Königreich der Himmel – Director’s Cut – OT: Kingdom of Heaven (2005) (WS1)

Bei einem spontenen Videoabend habe ich gestern zum zweiten Mal Ridley Scotts „Königreich der Himmel“ im Director’s Cut gesehen. Dank Blu-ray war diese zweite Sichtung ein audiovisueller Hochgenuss. Ohne Frage herausragendes Kino. Inhaltlich konnte mich der Film jedoch nicht so sehr begeistern, wie noch beim ersten Mal.

Der in Frankreich spielenden Epilog hat mir erneut ganz ausgezeichnet gefallen. Hier wird eine sehr intensive Stimmung durch den beständigen Schneefall sowie die in kalte Farben getauchte Landschaft erzeugt. Ebenso stark fand ich das Zusammenspiel von Liam Neeson und Orlando Bloom, welche den Zuschauer in einer klassischen Meister/Schüler-Beziehung für sich einnehmen. Umso tragischer fand ich deshalb erneut das frühzeitige Ableben von Neesons Charakter, was andererseits inhaltlich natürlich Sinn macht.

Die Reise nach Jerusalem hätte in meinen Augen durchaus noch abenteuerlicher sein können, besonders wenn man „Königreich der Himmel“ in erster Linie als Abenteuerfilm vor historischem Hintergrund sieht. In Jerusalem selbst sind mir wieder Rhythmusprobleme in der Erzählstruktur aufgefallen: Zu viele Figuren mit ähnlicher Motivation, zu viel Fokus auf unwichtige Nebencharaktere, zu wenig Zeit für die echten Probleme. Hier hätte es meiner Meinung nach einer stringenteren Erzählung bedurft. Und nein, ich meine damit nicht, dass der Film zu lang geraten ist.

Auch die finale Schlacht hätte nicht in dieser Ausführlichkeit gezeigt werden müssen. Ich hätte mir hier eine wesentlich stärkere Fokussierung auf die Religionsproblemtik sowie Balians Charakterentwicklung gewünscht. Doch leider bekommt man im letzten Drittel nur eine weitere bombastische Leinwandschlacht zu sehen. Audiovisuell großartig, doch inhaltlich leider viel zu nichtssagend.

Auch wenn sich diese Kritik nun viel negativer liest, als sie eigentlich gemeint ist (bitte auch noch einmal meinen Ersteindruck des Films nachlesen), ist Ridley Scotts „Königreich der Himmel“ immer noch ein fantastisches Filmerlebnis. Es wird eine interessante und höchst aktuelle Geschichte erzählt, welche einfach nur wunderschön anzusehen ist. Auch wenn etwas weniger Pathos und etwas mehr Inhalt wünschenswert gewesen wäre, kann ich dennoch nur meine dringendste Empfehlung aussprechen: 8/10 Punkte.

21 Gedanken zu “Königreich der Himmel – Director’s Cut – OT: Kingdom of Heaven (2005) (WS1)

  1. Absolute Zustimmung. Als groß angelegtes Epos spielt KINGDOM OF HEAVEN nicht in der Klasse eines LORD OF THE RINGS, ist optisch aber ein Erlebnis und auch inhaltlich stimmig; den 8/10 Punkten schließe ich mich voll und ganz an.

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  2. @Dr. Borstel: Ja, das hast du ganz passend beschrieben. Bei „Der Herr der Ringe“ wirken solch übetrieben große Schlachtszenen auch nicht befremdlich, wenn dagegen bei Historienfilmen zu viele Effekte eingesetzt werden, trägt das eher dazu bei unglaubwürdig zu wirken.

    @Dos Carazones: Ich kenne nur den Director’s Cut und kann mir nicht vorstellen auch nur eine Handlungsszene missen zu wollen. Der Kinocut soll deutlich schlechter sein. Kann man auch gut hier nachlesen. Ich würde demnach auf jeden Fall dem Director’s Cut noch eine Chance geben.

