Godzilla (2014)

Aktualisierung: Ich habe „Godzilla“ am 24. April 2021 zum zweiten Mal gesehen und eine Besprechung der Wiederholungssichtung veröffentlicht.

Der Mai ist noch nicht einmal vorbei – und schon habe ich es zum ersten Mal in diesem Jahr ins Kino geschafft. Unglaublich! Mit der Neuinterpretation von „Godzilla“ fiel die Wahl auf einen Film, für den sich Kino auch richtig lohnt. Mit Dolby Atmos und 3D wurde folglich auch genug Schnick-Schnack geboten, um den Preis von 12 Euro(!) zu, ähm, rechtfertigen. Die Kritiken, die ich im Vorfeld überfolgen hatten, ließen entweder den Film des Jahrhunderts oder die größte Gurke aller Zeite erwarten – die Wahrheit liegt, wie so oft, irgendwo dazwischen… Spoiler sind zu erwarten.

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Auch wenn ich zu Godzilla als Filmmonster keine besonders tiefe Beziehung habe, so erinnere ich mich doch noch gut an regnerische Sonntagnachmittage, an denen ich mich von den japanischen Originalfilmen habe berieseln lassen. An die Handlung der Filme kann ich mich nicht mehr erinnern, doch hatte ich Spaß an den Monstern und Effekten – zumindest bis ich 1993 „Jurassic Park“ im Kino sah. Auch mit Godzilla sollte ich 5 Jahre später noch eine Begegnung auf der großen Leinwand haben: Nachdem mich Roland Emmerichs „Independence Day“ 1996 in einen Actionrausch versetzte, ließ ich es mir natürlich nicht nehmen 1998 auch seine stark amerikanisierte Interpretation von „Godzilla“ zu sehen. Auch wenn der Film viel Kritik einstecken musste, so hatte ich doch Spaß mit der großen, albernen Monsterhatz. Gut 16 Jahre später wählt Gareth Edwards einen gänzlich anderen Ansatz, der das Düsterkino moderner Blockbuster, wie z.B. „The Dark Knight“, mit dem Setting und den Themen der klassischen „Godzilla“-Filme kombiniert.

Man merkt dem Film an, dass Edwards seine Vorbilder genau studiert hat. Der eröffnende Helikopterflug erinnert unweigerlich an Steven Spielbergs „Jurassic Park“ und lässt in Gedanken John Williams eingängigen Score erklingen. Welch Freude! Auch die Ankuft der Wissenschaftler an der Ausgrabungsstätte weckt diese Assoziation – herrlich altmodisch erzählt und auf Ereignisse anspielend, die ihren Schatten vorauswerfen. Auch der familienlastige Teil der Geschichte weiß anfangs zu gefallen: Bryan Cranston (Walter White, „Breaking Bad“) als Nuklearwissenschaftler, der seine Frau bei einem Unfall verliert und daraufhin manisch nach den Gründen für das Unglück sucht. Da hätte man wirklich etwas draus machen können. Leider lässt man mit ihm einen der wenigen interessanten Charaktere des Films viel zu früh (und ohne Grund oder emotionale Wirkung) sterben und verlagert den Fokus vollkommen auf seinen Sohn; dargestellt von Aaron Taylor-Johnson (Kick-Ass, „Kick-Ass“), der mit leerem Blick unter seinen Muskelbergen leider immer ein wenig dümmlich wirkt. Da ich leider nur die synchronisierte Fassung gesehen habe, mag ich aber auch nicht zu harrsch mit der Schauspielleistung ins Gericht gehen. Toll war es jedoch nicht.

Nach dem schönen Prolog ist der restliche Handlungsaufbau leider ein wenig schleppend. Auch der zweite große Handlungsstrang, der die Wissenschaftler um Ken Watanabe (in seiner Rolle leider völlig verschenkt) verfolgt, bleibt seltsam ereignislos, erinnert dabei aber stark an die Originalfilme um die Riesenechse. Ich hätte gerne mehr abenteuerliche und unterhaltsame Set Pieces gesehen, die der Film durchaus zu bieten hat (z.B. die Szenen auf der Eisenbahnbrücke), welche jedoch hinter etlichen bemüht wirkenden Dialogszenen hintenanstehen. Und jetzt komm mir keiner mit „Der weiße Hai“, „Jurassic Park“ oder ähnlichen Vergleichen, denn Spielberg spielte damals in einer ganz anderen Liga. Wenn es allerdings zur Sache geht, dann zieht Edwards wirklich alle Register und schafft unglaublich atmosphärische Bilder, die großartig komponiert sind. Die Action bleibt stets überschaubar und die Monster sind beeindruckend in Szene gesetzt. Ein audiovisueller Hochgenuss.

