Elysium (2013)

In den letzten Jahren konnten sich Sci-Fi-Freunde über eine wahre Welle an Genrefilmen freuen. Zu diesen gehört auch „Elysium“ von Regisseur Neill Blomkamp, der bereits 2009 mit „District 9“ einen beeindruckenden Genrebeitrag abgeliefert hatte. Nachdem die Verfilmung des Videospiels „Halo“ unter seiner Regie nicht zustande kam, waren die Erwartungen für das Nachfolgeprojekt immens hoch. Kann das Ergebnis mit dem außergewöhnlichen Kinodebüt mithalten?

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Die Prämisse gefällt mir trotz der wenig subtilen Umsetzung nach wie vor: Die Erde ist drastisch überbevölkert, die Kluft zwischen Arm und Reich ist nicht nur soziopolitisch unüberbrückbar – die Reichen haben sich folglich auf eine im Orbit der Erde schwebenden Luxus-Raumstation zurückgezogen; die Armen dagegen hausen in postapokalyptisch angehauchten Slums in einer Art Polizeistaat. Alleine das Setting lässt Erinnerungen an die sozialkritischen Sci-Fi-Klassiker der 70er Jahre wach werden: „Soylent Green“, „Logan’s Run“ oder „Rollerball“ – die Filme waren inhaltlich relevant und dennoch unterhaltsam. Auch der 2011er „In Time“ hatte sich an einem ähnlichen Ansatz versucht, konnte die Kritiker jedoch nicht überzeugen. Mir hatte er dagegen ziemlich gut gefallen.

Auch „Elysium“ zeigt ein erschreckendes Zukunftsszenario, das größtenteils leider zum reinen Setting für brachiale Action verkommt. Man sieht wenig von den beiden Welten und die Eindrücke bleiben blass. Die Handlung rund um Max (Matt Damon), der nach einer tödlichen Strahlendosis die Heilung auf Elysium sucht, hätte durchaus Potential gehabt eine größere Geschichte zu erzählen, doch der Fokus auf die Konfrontation mit einem Söldnertrupp, die den Großteil des Films einnimmt, hat außer Krawall nur wenig zu bieten. Wirklich schade, denn die formalen Aspekte sind wirklich famos. Gerne hätte ich noch mehr vom Leben auf Elysium und der Erde erfahren.

Immerhin inszeniert Blomkamp die Action wunderbar roh und direkt; der Gewaltlevel ist hoch, was zum verzweifelten Setting passt. Dennoch ist die nicht enden wollende Verfolgungsjagd irgendwann ermüdend und selbst Sharlto Copley (bekannt aus „District 9“) als psychopathischer Söldner kann die fehlende Handlungstiefe nicht mit reinem Unterhaltungswert aufwiegen. Auch wenn man die Charaktere nicht so gut kennenlernt, wie ich mir das gewünscht hätte, so fand ich das vorhersehbare Ende doch ziemlich bewegend. Ich bin mit sowas aber auch immer leicht zu kriegen.

Letztendlich bleibt „Elysium“ ein imposanter Actionstreifen mit interessantem Setting und dem Gefühl nicht genutzter Chancen. Wie auch Genrekollege „Oblivion“ aus dem gleichen Jahr, kann der Inhalt mit der formalen Umsetzung leider nicht mithalten. Für Genrefans dennoch absolut sehenswert. Neill Blomkamp kann aber mehr, da bin ich mir ganz sicher: 7/10 Punkte.

19 Gedanken zu “Elysium (2013)

  1. Hätte ich dieselbe Wertung gegeben. Große Erwartungen im Vorfeld, die am Ende nicht eingelöst werden konnten. Vor allem die Kamera (shaky cam) hat mich richtiggehend genervt, obwohl ich da normalerweise wirklich nicht empfindlich bin. Der finale Kampf gegen Copleys Figur war in der Hinsicht leider die Krönung.
    Das Ende hat mich emotional übrigens auch gekriegt, da sind wir wohl beide ähnlich gestrickt.

