Eine Frage der Ehre – OT: A Few Good Men (1992)

Nachdem mein Tag heute, wie so viele zuvor, bereits um 5 Uhr begonnen hatte, sah es für einen Filmabend schlecht aus. Doch welcher Filmfreund lässt sich schon von Müdigkeit einschüchtern? Also vor das Filmregal gestellt und mutig den 138-minütigen „Eine Frage der Ehre“ gezückt, da ich diese Bildungslücke ohnehin schon viel zu lange mit mir herumtrage – und außerdem ist bei einem Drehbuch von Aaron Sorkin natürlich nicht an Schlaf zu denken…

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Um es kurz zu machen: Ich bin nicht eingeschlafen. Auch wenn das weiche Sofa teils sehr verlockend war, so hat mich der Film wach gehalten. Völlig ohne Widerstand. Am Ende konnte ich kaum glauben, dass der Film bereits vorbei sein soll. Den Klassikerstatus hat sich „A Few Good Men“ auf jeden Fall verdient. Aaron Sorkins (u.a. „The West Wing“ und „The Social Network“) Drehbuch ist abermals famos, was speziell in den mitreißenden Gerichtsszenen zum Tragen kommt. Besonders Jack Nicholsons finaler Monolog ist ein wahrer Ohrenschmaus und nicht umsonst in die Kinogeschichte eingegangen: ‚You can’t handle the truth!‘

Rob Reiner hat den Film herrlich unaufgeregt inszeniert, ohne dabei in zu statische Bilder zu verfallen, wie man es bei einer Bühnenadaption eventuell befürchten könnte. Dennoch lebt der Film vor allem von seinen starken Schauspielern: Der 1992er Tom Cruise ist wie geschaffen für die Rolle des hitzköpfigen Navy-Anwalts Daniel Kaffee, an dessen Seite auch Demi Moore eine wahrlich gute Figur macht – zumal hier auf eine klischeehafte Liebesgeschichte verzichtet wird. Die besten Auftritte durfte jedoch Jack Nicholson für sich verbuchen, der Colonel Jessup – für ihn untypisch – wunderbar zurückhaltend und kontrolliert agieren lässt, zumindest bis zum großen Finale. In den Nebenrollen geben zudem Kiefer Sutherland, Kevin Bacon usw. ihr Stelldichein.

Auch wenn die Handlung des Films nicht mit großen Überraschungen aufwarten kann, so bleibt „Eine Frage der Ehre“ stets spannend und vor allem unterhaltsam. Besonders macht es Spaß zu sehen, wie es Lieutenant Kaffee letztendlich gelingt sein Ziel zu erreichen. Rob Reiners Film ist somit alles andere als ein trockenes Anwaltsdrama, sondern bestes 90er Jahre Kino, das jeder Filmfreund zumindest einmal gesehen haben sollte: 9/10 Punkte.

12 Gedanken zu “Eine Frage der Ehre – OT: A Few Good Men (1992)

    • Stimmt, die Gerichtsszenen sind das Kernstück des Films, doch ich fand auch die Ermittlungen klasse. Besonders natürlich in der Militärbasis. Und die Tom Cruise-Sunnyboy-Attitüde war eben der Zeit geschuldet, hat für mich aber einen Teil des Charmes ausgemacht.

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  2. Super Film, wirkte für mich mit zunehmendem Sehen aber immer wie ein Versuch Amerikas sich dem Blinden-Befehls-Fanatismus oberflächlich und alibihaft selbstkritisch zu nähern.

    An alle, die die finale Gerichtsszene lieben (und wer tut das nicht:D): How I Met Your Mother hat die Szene herrlich aufgegriffen. Staffel 4, Folge 17. Einfach mal reingucken 🙂

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    • Die Auseinandersetzung mit der Befehlsstruktur und dem Sinn bzw. Unsinn von blindem Gehorsam ist natürlich einer der zentralen Punkte. In Kombination mit Strahlemann Cruise lässt das natürlich eine gewisse Ernsthaftigkeit vermissen, aber gerade deshalb fand ich ihn so gelungen. Unterhaltsam und mit Inhalt. Toll.

      Ja, die HIMYM-Episode kenne ich auch. Wurde ja schon oft parodiert diese Szene…

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      • Ja alles was der Tommy an Ernsthaftigkeit vermissen lässt, bringt Jack Nicholson ja wieder zurück. Und gerade weil da ja alles rhetorisch so grandios ist, kann man die Dekonstruktion auch mal ruhen lassen und sich ruhig auch mal damit begnügen, unkritisch aufzusaugen.

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      • Gerade was aus heutiger Sicht ein wenig cheesy wirkt, finde ich so sympathisch. Heute muss es immer total zynisch sein und der Held gebrochen. In den 90ern war auch ein simpler Vater-/Sohnkonflikt ausreichend. Ist natürlich Geschmackssache, doch genau so stelle ich mir gute Unterhaltung vor.

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