Insgesamt ist die 2014er Neuauflage von „Godzilla“ somit ein inhaltlich relativ flacher Actionfilm, der gerne mehr sein würde als er eigentlich ist. Wenn man über das schwache Drehbuch hinwegsehen kann und auch nicht mehr Anspruch erwartet, als bei den alten „Godzilla“-Filmen, dann sollte man sich zurücklehnen und ein mit ca. 2 Stunden Laufzeit etwas zu lang geratenes Bombastkinoerlebnis genießen. Auch wenn mir Guillermo del Toros vergleichbarer Kaiju-Klopper „Pacific Rim“ noch einmal deutlich besser gefallen hat, so haben sich mir manche Bilder des gestrigen Kinobesuchs doch eingebrannt. Kein Überflieger, aber für Monsterfreunde wirklich gute Unterhaltung: 7/10 Punkte.

34 Gedanken zu “Godzilla (2014)

  1. Habe überlegt, ob ich mir den ansehen soll. Aber die Sache mit der Screentime von Bryan Cranston und der Fokuswechsel auf Taylor-Johnson haben mich dann doch abgeschreckt. Als ich davon erfahren habe, landete Godzilla bei mir auf dem „Hol-ich-irgendwann-mal-auf-Blu-ray“ nach. Mal ehrlich: wie kann man Walter White zu wenig Zeit auf der Leinwand geben? Guter Schauspieler + gute Monster-Effekte = müheloses win win!

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    • Ja, ist leider so: Die Autoren bzw. verantwortlichen Produzenten haben da leider nicht wirklich die geschicktesten Entscheidungen getroffen was Drehbuch bzw. Charaktere angeht. Kino war aber durchaus ein Erlebnis, zumindest was die Monsterszenen angeht. Gareth Edwards kann was, das steht fest. Hast du eigentlich seinen „Monsters“ gesehen? Der ist bei mir auf der Liste auf jeden Fall höher gerückt…

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    • Wenn sich eine Art von Film im Kino lohnt, dann wohl dieser hier. Besonders als „Godzilla“-Fan, der früher jeden Film im Kino gesehen hat, solltest du ihn dir wohl nicht entgehen lassen.

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      • Schon richtig aber da fehlt mir derzeit die Zeit für. Hatte jetzt nur 4-Uhr-Schichten, da kann ich nicht erst um 23 Uhr oder so aus dem Kino kommen 😉 Oder eben Spätschicht.
        Wahrscheinlich wird es doch eher ein DVD-Erlebnis 😉

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      • Dass Kino hinter Arbeit und Famlienleben zurücksteht, kann ich sehr gut verstehen. Wenn deine Schicht allerdings schon um 4 Uhr beginnt, kannst du ja schon um 13 Uhr im Kino sitzen! 😀

        Ist dann bestimmt nicht so viel los… 😉

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    • Hab den Film nicht gesehen, hab im Text jetzt aber auch keine überaus wichtigen Spoiler gelesen… von daher 😉

      Was den Film angeht, im Kino werd ich ihn mir nicht anschauen, eher wie Wortmann „Irgendwann mal auf BluRay“.
      Kollege Eay hat mich auch ziemlich abgeschreckt mit seiner 2 von 5 Punkten-Wertung.

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      • Mh … also wer stirbt hätte ich jetzt nicht wissen wollen :-/ aber nun habe ich es gelesen und es ist gegessen. Hatte so oder so nicht vor den im Kino zu schauen. Halt es da wie du und werde den wohl auf DVD schauen.

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      • Es kommt halt darauf an, was man von dem Film erwartet. Will man jetzt wirklich – wie so oft angekündigt – großes Charakterkino sehen, dann ist man in „Godzilla“ falsch. Er versucht zwar mehr zu sein, als er ist, doch letztendlich funktioniert er nur in seinen Monsterszenen wirklich gut. Diese lohnen sich aber auf jeden Fall – besonders im Kino!

