Replay – Das zweite Spiel (Ken Grimwood)

replayAls ich mich vor Weihnachten nach neuem Lesestoff umsah, blieb mein Blick an „Replay – Das zweite Spiel“ hängen. Warum kann ich nicht mehr genau sagen. Letztendlich habe ich wohl einen genaueren Blick riskiert, da ich einmal wieder etwas anderes als einen typischen Thriller oder Fantasyroman lesen wollte. Die Inhaltsangabe hat mich dann schließlich so neugierig gemacht, wie es schon lange keine Geschichte mehr vermochte.

Wie vermutlich jeder Mensch stelle ich mich manchmal die Frage: ‚Was wäre wenn?‘ Was wäre wenn ich etwas anderes studiert hätte? Was wäre wenn ich in eine andere Stadt gegangen wäre? Die Möglichkeiten sind endlos. Was wäre wenn ich mein Leben noch einmal Leben könnte? Würde ich andere Entscheidungen treffen? Würden diese Entscheidungen besser oder schlechter sein? Wie gerne würde ich vor großen Entscheidungen den aktuellen Stand meines Lebens speichern, um danach eine neue Chance zu erhalten. Ken Grimwoods Roman nimmt sich all dieser Fragen an und bietet einen faszinierenden Einblick in die Welt der anscheinend unendlichen Möglichkeiten.

Die Hauptfigur Jeff Winston stirbt im Jahre 1988 an einem Herzinfarkt, nur um Bruchteile einer Sekunde später 1963  in seinem noch jugendlichen Körper wieder aufzuwachen. Die Geschichte begleitet Jeff nun dabei, was er mit seinem Wissen über die Zukunft anstellt. Wie er auf Ereignisse der Zeitgeschichte (John F. Kennedys Ermordung, Unglücke, Kriege usw.) reagiert und ganz besonders wie sich seine Persönlichkeit entwickelt. Schon bald wird klar, dass Jeff sein Leben nicht nur einmal wiederholt. Er scheint in einem unendlichen Kreislauf gefangen, der – anders als  z.B. in dem durch „Replay“ inspirierten Film „Groundhog Day“ – eine Zeitspanne von ca. 25 Jahren umfasst.

Als Leser begleiten wir Jeff nun auf unzähligen Wiederholungen und stellen fest, dass es neben ihm noch andere gibt. Hier wird die Geschichte nun richtig interessant und Themen wie Verlust, persönliches Glück und Liebe bekommen einen ganz neuen Stellenwert. Glücklicherweise driftet die Geschichte nie in klassische Sci-Fi-Themen ab und bietet technische Erklärungen o.ä. Stets steht der Mensch mit seinen Sorgen und Hoffnungen im Vordergrund. Selten habe ich traurigere Zeilen gelesen, selten hoffnungsvollere. Die Geschichte von Jeff und Pamela – die ebenfalls eine Wiederholerin ist – hat mich zutiefst berührt und ich konnte das Buch nach dem Beenden nur schwer aus der Hand legen.

Ken Grimwoods „Replay – Das zweite Spiel“ ist oberflächlich gesehen ein Sci-Fi-Roman, doch behandelt er eher existenzielle Themen, die uns alle im Innersten bewegen. Ich bin schwer beeindruckt und kann mit Gewissheit sagen, dass „Replay“ der beste Roman ist, den ich gelesen habe seitdem ich dieses Blog führe. Vielleicht sogar einer der besten überhaupt. Die größte Empfehlung: 10/10 Punkte.

30 Gedanken zu “Replay – Das zweite Spiel (Ken Grimwood)

  1. Ich wette du wirst nicht enttäuscht werden. Nimm dir aber wirklich Zeit für das Buch und lies das Vorwort (falls du die gleiche Ausgabe liest, wie ich) erst im Anschluss. Berichte im Anschluss mal!

    Ich könnte mir das Buch sogar in Serienform 12 Episoden à la „Dexter“ sehr gut vorstellen. Wundert mich sowieso, dass man es noch nicht verfilmt hat.

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  2. Ich habe es vor einigen Jahren auch mal gelesen. Es ist wirklich ein sehr geniales Buch, welches das Thema tiefergehend abhandelt, als man zunächst denkt. Am traurigsten hat mich da der… ach, ich verrat lieber nichts, Stichwort Ehefrau 😉 Auf jedenfall empfehlenswert.

    Das Vorwort fand ich ein wenig unlogisch, jedenfalls erinnere ich mich an das eher amüsante Argument, dass Ken Grimwood die Sätze deshalb so kurz fasst, weil das Buch ja nur so wenige Seiten hat ^^

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  3. Ja, auch ich musste öfter mal schlucken weil das Buch einen öfter an die eigene Vergänglichkeit denken lässt. Im Rahmen der Geschichte treibt Grimwood das Spiel mit Verlust natürlich auf die Spitze, was wohl auch einen Großteil der Faszination des Romans ausmacht.

    Das Vorwort fand ich nett, aber irgendwie auch überflüssig zumal es keine wirklich großartigen Geheimnisse enthüllt. Da gibt es im Web informativere Seiten über „Replay“ und Grimwood.

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  4. Hört sich ja wirklich interessant an. Ich bin immer noch bei Stephen Kings „Der Dunkle Turm“-Saga, das hier wäre aber mal eine gelungene Abwechselung. Du liest aber auch viel in deiner Freizeit, oder?!

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  5. Ich würde gerne mehr lesen. Früher zu Schulzeiten habe ich es locker auf ein Buch pro Woche gebracht. Während der Arbeit komme ich eben nur noch abends zu ein paar Seiten. Im Urlaub nehme ich mir dafür aber gerne auch etwas länger Zeit für ein gutes Buch. Die Zeiten ändern sich eben… 😉

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  6. Ich glaub, bis ich das Buch gekauft und gelesen habe, ist der Artikel hier schon wieder etwas älter.. Was rede ich, der ist dann sogar schon vom letzten Jahr.. 😉

    Apropos… Frohes neues Jahr euch allen!

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  7. Danke, wünsche ich dir auch! Ich selbst hatte leider nicht mehr die Zeit für einen extra Neujahrsbeitrag.

    Achja, sein unbesorgt der Beitrag wird selbst 2010 noch hier zu finden sein, du hast also noch genug Zeit dir das Buch einzuverleiben! 😉

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  12. Bin über deinen Blog auf das Buch aufmerksam geworden. Vielen Dank dafür! Es war wirklich großartig. Jetzt bin ich grad bei Fool on the Hill, das dir ja auch gut gefallen hat… die ersten 100 Seiten sind schonmal vielversprechend.

    PS: Kennst du eigentlich den Podcast ‚Lichtspielhaus‘? Ist mein Lieblingsfilmpodcast.

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    • Freut mich sehr, dass dir das Buch gefallen hat! „Fool on the Hill“ ist sehr speziell, doch gerade deshalb fand ich es auch lesenswert. Nach 100 Seiten dürftest du ja schon recht gut drin sein… 😉

      Nein, den Podcast kenne ich nicht. Werde aber bestimmt mal reinhören. Danke für die Empfehlung!

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