Der Goldene Kompass (Philip Pullman)

Als ich Ende letzten Jahres die Verfilmung von Philip Pullmans „Der goldene Kompass“ im Kino sah, wusste ich sofort: Die Vorlage muss ich lesen. Zum einen weil der erste Teil der „His Dark Materials“-Trilogie sehr plötzlich endete und eine Fortsetzung auf der Kinoleinwand leider recht unwahrscheinlich ist, zum anderen weil mich die von Pullman erschaffene Fantasywelt sofort in ihren Bann gezogen hat. Eine faszinierende Welt mit faszinierenden Charakteren. Vertraut und doch ganz anders als alles mir bisher bekannte – besonders wenn man die Welt mir der typischer Fantasyromanene vergleicht.

Die Geschichte um Lyra Belaqua reißt den Leser sofort mit. Man wird ohne große Erklärungen in diese fremdartige und doch so bekannte Welt hineingeworfen. Wie bereits im Film werden die den Menschen verwurzelten Dæmonen nicht näher vorgestellt. Die tierischen Begleiter sind ab der ersten Seite einfach Teil dieser Welt – und das ist bei näherer Betrachtung auch gut so. Die Welt beginnt somit zu leben, man wird als Leser ein Teil von ihr. Kennt ihre Regeln und lernt sie zu schätzen.

Pullmans Stil ist seltsam nüchtern. Besonders für einen Fantasyroman. Im Vergleich zu z.B. Cornelia Funkes „Tintentod“ fallen sofort die zurückhaltenden Beschreibungen – insbesondere der Gefühlslage der Figuren – auf. Anfangs war das etwas ungewohnt, doch passt dieser beinahe karge Stil perfekt zur Atmosphäre dieser nordischen Welt. Auch Lyra ist deutlich herber als andere kindliche Helden. Gerade dies macht viel von der Faszination des Romans aus. Inhaltlich und formal ein rundum gelungenes Werk.

Das Ende – welches ich aus der Verfilmung bisher noch nicht kannte – ist düster und verspricht weitere Abenteuer. Ob Lyra den Feind jemals besiegen kann? Eine interessante Frage, zumal die Kirche in Pullmans Werk hinter allem Bösen zu stehen scheint. Offene Kirchenkritik, die ungewohnt für einen Fantasyroman mit jugendlicher Heldin ist, vermutlich aber gerade deshalb umso interessanter wirkt.

Ich freue mich nun sehr auf die Fortsetzung „Das magische Messer“, welche die Geschichte nun endlich fortsetzt. Doch bereits der erste Teil hat mir ausgezeichnet gefallen. Absolut empfehlenswert: 9/10 Punkte.

11 Gedanken zu “Der Goldene Kompass (Philip Pullman)

  1. Darf ich spoilern? ;p

    Ne Quatsch..
    Hab die Bücher glaub ich mit 15 oder 16 gelesen, also schon ne Weile here, und war ziemlich begeistert. Vermutlich wäre es heute noch besser. Gute Idee,werds wohl mal wieder in Angriff nehmen=))
    Nur wird man dann im Zug so angeguckt als hätte man sich das Buch nur des Films wegen geholt… =/

    Aber noch was zu den Büchern, mach dich auf ein paar spannende Seiten und ebenso spannende Wendungen gefasst, sowohl in „Das magische Messer“ als auch in „Das Bernsteinteleskop“.

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  2. @ Lars: Es sind wirklich tolle Bücher! Von „Das magische Messer“ habe ich über das WE verteilt auch schon die ersten 70 Seiten gelesen. Ich konnte es kaum weglegen, doch war zu viel anderes zu tun, als dass ich mich vollständig dem Buch hätte widmen können.

    Übrigens habe ich die Trilogie nur wegen dem Film gehört. Der englische Originaltitel war mir aber auch davor schon ein Begriff…

    @ TheRudi: Falls du auch Übersetzungen liest, kann ich die deutsche Ausgabe der Trilogie wirklich empfehlen. Der Text wurde hochwertig und absolut passend ins Deutsche übertragen und die Reihe ist zurzeit recht günstig.

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  5. stimmt, dass hatte ich auch mal auf meine „will lesen“ -Liste gesetzt. habs schon fast vergessen. Danke, dass du mich wieder dran erinnerst 😉

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    • Die Trilogie lohnt sich wirklich. Gehört mit zum besten, was das Genre zu bieten hat und ist eine schöne Mischung aus Fantasy- und Abenteuergeschichte mit zusätzlichen Denkanstößen.

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