Unknown Identity – OT: Unknown (2011)

Freitagabend. Filmzeit. Der Ausklang einer durchaus fordernden Arbeitswoche. Was kann es Schöneres geben? Natürlich muss auch der Film mitspielen. Dieses Mal gab es Jaume Collet-Serras „Unkown Identity“ zu sehen und die Wahl des Films stellte sich glücklicherweise als gelungen heraus. Einem unterhaltsamen Einstieg ins Wochenende sollte somit nichts im Wege stehen… Spoiler sind zu erwarten.

Nach Sichtung des Trailers erwartete ich mir eine Art „96 Hours“ in Berlin. Liam Neeson sehe ich ohnehin gerne und seine aktuelle Neuausrichtung als alternder Actionstar gefällt mir äußerst gut. Hinzu kommt natürlich der Handlungsort Berlin, für den der Film besonders in Deutschland doch für eine gewisse Aufmerksamkeit sorgte. Welche andere Actionfilmreihe der letzten Jahre ist für seine europäischen Schauplätze bekannt? Richtig, die Agententhriller rund um Jason Bourne. Ein Vergleich drängt sich folglich auf und wird auch von der Presse forciert. Wie also schneidet „Unknown Identity“ in diesem Vergleich ab? Meiner Meinung nach deutlich besser, als die überschätzte Bourne-Trilogie.

In der ersten Stunde bekommen wir – anders als ich erwartet hatte – eher einen ruhigen Mindfuck-Thriller zu sehen, als einen Actionfilm. Hier wäre wirklich alles möglich gewesen: von der abgedroschenen ‚Ich liege seit dem Unfall im Koma und spinne mir die Handlung nur zusammen‘-Prämisse bis hin zur ‚Eine böse Geheimorganisation hat mein Gedächtnis ausgelöscht‘-Rahmenhandlung. Der eigentliche Twist kommt zwar relativ unaufgeregt daher, doch hatte ich ihn wahrlich nicht in dieser Form erwartet. Letztendlich ist es lediglich ein Zufall – man mag es auch Schicksal nennen –, dass Liam Neesons Figur die im Film gezeigte Wandlung durchmacht.

Auch wenn mann die Logik nicht zu sehr hinterfragen sollte, so ist die Handlung des Films innerhalb seines Universums erstaunlich konsistent und nachvollziehbar aufgebaut. Selbst die Motivation der einzelnen Charaktere wird nicht sprunghaft in andere Bahnen gelenkt, wodurch sich ein äußerst rundes Gesamtbild ergibt. Dieses wird durch die teils erstaunlich ruhige, teils äußerst tempramentvolle Inszenierung unterstützt. Berlin als Handlungsort ist zudem wirklich gut gewählt, besonders da die Zusammensetzung des Ensembles aus deutschen und amerikanischen Charakteren aufgrund der überzeugenden Schauspieler auch ausgezeichnet funktioniert.

Ich hatte mit „Unknown Identity“ wirklich extrem viel Spaß. Eine Bewertung fällt mir nun dennoch nicht leicht, da es einer dieser Filme ist, die wohl nur bei der Erstsichtung 100%-ig mitreißen. Eine potentielle Folgesichtung kann nur verlieren. Dennoch bewerte ich mit dieser Besprechung natürlich den ersten Eindruck und dieser war einfach nur sehr gut. Jedem Thrillerfan kann ich diese mitreißende Suche nach der der eigenen Identität im nächtlichen Berlin nur ans Herz legen: 8/10 Punkte.

17 Gedanken zu “Unknown Identity – OT: Unknown (2011)

  1. Ich werd nie verstehen warum man englische Titel für den deutschen Markt ins in etwas anderes englisches Übersetzt….Horrible Bosses = Kill the Boss, Rise of the Planet of the Apes = Planet of the Apes: Prevolution etc…

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  2. Ja, das hängt tatsächlich oft mit Rechten zusammen („Taken“ ist so ein Fall). Andererseits ist es natürlich reines Marketing. So ist „Kill the Boss“ eben auch für den deutschen Durchschnittszuschauer verständlich und klingt gleichzeitig cooler als „Schreckliche Chefs“ – mit „Horrible Bosses“ wäre das schon schwierig geworden. Ich finde es auch dämlich, doch es geht eben darum die größtmögliche Zielgruppe abzudecken. Business is business. Hauptsache der Rubel rollt.

    Zum Film selbst ansonsten keine Meinungen?

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  3. Ich habe dem Film eine Wiederholungssichtung angetan und er hat mich wieder überzeugt. Ich denke es lag nicht nur an meinem teilweise schlechten Gedächtnis… Man sieht so viel mehr, wenn man weiß wo man hinschauen muss.

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  4. Pingback: Media Monday #34 « Tonight is gonna be a large one.

  5. @donpozuelo: Wenn du in Berlin wohnst, dann sollte der Film ganz oben auf deiner Liste stehen. Bin jetzt schon auf deine Kritik gespannt.

    @Stefan: Das macht Mut! Eine Zweitsichtung werde ich dem Film irgendwann bestimmt auch zugestehen. Eben um viele Elemente noch einmal aus einem anderen Blickwinkel zu sehen. Dafür eignen sich solche Twist-Filme schon immer recht gut. Wann ich jedoch dazu komme? Naja, bis dahin habe ich die Handlung wohl eh vergessen… 😉

    @Xander: So geht es doch jedem Filmfan, oder?

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  6. Um mich kurz einzumischen: Ja, ich glaube so geht es wirklich jedem Filmfan, zumindest von mir weiß ich es ebenso^^

    Da haben wir ja mal wieder (fast) die gleiche Wertung abgegeben. Ich bin auch mal gespannt, wie dieser Film beim zweiten Schauen irgendwann auf mich wirken wird und wie viel Reiz ihm noch bleibt.

    Und kurz zur oben geführten Diskussion mit den Filmtiteln: Unverständlich ist es mir auch größtenteils und ich hätte auch auf rechtliche Probleme getippt, aber viel schlimmer finde ich tatsächlich deutsche Untertitel, die an den Original-Namen drangehängt werden; ich sag nur „Hot Fuzz – Zwei abgewichste Profis“. Und dann wundern wenn keiner ins Kino geht…

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  7. Ja, den haben wir wirklich wieder ähnlich gesehen. Habe deine Kritik vor ein paar Tagen auch erst noch gelesen. War ja zu erwarten… 😉

    Die dämlichen deutschen Untertitel nerven mich auch noch mehr. Keine Frage. Wer weiß, was die sogenannten Marketing-Experten in ihren Führungsetagen rauchen?!? An der tatsächlichen Zielgruppe gehen solche Titel natürlich vorbei.

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