Arsen und Spitzenhäubchen – OT: Arsenic and Old Lace (1944)

Vor einiger Zeit hatte ich Joseph Kesselrings Stück im Theater gesehen und war schwer begeistert. Gestern habe ich nun endlich – nachdem die DVD schon seit Jahren im Regal steht – die Zeit gefunden Frank Capras Adaption von „Arsen und Spitzenhäubchen“ zu sichten. Es war erneut ein wahrlich famoser Spaß!

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Der Film beginnt wie eine typische Liebeskomödie aus den 40er Jahren. Ein wenig Slapstick, angestaubte Geschlechterrollen und harmlos wirkender Humor. Doch bereits nach wenigen Minuten offenbart sich der wahre Geist dieser wirklich rabenschwarzen Komödie. Bereits diese leicht zu unterschätzende Einführung zeigt die hohe Qualität die Drehbuchs. Wir Zuschauer stolpern zusammen mit Mortimer Brewster (Cary Grant) in diese wahnwitzige Welt inmitten des unscheinbaren Alltags.

Wenn man sich heute Filme anschaut, die schwarzen Humor propagieren, dann leiden diese oft an unsympathischen Charakteren und der daraus resultierenden Distanz zum Zuschauer. „Very Bad Things“ ist für mich so ein Beispiel. Da konnte ich nur müde gähnen. Capras Klassiker ist dagegen ein Feuerwerk an Humor, herrlichen Dialogen und wunderbar überdrehten Leistungen der Darsteller. Besonders Cary Grant überzeugt hier auf ganzer Linie und es fällt schwer sich einen anderen Schauspieler in der Rolle vorzustellen.

Der Film wirkt trotz seines Alters frisch und wird zu keiner Sekunde langweilig. Ich musste oft laut auflachen, was mir nur bei den wenigsten Komödien gelingen mag. Capras Inszenierung zeugt von einem großen Gefühl für Timing und Atmosphäre, was den Film zu Recht zu einem Klassier der Genres macht. Da stimmt wirklich alles. Den einen Punkt Abzug gibt es nur weil ich das Theaterstück damals tatsächlich noch eine Spur unterhaltsamer fand, was – und dessen bin ich mir durchaus bewusst – natürlich ein weit hergeholter Vergleich ist: 9/10 Punkte.

16 Gedanken zu “Arsen und Spitzenhäubchen – OT: Arsenic and Old Lace (1944)

  1. Was mir in der Hinsicht besonders gut gefallen hat, war die Tatsache, das Lorre in der englischen Originalversion ins Deutsche verfällt, wenn „Dr. Einstein“ verzweifelt ist.

    @bullion: Was die Bewertung angeht sind wir uns übrigens nicht einig. „Arsen und Spitzenhäubchen“ ist einer jener wenigen Filme, bei denen ich nichts abziehen kann. 😉

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  2. Der abgezogene Punkt ist ja auch eher eine Verneigung vor der damaligen wirklich grandiosen Theaterperformance – und für mich noch ein Grund mehr den Film ein weiteres Mal zu sehen. „Arsen und Spitzenhäubchen“ scheint mir nämlich ein Film zu sein, der mit jeder Sichtung wächst!

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  3. Eine Theaterversion davon kenne ich leider nicht, aber den Film finde ich auch klasse und sehe ihn immer wieder gerne.

    Wie Du schon sagst, die Figuren sind sehr sympathisch, besonders auch die beiden Tantchen und natürlich Cary Grant. Hach, so ein toller Mann *schwärm*! Richtig sympathische schwarze Komödien findet man vielleicht nur noch bei den Briten, z.B. „Lang lebe Ned Divine“, aber die sind dann auch schon häufig etwas betulich, während „Arsen und Spitzenhäubchen“ wirklich ein beeindruckendes Tempo an den Tag legt.

    Ich find’s manchmal etwas schade, daß viele jüngere Leute nie auf die Idee kommen würden, sich solche „alten Schinken“ anzusehen. Ich denke, viele wären überrascht, wie unterhaltsam wirklich gute Filme auch nach 60 Jahren noch sein können.

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  4. Ich muss ja zugeben, dass ich ältere Filme auch gerne mal links liegen lasse. Natürlich völlig zu unrecht. Ist vermutlich das unterbewusste Gefühl, dass einen Klassiker anzusehen mehr Arbeit ist, als einen jüngeren Film. Völliger Schwachsinn selbstverständlich, aber so geht es mir auch meist mit literarischen Werken. Doch manchmal – so wie gestern – habe auch ich meine lichten Momente… 😉

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  5. Ich würde auch 10 von 10 geben. Immer wieder genial. Und ich bin jedes Mal wieder überrascht, wie witzig Cary Grant sein kann. Zwar spielt er einerseits total übertrieben, aber trotzdem nimmt man ihm seine schiere Verzweiflung einfach ab. Auf jeden Fall ist das eine der wenigen Komödien, die über all die Jahre hinweg ihren Charm und vor allem Witz komplett behalten.

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  6. Stimmt. Cary Grant findet genau den richtigen Weg, um den Zuschauer mit ihm mitleiden zu lassen und das auf äußerst humorvolle Art und Weise. Manchmal möchte man einfach aufspringen und ihm sagen: ‚Schau doch hinter dich!‘ Ich bekomme fast jetzt schon wieder Lust auf den Film!

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  7. Ich hab auch schon das Theater-Stück gesehen – vergleiche es aber immer mit dem Film! Gary und die Tantchen sind genial besetzt! Riesig aber auch die Rolle von „Teddy“ und seinem „Hurrrrrraaaaaa“ beim Treppensteigen!

    Anmerkung: Im Broadway-Stück spielte Boris Karloff die Rolle des Johnathan Brewster! Daher der Runnig-Gag „Er sieht aus wie Frankenstein“! *klugscheiß* 😉

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  8. Es kommt vermutlich auch darauf an, was man als erstes sieht. Ich war damals von dem Stück einfach völlig hin und weg und kannte den Film noch nicht. Jetzt kann ich mir aber durchaus vorstellen, dass er zu einem Dauerbrenner wird, denn ins Heimkino kommt man schließlich öfter als ins Theater! 😉

    Danke übrigens für die Anmerkung bzgl. Boris Karloff! Wird sofort in meinem – viel zu groß geratenen – Gehirnbereich für popkulturelle Trivia abgespeichert.

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