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    • Die Shaky Cam fand ich zu Beginn auch nervig, dann habe ich mich wohl dran gewöhnt. Bin da aber auch nur manchmal empfindlich (ganz schlimm fand ich sie z.B. im Mittelaltersetting bei „Black Death“). Der Kampf gegen den Antagonisten war bestimmt unterhaltsam, aber eben viel zu lang gezogen. Das hätte nur ein Nebenschauplatz sein dürfen. Aber so ist das eben. Ich hoffe mal beim nächsten Film kann Blomkamp wieder etwas mehr eigene Ideen einbringen.

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  2. Musste gerade überlegen wie ich den Film damals fand. Habe den nur noch unter „uninteressant“ abgespeichert.
    Die Wackelkamera fand ich wirklich furchtbar und die Story sprang mir zu sehr. Blomkamp schneidet so viele (interessante) Themen an, verheddert sich dann aber zu sehr in altbewährten Strickmustern. Hatte mir wohl einfach mehr erhofft.

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    • Die Wackelkamera hat mich in diesem Fall nicht allzu sehr gestört, da sie das sehr bodenständige und rohe Setting unterstützt hat. Eine weichere Kameraführung wäre natürlich dennoch schöner gewesen.

      Mit den vielen verschiedenen Themen, die angeschnitten aber nicht zu Ende geführt werden, hast du vollkommen Recht. Das ist auch mein größter Kritikpunkt. Insgesamt fand ich den Film aber dennoch unterhaltsam und sehenswert.

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  3. Auch “Elysium” zeigt ein erschreckendes Zukunftsszenario, das größtenteils leider zum reinen Setting für brachiale Action verkommt. Man sieht wenig von den beiden Welten und die Eindrücke bleiben blass.

    Das bringt es letztlich auf den Punkt. Etwas mehr „District 9“-Tiefe bzw. Sozialkritik wäre her nötig gewesen, so ist es halt ein generisches Actionfilmchen geworden. Gab von mir damals eine 5.5/10, weil es für mich eben nicht mehr als Durchschnitt ist.

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    • Ja, die lieben Punkte. Es gabe Momente da hätte ich am liebsten 8 Punkte vergeben, aber eben auch etliche da wären nicht mehr als 5 Punkte dring gewesen. Die 7 Punkte sind somit ein positiver Kompromiss, der auch mit einbezieht, dass ich das Produktionsdesign wirklich toll fand. Schon alleine die diversen Schnittstellen und Lüfter an den Exoskeletten. Toll! Aber stimmt schon, „District 9“ war da deutlich progressiver und mutiger.

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  4. Was mich an „Elysium“ geärgert hat, war (gerade auch durch Trailer und Werbung) das aufgerissene Fass der Gesellschaftskritik. Klar, kann man ohne weiteres die aktuelle Flüchtlingspolitik in dem Film wiedererkennen, aber letztlich wirkte mich auf das sehr blenderisch, da der Film ab dem ersten Drittel eigentlich ein durch und durch klassischer SciFi-Actionfilm ist. Da hätte man lieber den Film komplett als solchen anlegen können und erst gar nicht so tun sollen, als hätte man jetzt hier großen Inhalt am Start.
    Lässt man das beiseite, fand ich „Elysium“ aber einen durchaus anschaubaren Film. Mit 7 von 10 kommt er ja auch ganz gut weg.

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    • Ich glaube da sind sich so ziemlich alle Filmfreunde einig, die Blomkamps Schaffen nach dem famosen „District 9“ beobachtet hatten: „Elysium“ ist in seiner Gesellschaftskritik äußerst plakativ und zahm. Mir hätte es auch besser gefallen, wenn der Fokus stärker auf den gesellschaftlichen Problemen gewesen wäre. Dennoch war die Action nett anzusehen und die Prämisse hat ja dennoch gut funktioniert – wenn auch nur als Setting. Nicht der Überflieger, aber ein netter Genrefilm.

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  5. Ich bin ja schon kein großer Freund von DISTRICT 9, der bis auf seine erste halbe Stunde eigentlich auch nichts mehr zu erzählen hatte. Bloemkamp erschafft zwar immer recht interessante Settings und hat sozialkritische und hochbrisante Ansätze, aber es ärgert mich dann bei ihm umso mehr, wenn er die Ansätze an die Wand fährt. ELYSIUM verkommt zu einem Videospiel, dem man nur zugucken kann. Die Gewalt ist vollkommen übertrieben und in den meisten Fällen einfach ekelerregend – vor allem aber auch unnötig prominent ins Bild gerückt.

