American Graffiti

Gestern Abend habe ich einmal wieder eine filmische Wissenslücke schließen können. George Lucas‘ „American Graffiti“ zeigt – wie so viele Filme nach ihm – den letzten wichtigen Abend an der Grenze zum Erwachsenwerden. Simpel in der Handlung. Simpel in der Aussage. Umwerfend in seiner Ausführung.

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Bei der Sichtung hatte ich stets das Gefühl, den Film doch schon irgendwie zu kennen. Die unterschiedlichen Charaktere. Das beinahe schon magische Gefühl dieser letzten bedeutenden Nacht. Die Musik. Die Autos. All das hat sich bereits so in der Popkultur festgesetzt, das man kaum glauben kann hier nun endlich das Original zu sehen. Allein wenn man an den exakt 20 Jahre später entstandenen „Dazed and Confused“ von Richard Linklater denkt, sind die Parallelen unübersehbar. Wahrlich ein Meilenstein für diese Art von Coming-of-Age-Film.

Der Verlust der Unschuld – im übertragenen Sinne – ist in nahezu jeder Szene zu spüren. Der Umbruch macht sich dabei nicht nur bei den Charakteren bemerkbar, sondern auch in der Welt, in der der Film spielt. Vietnam steht vor der Tür und das naive Lebensgefühl der 50er Jahre ist bereits dabei zu verblassen. Die nostalgische Stimmung wird auf den Zuschauer perfekt durch kleine, persönliche Geschichten übertragen. Selbst in der heutigen Zeit kann sich wohl jeder noch an solch unbeschwerte Nächte erinnern. Die letzten Nächte der eigenen Jugend.

Für Filmfreunde ist es famos diverse Schauspieler in ihren ersten größeren Rollen zu sehen: Richard Dreyfuss, Ron Howard, Charles Martin Smith und Harrison Ford sind nur einige der bekannten Gesichter. George Lucas und Francis Ford Coppola haben hier wahrlich ein geschicktes Händchen bei der Besetzung bewiesen. Ebenso bei der Auswahl des Soundtracks, der hier wichtiger ist als in kaum einem zweiten Film.

„American Graffiti“ ist sicherlich nicht der spannendste oder lustigste Film. Er erzählt keine epische Geschichte. Er besitzt keine besonderen Schauwerte. Er ist ein kleiner Film. Er zeigt uns einen kleinen Ausschnitt aus dem Leben von Jugendlichen an der Schwelle zum Erwachsensein – und das macht er perfekt. George Lucas hat hier wirklich einen der Archetypen des Coming-of-Age-Films geschaffen: 8/10 Punkte.

12 Gedanken zu “American Graffiti

  1. Harrison Ford hat ja auch wirklich nur eine winzige Rolle, dennoch hat sein Mitwirken bei dem Film aus heutiger Sicht ein ganz anderes Gewicht. Werde ich bestimmt auch noch öfter sehen!

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  2. Den Film habe ich auch sehr positiv in Erinnerung, auch wenn es schon laenger her ist.

    Was bei mir haengen geblieben ist, dass der Film viel aelter wirkt als er eigentlich ist, was in diesem Fall durchaus positiv gemeint ist. Er wirkt so, als haette Lucas den Film wirklich in der Zeit gedreht, in der er spielt.

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  3. Bei älteren Filmen, die ihrerseits wiederum period pieces sind, fällt es mir sowieso oft schwer eine konkrete zeitliche Einordnung zu finden – selbst wenn ich genau weiß, wann der Film gedreht wurde und wann er spielt.

    „American Graffiti“ schafft es auf jeden Fall wirklich famos die frühen 60er Jahre wieder aufleben zu lassen!

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  4. Ebenso bei der Auswahl des Soundtracks, der hier wichtiger ist als in kaum einem zweiten Film.

    Der Soundtrack war mir zu sehr „Greatest Hits of the 60`s“, Hit an Hit aneinanderzureihen wirkt irgendwann etwas uninspiriert. Der Film hatte zudem unwahrscheinliche Längen, da gefiel mir der Linklater dann doch noch n Ticken besser. Immerhin STAR WARS hat er hingekriegt, der Lucas-George…

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  5. Mir gefällt Linklaters Film auch besser, doch ohne „American Graffiti“ wäre er in dieser Form wohl nicht entstanden. Insofern zähle ich diesen Ausflug in die 60er Jahre schon zu den gelungeneren Werken Goerge Lucas‘.

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