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    • Der Kinocut soll deutlich schlechter sein

      Man kann quasi kaum in Worte fassen, wie schlecht die Kinofassung ist. Da werden Handlungselemente dermaßen verstümmelt, dass der gesamte Film überhaupt keinen Sinn mehr macht. Und wenn man mal in den Audiokommentar von R. Scott im DC reinhört, dann merkt man auch, dass der ganz schön Tacheles redet, was diese Schnittorgie angeht.

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      • Das klingt wahrlich desaströs. Glücklicherweise habe ich direkt mit der Sichtung des Director’s Cut angefangen. Schade nur für die Kinozuschauer, denn auf der großen Leinwand ist das Epos bestimmt noch einmal so beeindruckend.

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  3. Ich schließe mich wortlos an. Wenn ich auch der Ausführlichkeit der Schlacht ihre Daseinsberechtigung nicht absprechen will.. ich meine, was haben die denn anderes gemacht, damals? Darum ging es den (meisten) Kreuzfahrern ja. Andersgläubige umbringen.

    Ist sowas eigentlich verjährt oder kann man die Kirche dafür heute noch belangen? 😉

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  4. Versteh mich nicht falsch: Gerade der Aspekt, dass früher bereits der Keil zwischen die Religionen getrieben wurde, dessen Auswirkungen wir heute noch spüren, ist der interessanteste Aspekt des Films. Doch in meinen Augen trägt die – visuell zwar grandiose, doch inhaltlich redundante – Schlacht nicht sonderlich viel dazu bei diesen Teil der Geschichte sonderlich gut herauszuarbeiten.

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  5. Was Rhythmusprobleme angeht, kann ich mich vor allem noch an einen arg kantigen Bruch von der öden Wüste zu blumigen Gärten erinnern, die Sohnemann aus den Ländereien des Vaters macht. Ansonsten weiss ich nicht mehr viel vom Film, aber ich fand ihn glaube ich überraschen gut.

    (Ich gehe an solche Filme aber auch immer sehr skeptisch ran, weil ich diese ganzen schlechten Mantel-Degen oder auch Sandalenfilme aus den 60ern in Erinnerung habe.)

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  6. Ja, da gab es einige ziemlich plötzliche Sprünge. Mir ist – wie gesagt – die Reise von Frankreich nach Jerusalem sehr schnell vorgekommen und danach wurde auch nicht alles ganz sauber erzählt, was die tollen Schauwerten glücklicherweise zumindest etwas überspielen konnten.

    Ich mag die modernen Historienfilme eigentlich recht gerne, wenngleich man sie wohl auch nicht als zu ernst gemeint (sprich als historisch korrekt) ansehen darf.

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  7. Sofern es keine Videoaufzeichnung gibt, ist nie etwas historisch korrekt (meiner Meinung nach). Überall wird was dazugedichtet, weggelassen etc.

    History is written by the victors

    Wenn keiner gewonnen hat, kann man sich natürlich wieder darüber streiten.
    Dass man solche Filme nicht als zu ernst gemeint nehmen darf, ist völlig richtig.

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  8. Das stimmt natürlich, dennoch gibt es eben Filme die sich auf als allgemein glaubwürdig angesehene Quellen berufen und andere, die ihrer Fantasie eher freien Lauf lassen. So oder so bleiben es aber Spielfilme und keine Dokumentationen… 😉

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  9. Den Film hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm. Den Namen kannte ich ja schon, aber ich hatte ihn immer mehr die Trittbrettfahrer Schiene gestellt ohne mir den Film anzuschauen. Dann kann ich demnächst sicherlich mal zugreifen.

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  10. Der Film lohnt sich auf jeden Fall, sofern man etwas mit dem pompösen Historienfilm anfangen kann. Dann macht er aber auch richtig Spaß und toll inszeniert ist er sowieso. Ridley Scott eben.

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