Slumdog Millionär – OT: Slumdog Millionaire (2008)

Normalerweise stehe ich typischen Oscar-Abräumern eher skeptisch gegenüber. Danny Boyles „Slumdog Millionär“ übte dennoch eine große Faszination auf mich aus. Vielleicht weil der Film optisch so gar nicht ins typische Schema passt, vielleicht weil ich Indien noch nie als Filmland besucht habe oder vielleicht mich die Einfachheit der Geschichte angesprochen hatte.

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Der Aufhänger – das indische Pendant der TV-Show „Wer wird Millionär?“ – ist nur Mittel zum Zweck, um die Lebensgeschichte des jungen Slumdogs Jamal zu erzählen. Mit seinen 18 Jahren hat er bereits mehr erlebt, als wohl die meisten Menschen während ihres gesamten Lebens. Dass er soweit kommt hat er nur Glück, Zufällen und seinem starken Willen zu verdanken. Im Film heißt das dann Schicksal, welches ihn auch immer wieder seiner großen Liebe über den Weg laufen lässt.

Mit der Verfilmung von „Slumdog Millionär“ hat Danny Boyle wahrlich den Puls der Zeit getroffen. Ein komprimierter Blick auf das Leben in einer der aufstrebendsten Nationen unserer globalisierten Welt. Es ist unglaublich, wie viel Lebendigkeit der Film ausstrahlt. Der Oscar für besten Filmschnitt ist sowas von gerechtfertigt. Ebenso empfand ich den Einsatz moderner digitaler Kameras zum ersten Mal als völlig gerechtfertigt. Man ist wirklich mittendrin. Starke, moderne Bilder, die jedoch nicht verfremded wirken oder unpassend nach Video – das geht an Sie, Mr. Michael Mann! – aussehen. Der Stil unterstützt die Geschichte. Einfach nur klasse!

Abgesehen von der mitreißenden Inszenierung hat mir die Struktur des Films sehr gut gefallen. Sicher bekommt man – wenn man es genau betrachtet – nur eine weitere Liebesgeschichte präsentiert, doch sind die einzelnen Stationen in Jamals Leben so mitreißend erzählt, dass der herzerwärmende Kern niemals kitschig oder aufgesetzt wirkt. Ein tragendes Element sind hier natürlich die famosen Darsteller, welche stets die Rolle ihres Lebens gefunden zu haben scheinen. Grandioses Casting und herausragende Schauspielführung, besonders der unerfahrenen Kinder.

Wie man inzwischen wohl merkt, hat mir „Slumdog Millionär“ unglaublich gut gefallen. Wohl Danny Boyles bester Film seit „Trainspotting“, was als großes Kompliment zu verstehen ist. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Sichtungen. Eine gelungene Überraschung im sonstigen Oscarfilmeinerlei. Großes Kino: 9/10 Punkte.

12 Gedanken zu “Slumdog Millionär – OT: Slumdog Millionaire (2008)

  1. Na dann weiss ich ja was ich Morgen schaue. 🙂
    Hätte mir den Film heute auch fast angeschaut, aber dann habe ich mich für „Sunshine Cleaning“ entschieden.

    Die Blu-ray liegt schon bereit. 😉
    Kommentar folgt morgen Abend nach der Sichtung.

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  2. Ich kann deine Beschreibung nur unterstützten. Ich fand den Film auch wahnsinnig gut. Ich stand dem Ganzen skeptisch gegenüber, hatte ich doch Angst davor, dass es ein bisschen in Richtung Bollywood geht. Das mag ich gar nicht. Aber ich habe mich getraut, den Film zu sehen und bin begeistert.

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  3. Ok, um hier mal eine Gegenposition zu liefern. Ich halte den Film für maßlos überschätzt. Boyle hätte entweder ein Märchen drehen sollen, oder aber einern sozialkritischen Film. Aber diese Mixtur aus beiden nehme ich ihm wirklich nicht ab. Wens interessiert (hab hier gerade keine Zeit für „Romane“ ;-)): Ausführlich habe ich das bei mir begründet. Ich kann nur sagen das „Slumdog“ für mich von vorne bis hinten nicht vernünftig funktioniert hat.

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  4. @DarKesT: Dann kannst du dich schonmal auf die Sichtung freuen! Der Film ist klasse und die Blu-ray macht auch Spaß. Bin auf deinen Kommentar gespannt! 🙂

    @Sonja: Vor Bollywoodeinflüssen hatte ich auch Angst, kann ich doch damit so rein gar nichts anfangen. Bis auf den getanzten Song während des Abspanns konnte ich aber nichts dergleichen ausmachen. Die bunte Lebhaftigkeit Indiens kam so oder so wunderbar raus.

    @C.H.: Ich werde mir deine Kritik gleich einmal anschauen. Kann aber schon einmal sagen, dass mir der Film nicht übermäßig sozialkritisch vorkam. Eher wurde Indien als Land – und abseits der seiner Schichten – zelebriert. Auch die Slumdogs waren glücklich, obwohl sie so ein hartes Leben hatten und es wurde gezeigt, dass sich auch unter den gegebenen Vorraussetzungen ganz unterschiedliche Charaktere entwickeln können. War für mich auf jeden Fall eher Märchen, als Sozialdrama. Insofern kann ich mich diesem Kritikpunkt nicht anschließen.

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  5. Mir stellt sich nur eine Frage nach Sichtung des Films: Warum habe ich den Film ignoriert als er im Kino lief? Keine Ahnung.

    Es fällt schwer das Gesehene in Worte zu fassen. Wow, oder Grossartig wären wohl die ersten. Ich habe den Film völlig unterschätzt und denke auch dass die acht Oscar’s völlig in Ordnung gehen.

    Von der Struktur und der Inszenierung ist der Film wirklich grossartig. Man wird richtiggehend mitgerissen in Jamals Leben.

    Auch der Soundtrack passt hervorragend. Teilweise etwas basslastig, aber so bekam mein Subwoofer auch was zu tun. 😉

    Sichtung ist Pflicht.

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  6. @DarKesT: Freut mich, dass dir der Film auch so gut gefallen hat. Warum ich ihn damals nicht im Kino gesehen habe, kann ich auch nicht sagen. Vermutlich einmal wieder Zeitmangel. Hätte sich aber gelohnt.

    Die Oscars sind hier wahrlich gerechtfertigt, wenngleich diese für mich weniger einen Grund für die Sichtung darstellten.

    @Kaiser_Soze: Hatte ihn mir neulich bei der 12,95 EUR Aktion für die Blu-ray geschnappt und das ist der Film auf alle Fälle wert. Wird bestimmt noch öfter mal im Player landen.

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