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    • Nun hast du den Artikel ja doch gelesen, doch glaube ich, dass dir der Spoiler eher in die Hände spielt, was den Filmgenuss angeht. Ich war enorm enttäuscht, das Bryan Cranstons Figur nach einer halben Stunde aus dem Film war. Ich dachte das können die doch nicht machen! Hätte ich es im Vorfeld gewusst, hätte ich mich eher darauf einstellen können. Insofern wirst du nun, meiner Meinung nach, nicht weniger Spaß an dem Film haben.

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    • Wieso ist das Verschwendung? Mir hat der Film doch gut gefallen und auf dem TV wirkt er bestimmt nicht halb so imposant. Es mag zurzeit durchaus bessere Filme geben, doch für das Kinoerlebnis war dieser schon ziemlich perfekt.

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  3. Da ich nun wirklich KEIN Monsterfreund bin und mit den Film gezwungenermaßen angeguckt habe, fällt meine Wertung noch etwas schlechter aus. Auch wenn Godzilla schon eine ordentliche Bildgewalt hat und in 3D wirklich mächtig anzusehen war, so konnte mich alles andere so gar nicht überzeugen. Die Charaktere waren stinklangweilig, die Musik und Kameraführung auf dauer recht anstengend, die Story gibt so gut wie gar nichts her und mit fortlaufender Zeit habe ich nur noch gewartet bis es vorbei ist. Naja vielleicht ist das aber auch nur die Sicht einer Frau ;p

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    • Was schaust du dir auch einen Film mit dem Titel „Godzilla“ an, wenn du kein Monsterfreund bist? Das ist ja, als würde man sich „Star Wars“ anschauen und keine Weltraumaction oder Lichtschwertkämpfe mögen… 😉

      Kamera und Inszenierung haben mir übrigens recht gut gefallen, mit den Charakteren hast du allerdings Recht. Dennoch fand ich den Film, wie du ja schon gelesen hast, ziemlich unterhaltsam und werde mir wohl auch den zweiten Teil anschauen.

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      • Ja was tut man nicht alles für die Liebsten 😉
        Und von dem ganzen Ding soll es auch noch einen zweiten Teil geben 😮 ich denke den werde ich mir dann nicht antun

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      • Natürlich wird es einen zweiten Teil geben. War ja sehr erfolgreich und außerdem ist „Godzilla“ ja eine unendliche Geschichte, insofern ist das wenig verwunderlich… 😉

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  5. Sodele, ich hab ihn gesehen 😀
    Man merkt Gareth Edwards tatsächlich an, dass er das japanische Vorbild studiert hat. Das war im Grunde ein klassischer japanischer Godzilla – Film. Menschen versuchen dabei zu sein, den eigentlichern Großfight machen die Monster. Ich fühlte mich total an die alten Filme erinnert. Vor allen Dingen… Gojira kann wieder seine Flammen spucken. Herrlich…

    Persönlich sage ich jetzt mal: Edwards hat die Toho – Tradition im neuen Gewand wiederbelebt. Also von mir aus darf er gerne weitere Godzillafilme machen 😀
    Die Schauspielleistung der „Menschen“ interessierte noch nie bei den Godzillafilmen 😉

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    • Ah, sehr schön! Freut mich dass er dir so gut gefallen hat. Hätte ich auch irgendwie so eingeschätzt, besonders da du ja großer Fan der alten Teile bist. Nun kannst du dich ja freuen, dass Edwards mindestens noch einen „Godzilla“-Film inszenieren darf. War ja auch sehr erfolgreich. Die Flammen-Szene fand ich übrigens auch toll! 😀

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      • Von mir aus darf er auch mehr machen 😉 Ich denke, dieses Mal waren auch die Bosse bei Toho sehr zufrieden. Das waren sie bei Emmerich ja nicht. Deswegen holten sie ja 1999 den Godzilla (Godzilla 2000: Millenium) wieder aus der Versenkung und es entstanden noch fünf weitere Filme. Alle mit CGI-Godzilla. Kein Mann mehr im Gummikostüm.

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      • Irgendwann hat ja auch der Original-Godzilla den Emmerich-Godzilla zerlegt. Also in einem der japanischen Filme. Ich muss ja gestehen, dass ich Emmerichs Version auch recht amüsant fand, aber ich bin ja auch kein Fan der Originalreihe…

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