Hugo Cabret – OT: Hugo

Gestern Abend habe ich endlich Martin Scorseses großen Oscar-Film „Hugo Cabret“ gesehen. Der Film hatte mich bereits während seiner Kinoauswertung gelockt, doch habe ich es – wie so oft in letzter Zeit – einfach nicht ins Kino geschafft. Da die opulente Optik die große Leinwand und wache Sinnesorgane fordert, war ich gespannt wie der Film nach einer harten Arbeitswoche im kleinen Heimkino wirkt… Spoiler sind zu erwarten.

Im Vorfeld hatte ich bereits einiges über den Film gelesen: ungewöhnlich sei er für Scorsese, ein Bilderrausch und eine Liebeserklärung ans Kino. Ich wusste also ziemlich genau was ich zu erwarten hatte und bekam das in der ersten Filmhälfte auch zu sehen. Ein visuell beeindruckendes Abenteuer, das so gar nicht nach Scorsese aussah. Die Bilderwelten ließen mich eher an Jean-Pierre Jeunet (u.a. „Mathilde: Eine große Liebe“) denken, dessen überzeichneter und artifizieller Stil eine ganz eigene Handschrift erkennen lässt. Dennoch wirkt „Hugo Cabret“ nicht wie ein Jeunet-Film, da er nie dessen Grad an Skurrilität erreicht. Trotz aller Schauwerte bleibt die Handlung recht bodenständig und die Magie entspringt vor allem der kindlichen Wahrnehmung und den Bilderwelten des Kinos an sich.

So visuell imposant die erste Filmhälfte auch inszeniert ist, so wenig passiert inhaltlich. Man lernt Hugos Umgebung kennen und erfährt von seiner Vergangenheit. Davon abgesehen lässt sich die Handlung in zwei Sätzen zusammenfassen. Auch der emotionale Zugang zum Film ist aufgrund der bewusst inszenierten Künstlichkeit nicht einfach. Nur in bestimmten Momenten gelingt es den Charakteren zum Zuschauer durchzudringen. In der zweiten Filmhälfte jedoch eröffnet der Film eine ganz neue Welt…

Im Vorfeld hatte ich mich stets gefragt wo Scorsese denn in diesem Kinder- bzw. Jugendfilm die Liebeserklärung ans Kino untergebracht haben soll. Als aufgelöst wurde, dass es sich bei Hugos Antagonist um Georges Méliès handelt und man Ausschnitte aus dessen Lebensgeschichte in bunten Bilder vorgeführt bekommt, hat der Film in meinen Augen deutlich an Qualität und Bedeutung gewonnen. Was nun folgt ist tatsächlich eine Liebeserklärung ans Kino, die in eine ungewöhnliche Rahmenhandlung verpackt wurde.

Die Bewertung des Films fällt mir nun nicht leicht. Einerseits war es ein fantastisches audiovisuelles Erlebnis, das mich besonders mit den Rückblenden von Georges Méliè Leben sehr gut unterhalten hat. Andererseits haben mich Charaktere und Geschichte auch erstaunlich kalt gelassen, was aber auch an meiner doch recht müden Verfassung gelegen haben mag. Insofern entscheide ich mich für die bessere der beiden Wertungsstufen und kann jedem Kinofreund nur empfehlen sich selbst eine Meinung zu bilden: 8/10 Punkte.

15 Gedanken zu “Hugo Cabret – OT: Hugo

    • Ich werde bestimmt noch einmal reinschauen und kann das dann vermutlich besser beurteilen – wenngleich ich auch befürchte, dass ich die nächsten 3 Jahre keinen Film mehr wirklich ausgeschlafen sehen werde… 😉

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  1. Entferne augenblicklich die vielen Spoiler! Ich habe das Ding nämlich auch noch nicht gesehen und wollte es mir nach der Lektüre deines Beitrags reinschieben. 😦 – Jetzt muss eben „Ferris“ noch einmal dran glauben, und Splatti wird ihn bestimmt wieder verschlafen. 😀 Oder gönne ich mir den zufällig ergatterten Original-„Alfie“ mit dem einzigartigen Michael Caine? So viele Filme! So faul, wenn es um Entscheidungen geht… 🙂

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    • Dann schau doch erst den Film uns lies dann meinen Beitrag. Dieser sollte für die Vorbereitung der Sichtung wahrlich nicht nötig sein. So essentielle Dinge schreibe ich dann doch nicht… 😉

      Ferris ist aber auch stets eine gute Wahl und Michael Caine ist ebenso eine angemessene Alternative. So oder so bin ich gespannt was du zu dem Film schreibst, wenn du ihn denn einmal gesehen hast.

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      • Allerdings entschied sich Whoknows, der Meister, wenn es darum geht, sich nicht entscheiden zu können, für den Film, in dem Bob Fosse Dustin Hoffman über den Tripper meditieren lässt, den Eleanor Roosevelt an diverse Berühmtheiten weitergab. „Lenny“ (1974), ein Meisterwerk, das in Vergessenheit zu drohen gerät, wurde augenblicklich meiner langsam das Unendliche erreichenden Liste von Filmen hinzugefügt wurde, die mal besprochen werden müssen. 😉

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      • Der Film sagt mir überhaupt nichts, aber ich bin mir sicher, dass du mit deinem Filmwissen ein noch viel größeres Repertoire an lohnenswerten Filmen und entsprechend noch mehr Ablenkungen von diesen vorzuweisen hast.

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  2. Hast du es also auch endlich geschafft ihn dir anzusehen! Bei mir war damals auch der Kinobesuch fest eingeplant und fand dann doch nie statt – es ergeht dir also nicht alleine so!

    Und mit deiner Wertung kann ich prima leben, auch wenn ich deutlich euphorischer war. Aber gut, findet man keinen rechten Zugang zu den Figuren trübt das den Gesamteindruck natürlich. Alles in allem sind wir uns ja trotzdem einig, insbesondere was die große Stärke des Films angeht.

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    • Stimmt, du warst damals deutlich euphorischer, doch meine Kritikpunkte mögen auch von meiner Tagesform abhängen. Zurzeit sind die Arbeitstage ziemlich lang, die Nächte kurz und unsere Kleine geht recht spät ins Bett – und da ich meist nur Freitagabend zum Filme schauen komme, bin ich nicht mehr so fit, wie ich es mir wünschen würde. In ein paar Jahren vielleicht mal wieder… 😉

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  3. Pingback: Review: Hugo Cabret (Film)

  4. Kann dem Review so ziemlich komplett zustimmen… Das spart Zeit 😀
    Fun fact: Ich saß während des Films dran, und fragte mich andauernd, woher ich denn die Schauspielerin des Mädchens Isabelle kenne… Hatte Hitgirl wirklich nicht erkannnt, bis ich Ihren Namen im Abspann sah. 😀

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    • Ah! Nun aber und ich habe mich schon gefragt, wo ich sie denn gesehen habe. Also Hitgirl. Kein Wunder, da ich sie ohne das charakteristische Kostüm nicht erkannt habe. Hätte in „Hugo“ aber auch seltsam gewirkt… 😉

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    • Ich hätte mir bei der Sichtung auch öfter einen 3D-Fernseher gewünscht, da man doch oft merkt, dass die Kamerafahrten usw. stark darauf ausgelegt waren. Dennoch kann der Film auch in 2D überzeugen. Visuell eine Wucht!

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  6. Pingback: Hugo Cabret (2011) | Film-Blogosphäre

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