In the Line of Fire: Die zweite Chance (1993)

Nach einem anstrengenden Tag, habe ich mich heute einmal mehr nach einfacher Unterhaltung gesehnt. Auch wenn es schon recht spät war, wagten wir uns tatsächlich an einen Film: Wolfgang Petersens „In the Line of Fire“ war mir noch von etlichen TV-Ausstrahlungen in guter Erinnerng und somit freute ich mich auf einen Abend voll klassischer 90er Jahre Unterhaltung…

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Zunächst einmal war ich erstaunt, wie gut ich mich noch an die Handlung erinnern konnte. Dabei ist die letzte Sichtung bestimmt schon 10 Jahre her. Erschrocken hat mich dagegen, wie altmodisch der Film teils wirkt. Besonders die Szenen, in denen Computer verwendet werden, wirken wie aus einer anderen Welt – ähnlich ging es mir übrigens auch mit Petersens „Air Force One“ von 1997. Ansonsten habe ich mich aber an der klassischen Inszenierung und dem langsamen Erzähltempo erfreut, das den Figuren Zeit zum Atmen gibt und die Handlung bedächtig, aber beständig nach vorne treibt.

Nicht nur die Bilder wirken teils etwas altbacken, auch die Charaktere. So ist Clint Eastwoods Frank Horrigan tatsächlich ein Relikt längst vergangener Tage und die einzige bedeutende weibliche Figur – Rene Russos Agent Raines – letztendlich nur Staffage. Es kommt nie so klar heraus, ob Horrigans sexistische Bemerkungen augenzwinkernd gemeint sind, ob sie seine Altmodischkeit unterstreichen sollen, oder ob sie ernst gemeint sind – auf jeden Fall verfällt Raines Horrigan natürlich und am Ende kommen sie zusammen. Diese einfältige Beziehung ist wohl auch mein größter Kritikpunkt an dem Film.

Grandios fand ich dagegen einmal mehr John Malkovich als psychopathischen und wandlungsfähigen Killer. Er spielt selbst Eastwood in jeder Szene an die Wand. Absolut fantastisch und eine wahre Freude zum Anschauen. Die Handlung des Films ist wenig überraschend, doch stets spannend und wer auf Politsetting in Thrillerform steht, und dem 90er Jahre Actionkino nur ein wenig abgewinnen kann, der dürfte auch heute noch großen Spaß mit „In the Line of Fire“ haben: 7/10 Punkte.

9 Gedanken zu “In the Line of Fire: Die zweite Chance (1993)

  1. Ah, ein Schink… ähm, Klassiker. 😉 Hatte vor einiger Zeit mal einen Großteil der Eastwood-Filme nachgeholt, unter anderem auch den. Kann dir nur zustimmen, John Malkovich macht einen wirklich guten Job in dem Film.
    Ansonsten (für mich) eher einer der schwächeren Eastwoods, der zwar eigentlich einen soliden Spannungsbogen hat, aber mir insgesamt doch sehr stereotyp daherkam. Finde den einige Jahre später erschienen „Absolute Power“ wesentlich besser.

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    • „Absolute Power“ kenne ich noch gar nicht, klingt aber sehr interessant. Bin gar nicht so der große Eastwood-Fan, doch muss ich wohl noch etliche Filme nachholen, um mir ein abschließendes Urteil bilden zu können. Malkovich finde ich da z.B. um Klassen besser.

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      • Hmmm…gerade „Absolute Power“ würde ich in der schwächeren Ecke von Eastwood ansammeln. Ansonsten kann ich Ribbas Einwurf verstehen: Der Film kann gegen die neueren Filme Eastwoods nur wenig anstinken. Man muss aber auch bedenken, dass ITLOF aus der Ära der van Dammes, Schwarzeneggers und Stallones kommt und damals absolutes Qualitätskino war. Oh Mann, bin ich alt geworden 😦

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      • Ja, da fühle ich mich auch immer sehr alt… 😉

        Eastwood konnte mich bisher noch nie so richtig begeistern, doch meine filmischen Lücken sind hier auch klaffend. Sicher ein wichtiger Mann in Hollywood, doch den Drang mich bewusst mit ihm auseinanderzusetzen hatte ich bisher noch nicht.

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  2. Mir gehts genau umgekehrt. Ich habe den Film auch das letzte Mal vor geschätzten 10 Jahren gesehen und kann mich an gar nichts mehr erinnern, obwohl er mir damals richtig gut gefallen hat. Bei Filmen der Kategorie „richtig gut“ bleibt in der Regel ja eigentlich schon was hängen. Aber, nun ja, hier halt nicht! Eine Zweitsichtung steht bei mir demnächst auf jeden Fall auch mal wieder an. 🙂

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    • Mir hatte der Film damals auch besser gefallen. Heute bietet er nur noch gute Unterhaltung, was aber auch schon eine Menge ist. Ich mag diesen 90er Jahre Stil einfach, wenngleich er hier doch teils schon etwas angestaubt wirkt – leider auch inhaltlich. Bin auf jeden Fall auf deine Kritik gespannt, wenn du ihn nochmal gesichtet hast.

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    • Klar, sieht man das heute auch noch oft so und vielleicht bin ich etwas vernebelt, da ich zum größten Teil Serien konsumiere, in denen es doch starke Frauenfiguren gibt. Hier ist es mir halt besonders negativ aufgefallen, vielleicht weil ich den Film in dieser Hinsicht höher eingestuft hätte, als andere Macho-Streifen.

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