sperriges. Dafür hat sie auch so Blüten wie etwa Zardoz hervorgebracht. Das ist alles so ein Für und Wider. Ich find im Gegensatz z.B. so knuffiges 50er Zeug irgendwie gemütlicher und lasse mich da eher hinreißen. Keine Ahnung, warum dann Planet der Affen so zündet (einer meiner absoluten Faves). Vermutlich wegen der Affen. 😀

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      • „Zardoz“ habe ich noch nicht gesehen, allerdings fällt er bei den o.g. Dystopien ja auch ein wenig raus. Mit 50er Jahre Sci-Fi habe ich mich bisher noch nicht so richtig beschäftigt, da kenne ich z.B. nur „Forbidden Planet“; steht für irgendwann aber auch auf dem Plan.

        „Plan 9 from Outer Space“ ist dann wohl noch einmal ein ganz eigenes Genre… 😉

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      • Zardoz fällt da gar nicht so sehr raus. Gut, er ist etwas psychedelischer und sexualisierter, aber die kritische Haltung als solche ist schon sehr stark da. Plan 9 ist auf jeden Fall viel besser als sein Ruf. Das ist wieder mal so typisch, wie sowas aus Ahnungslosigkeit kolportiert wird und dann zu einer Art Gesetz wird, das man zunächst glaubt, ich ja auch. Dabei hat Ed Wood eben mit seinen Mitteln einen respektablen Film gemacht und die Mittel waren eben knapp. Da gibt es viel viel schlimmeres aus der Zeit. Ich muß wohl doch mal wieder ein paar dieser Filme rauskramen. Hab (wie bei mir typisch) mal ein Jahr intensiv recherchiert und mein Archiv um einen ganzen Batzen erweitert, den ich bis heut noch nicht durch habe.^^

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      • Oha, da habe ich mit meiner flüchtigen Bemerkung aber ins Schwarze getroffen… 😀

        Du hast schon Recht: Man sollte nicht über den Film urteilen, bevor man ihn gesehen hat. Dem Film eilt eben sein Ruf voraus; irgendwann werde ich ihn bestimmt sichten – und danach noch einmal „Ed Wood“, in dem der Regisseur auch wunderbar sympathisch rüberkam. Kann natürlich eine exzessive Recherche nicht ersetzen, aber es ist ein Anfang! 😉

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      • Wir können ja auch in dem Sinne nichts dafür, wenn uns so ein Bär aufgebunden wird. Glaub auf Arte lief Plan 9 auch in der Trash Reihe, die aber ja wiederum eh mehr so ein Mitternachtskino darstellt, die sich im Drang des Intellekts distanziert.

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      • Ich kenne „Plan 9 from Outer Space“ bisher nur aus Tim Burtons grandiosem „Ed Wood“ – bisher habe ich mich noch nicht an den schlechtesten Film aller Zeiten gewagt… 😉

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  5. Passt irgendwie hierher…
    Hab gerade den Pilot von „The Leftovers“ geschaut. diese neue Mysteryserie von HBO scheint was zu werden… blick zwar in dem Pilot noch nicht so durch aber die Serie stammt vom Erfinder von „Lost“ 😉

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    • Ja, davon habe ich auch schon gehört. Soll, typisch für HBO, sehr ruhig inszeniert sein und, typisch für Lindelof, viele Mysterien aufwerfen. Werde ich bestimmt auch irgendwann schauen. Gerade sitze ich aber noch an einer Besprechung zu einer anderen HBO-Serie… 😉

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