300 (2007)

Eine aktualisierte Besprechung des Films habe ich am 29. Oktober 2014 veröffentlicht.

Gestern Abend war ich endlich einmal wieder im Fremdsprachenkino in Nürnberg. Somit mein dritter Kinobesuch diese Woche. Unglaublich. Wohl das erste mal seit den seeligen Schultagen. Der Anlass war Zack Snyders „300“. Ein Film, der mir bereits nach dem Trailer wie geschaffen für eine O-Ton-Sichtung schien. Viel Action, markige Sprüche und mit „This is Sparta!“ einen catch phrase, der sich bereits so ins Gedächtnis gebrannt hatte, dass eine synchronisierte Fassung für mich undenkbar gewesen wäre.

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Zunächst zum Look des Films: Ich hatte anfangs befürchtet, dass mir die doch sehr künstliche Optik irgendwann auf den Senkel geht. Tat sie nicht. Sie passt perfekt zum Inhalt und man möchte – so man auf brutales Abschlachten steht – jeden einzelnen Frame nehmen und an die Wand hängen. Visuell ist der Film brilliant. Noch nie wurde so ästhetisch gestorben. Noch nie waren Kampfszenen trotz äußerster Brutalität so stilisiert. Es mag seltsam klingen, doch der Film ist wunderschön anzusehen. Ich kann mich nur noch einmal wiederholen: Visuell eine Bombe – und vermutlich deswegen letztendlich auch so umstritten.

Die Handlung kann mit der optischen Pracht nicht im Geringsten mithalten. Die Kampfszenen stehen klar im Vordergrund und wenn man als Zuschauer auch froh um etwas Ruhe ist, können die stillen Szenen in Sparta leider nicht wirklich überzeugen. Es fehlt die Identifikation mit den Figuren. Auch wenn Gerald Butler wirklich eine beeindruckende Vorstellung abliefert, so bleibt sein König Leonidas eher eindimensional, wenngleich auch die eindeutig stärkste Figur in dem Schlachtengemälde.

Auf dem Schlachtfeld fehlt zudem etwas die Spannung, da Spartas Kämpfer dem Feind ohnehin überlegen sind. Als Zuschauer ergözt man sich nun also an der bombastischen Optik, wird dem bunten Treiben aber schon bald überdrüssig. So ist es zumindest mir ergangen. Das Ende war dann auch relativ schnell abzusehen. Zwar wieder grandios inszeniert, aber eben nicht emotional bindend. Doch darüber mag ich hinwegsehen, da „300“ in keiner Sekunde einen Hehl daraus macht, eine Comicverfilmung zu sein. Ich störe mich auch nicht an den wie aus dem Ei gepellten Kämpfern oder der äußersten Brutalität. Und schon gar nicht an den historischen Ungenauigkeiten. Wer dem Film solche Dinge vorwirft, sollte lieber bei den Geschichtsbüchern bleiben.

Neben Handlungsschwächen weist „300“ – trotz wirklich gelungener humorvoller Szenen – leider auch unfreiwillige Komik auf. Man merkt hier teils mehr als deutlich, dass manche Dinge, die auf dem Papier funktionieren, sich nicht 1:1 auf das Medium Film transportieren lassen. Hier hätte es mehr Feinschliff im Skript bedurft.

„300“ ist ein bombastischer Kracher von einem Film. Visuell brilliant, inhaltlich leider eher schwach. Trotzdem – oder gerade deshalb – sollte der Film auf der großen Leindwand gesehen werden. Spaß macht er allemal. Allein die FSK-Freigabe löst bei mir Kopfschütteln aus, denn gerade die comichafte Gewaltstilisierung schätze ich als weit gefährlicher ein, als abschreckende Brutalität à la „Pans Labyrinth“. Schon alleine aufgrund der Optik ist „300“ auf jeden Fall sehenswert: 7/10 Punkte.

18 Gedanken zu “300 (2007)

  1. Hab ihn gesehen, geile Kampfszenen, schwache Dialoge. Is halt eher was fürs Auge^^
    Ich fand die meisten Versuche, Humor in den Film zu bringen, sehr merkwürdig. Nur einmal musst ich mitlachen, nämlich als die sich alle unter den Schilden versteckt haben und die Pfeile kamen. „Du wolltest ja im Schatten kämpfen“…
    😀

    Ansonsten fand ich einiges sehr platt und auch vom Dialog her vorhersehbar, an manchen Stellen konnte ich mitsprechen weil ich einfach wusste was kommt. Mag daran liegen das ich das Thema „Schlacht an den Thermophylen“ schon länger kenne und mich dafür interessiere, aber trotzdem 😛
    Die Kampfszenen sind einfach nur klasse. Optisch genial, und wie in Sin City ist die Gewalt als stilistisches Mittel eingesetzt. Mir ist sie zwar an einigen Stellen trotzdem unangenehm aufgefallen, aber wirklich schlimm wars nicht.
    Mich stört vielmehr, dass kaum ein Perser als normaler Mensch dargestellt wird…

    Und eventuelle Meta-Botschaften des Films wie faschistoide Euthanasie, Heldenverehrung, Krieg gegen den Iran (aus us-propagandistischer Sicht) lass ich nu mal unter den Tisch fallen. Man kann imo auch zuviel hineindeuten.

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  2. Ich denke auch, dass man die Überinterpretation von solch einem reinen Unterhaltungsfilm unterlassen sollte. Zumal es sich um eine Comicverfilmung handelt.

    Die Darstellung der Perser ist ja auch auf die Vorlage zurückzuführen. Sicher nicht die feine englische Art, doch im Rahmen eines fantasylastigen Actionfilms – und mehr ist „300“ meiner Meinung nach nicht – kann ich darüber hinwegsehen ohne groß Anstoß zu nehmen.

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  3. Den Comic. Bereits dieser hat ja aus der Grundlage (Schlacht bei den Thermopylen) bereits eine fantastische Geschichte gemacht und keine historisch korrekte Nacherzählung. Wie könnte es dann im Film anders aussehen?

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  4. Ich habe „300“ nun auch gesehen und abends bei einer Freundin „Das Parfum“. Dabei habe ich festgestellt, dass ich tief in meinem Inneren ein gewaltstilistisch fixiertes Wildschwein bin, das sich bei feingeistigen Szenarien wie olfaktorischen Mären des 18. Jahrhunderts furchtbar langweilt. Schön zu wissen.

    Unnötig fand ich die Story um die Königin und den Senat; die war so nicht im Comic drin und hätte durch ein paar schöne Impressionen der finalen Schlacht der 10000 Spartaner gegen die Perser ersetzt werden können.

    Dieser Film wird a) das textliche Gerüst des nächsten Manowar-Albums bilden und b) die Rückkehr des männlichen Grunzgeräuschs aus „Hör mal wer da hämmert“ einleiten.

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  5. @ Inishmore: Finde auch, dass die Handlung um Königin und Senat nur als Alibi hineingeschrieben wurde, um auch einer Frau eine tragende Rolle zu geben. Dabei ist doch ohnehin klar, dass der Film nur das gewalstilistisch fixierte Wildschwein in uns allen anspricht. 😉

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  6. Stimmt, die Nebenhandlung um die Königin etc. war echt ein bisschen fehl am Platz. Am schlimmsten dabei, dass die Königin sich prostituiert hat… das passt ja wohl überhaupt nicht zu den Spartanern.
    Sie hätte ihn gleich abmurksen sollen – THIS IS SPARTA! 🙂
    Den Trailer kann ich mir allein wegen dieses Satzes immer wieder anschauen 😀

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