    Die Geschichte um Max jedenfalls hat mich wahnsinnig gestört, WEIL sie so aufgebauscht wurde. Aus der kleinen Geschichte wurde dann wieder einmal die Krankheit der meisten Blockbuster unserer Zeit, dass die gesamte Entwicklung der Welt auf den Schultern des Protagonisten liegt, wobei der eigentliche Funke der Handlung etwas ganz anderes versprochen hatte.

    ELYSIUM war für mich eine der ganz großen Enttäuschungen im letzten Kinojahr. Wenn das Sci-Fi-Genre sich in diese Richtung entwickelt, haben wir nichts großes mehr zu erwarten…

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    • Interessant eine gänzlich bzw. größtenteils negative Meinung zu lesen, danke dafür! Was „District 9“ angeht, so ist der Film bestimmt Geschmackssache und beinahe noch fragmentarischer als „Elysium“. Dennoch zieht Blomkamp, meiner Meinung nach, die sozialkritischen Komponente konsequent durch, wenngleich er wild durch die Genres springt und dem Zuschauer einfach keine Sicherheit gibt, was er als nächstes zu erwarten hat. Das fand ich ziemlich grandios. „Elysium“ ist in dieser Hinsicht leider viel konventioneller und ruht sich auf seiner Grundidee und der Action aus, ohne sich etwas zu trauen. Die dargestellte Härte empfand ich dagegen durchaus passend und dem Setting entsprechend.

      Max als Weltenretter war für mich auch in Ordnung, da die Handlung von Anfang an darauf angelegt war. Ich verstehe aber was du meinst und mag diese Entwicklung in vielen Geschichten dieser Art auch nicht sonderlich.

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    • Da sind wir gar nicht so weit auseinander was die Wertung angeht. Mit dem Plot hatte ich auch so meine Probleme, doch konnten mich die formalen Aspekte und die nette Prämisse durchaus überzeugen. Insgesamt kein Überflieger, aber unterhaltsam fand ich ihn dennoch.

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  7. Ich bin da fast komplett Jans Meinung. „Elysium“ war eine herbe Enttäuschung. Reines brachiales Actionkino und zwei so wunderbare Schauspieler wie Matt Damon und Jodie Foster (insbesondere sie!) werden hier so unglaublich verheizt. Dabei hätte man aus der Backgroundstory so viel machen können.

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    • Wie gesagt sehe ich es nicht so negativ. Matt Damon fand ich in seiner Rolle sogar richtig gut und überzeugend. Jodie Foster dagegen hat irgendwie gespielt wie auf Drogen. Naja. Wie fandest du denn „District 9“ im Vergleich?

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      • Da gefiel mir der Ansatz der hilflosen gestrandeten Außerirdischen (die natürlich eine Metapher auf die südafrikanischen sozialen und ethnischen Konflikte sein sollte). Meist ist es ja so, dass uns die Aliens in ‚böser‘ Absicht heimsuchen, hier geht man den umgekehrten Weg und der Mensch entpuppt sich als das eigentlich böse Alien. Aber auch hier wird später doch relativ viel Wert auf die Action gelegt, wenn ich mich recht erinnere (und ich erinnere mich nicht mehr so wirklich an den Film, was auch nie ein so gutes Zeichen ist ;)).

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      • Ich mag den Kommentar zu aktuellen soziopolitischen Themen, die Blomkamp in seine Filme integriert. „District 9“ hatte auch einen gewissen Action-Schwerpunkt, doch stand hier der sozialkritische Aspekt meiner Meinung nach deutlich stärker im Fokus. Auch bei „Elysium“ mochte ich den Kommentar zur Spaltung zwischen Arm und Reich, doch war dieser weit weniger stark ausgeprägt als beim Vorgänger. Nett fand ich den Film dennoch und „District 9“ aufgrund seiner Ungezähmtheit sogar richtig gut.

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