Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

Heute war ich seit längerer Zeit einmal wieder beim Friseur. Kein hipper Friseur. Kein stilbewusster Friseur. Einfach ein Friseur. Ein Friseur, zu dem ich bereits als Kind gegangen bin. Leider bin ich unter der Schere kein besonders gesprächiger Typ, was mich – neben dem Alter – vom restlichen Kundenstamm unterscheidet. Normalerweise bin ich auch in 20 Minuten durch und habe keine besonders ausgefallenen Wünsche. Also völlig pflegeleicht. Trotzdem wurde der Preis für meinen unverändert modischen Kurzhaarschnitt im letzten Jahr dreimal eröht!

Denn Friseure wollen keine schweigsamen Kunden. Sie wollen reden. Wollen wissen was sich im Leben der Kunden abspielt – und wollen, dass der Kunde das gleiche Interesse aufbringt. Normalerweise komme ich mit ein, zwei Sätzen Smalltalk durch meine Sitzung. Doch heute nicht. Heute war ich erstaunlich gesprächig, was die behandelnde Friseuse sichtlich erfreut hat. Nicht weiter erstaunlich. Ganz im Gegensatz zur geforderten Leistungsvergütung, die doch tatsächlich geringer war, als die letzten (schweigsamen) Male – und das trotz der (aufgrund der Unterhaltung) erhöhten Schnittdauer. Ob da ein Zusammenhang besteht? Sollte ich den Wert des gesprochenen Wortes im Alltag unterschätzt haben?

11 Gedanken zu “Schweigen ist Silber, Reden ist Gold

  1. Ich gehe auch immer zu meiner Dorf-Friseuse, die auch meinem Papa die Haare schneidet. Die kennt meine Veranlagung und labert auch nicht viel, was ich ebenfalls sehr angenehm finde. Zum Jahresanfang wurde aber auch da der Preis erhöht, allerdings gibt es auch so ein Bonusheftchen wie im Kaffeeladen, der zehnte Schnitt ist umsonst. Keine Ahnung, ob ich da überhaupt alt genug werde. Und wenn doch ist das Heftchen längst verloren gegangen.

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  2. Am schlimmsten finde ich ja das Haare föhnen beim Friseur. Die labern einem dann immer ins Ohr und ich versteh beim besten Willen nicht, was die wollen, und so muss ich ungefähr 20 Minuten lang „HÄ“ schreien. Tja. Deshalb reden meine Friseure eigentlich auch nie mit mir..

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  3. Ein Bonusheft. Ja, das ist doch mal eine gute Idee. Aber so oft wie ich beim Friseur bin… 😉

    Föhnen geht vollkommen an mir vorbei. Lohnt sich bei meinem unverändert modischen Kurzhaarschnitt einfach nicht. Ich glaube sowieso, dass Frauen da ein noch viel härteres Los gezogen haben. Das ist ja oft eine ganze Prozedur mit Föhnen, Färben, Auswaschen etc. Obwohl Frauen ja auch von Natur aus gerne mehr reden… (und 1 Euro in die Vorurteilskasse!)

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  4. Ich rede auch so gut wie keine Silbe beim Friseur. Die kennen auch überhaupt keine aktuellen Filme oder TV-Serien, weshalb ich auf den ersten, amtlich zugelassenen CineaCoiffeur warte. Das ist eine Marktlücke!

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  5. Ja, das stimmt. Wenn man sich über die aktuellen Lost-Folgen beim Haareschneiden unterhalten könnte, würde ich da auch viel öfter hingehen. Man hat ja die Wahl: Entweder geht man immer zum selben Friseur, der einen ergo kennt und einen mit irgendwas volllabert. Oder man geht immer zu anderen, und da wird man jedesmal wieder nach seiner gesamten Lebensgeschichte ausgequetscht. „Und, was machst du so?“ Bäh, das hasse ich. Es ist schon mal vorgekommen, dass ich mir ein kleines Spielchen daraus gemacht habe und mir einfach was ausgedacht habe… *schäm* Aber es war lustig. Kann ich weiterempfehlen.

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  6. Also der Kunde ist doch König! Außerdem bezahlst du ja auch für deinen Haarschnitt! Und wenn du dich nicht unterhalten möchtest, dann lässt du es halt!

    Aus der Sichtweise des Friseurs ist es natürlich total langweilig! Stell dir mal vor, du würdest den ganzen Tag dort stehen, verhältnismaäßig wenig Geld für deine Arbeit bekommen und niemand würde mit dir reden!

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  7. Das Schöne beim Cutters ist, die Frisörinnen da sind genauso wenig an einer Unterhaltung interessiert wie ich. Das Schlechte: Sie sind allerdings weniger an einem guten Haarschnitt für mich interessiert wie ich…Irgendwas ist ja auch immer 😉

    Aber das mit dem CineaCoiffeur find ich mal eine RICHTIG gute Idee! 😀

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  8. Zum CineaCoiffeur würde ich auch gehen. Wieder einmal eine grandiose Geschäftsidee von Herrn Inishmore!

    Auch die Idee der Gräfin finde ich klasse. Nur müsste ich dann ja meinen Friseur wechseln, der mir preislich sehr angenehm ist. Aber da das meist eh die gleichen Gespräche sind („Was macht das Studium?“ etc.), könnte ich das nächste Mal einfach etwas anderes erzählen… 😉

    @ loewenzahn: Cutters? Muss ich leider passen. Ist das eine Friseurkette? Hätte ich dann eher McCut oder so genanngt… 😀

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  9. Ich gehe mit meiner sprachlich wenig bewanderten Mutter seit einiger Zeit zu einem Discounter in Basel, der nur Damen aus „Fronkreisch“ beschäftigt. Nie werde ich ihre hysterischen Augen vergessen, als eine dieser Damen beim ersten Mal zu ihr sagte: „Und jetzt isch mache Ihnen des Roules mit die Bürst.“

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  10. Hehe, nette Geschichte. Da wird der Friseurbesuch doch glatt zum Erlebnis! Öfter mal was Neues eben. Sowas kann mir nicht passieren. Mit meinen Haaren bin ich doch eher konservativ veranlagt… 😉

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